Geht ihr euren alten "Wohnort" besuchen?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Ja, mache ich auch 71%
Nein,... 21%
Hmmmm, 7%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ja, mache ich auch

Mein alter Wohnort ist nur 6 km weg.

Eine Schulfreundin wohnt da noch und ich besuche sie alle 2-3 Monate.

Selten gehe ich da auch in einem günstigen Laden Pflanzen kaufen.

In unsere alte Straße fahre ich eher nicht, höchstens alle 3 Jahre mal. Die Leute hängen da oft am Fenster und sind neugierig.

Das Grab meines Vaters ist nach 30 Jahren eingeebnet worden. Selten gehe ich trotzdem da hin und spreche mit ihm. Meine Mutter starb 25 Jahre nach ihm und wollte woanders beerdigt werden.

Ich habe allerdings den Geburtsort meines Vaters, seiner Eltern und meiner Urgroßeltern väterlicherseits durch Ahnenforschung ausfindig gemacht.

Er kam aus Ostpreußen, was früher zu Deutschland gehörte und jetzt Polen ist. Viele Verwandte leben da noch.

Der Gutshof, wo er aufwuchs und die Schule gibt es noch, auch das Grab von 2 Urgroßeltern. Dort war ich 3x zwischen 2015 und 19. Magische Orte, sehr ländlich, mit großen Feldern, langen Alleen und Seen. Störche gibt es dort viele und alte verwitterte deutsche Friedhöfe.

Magische Orte für mich, mehr als mein Kindheitsort.

Die Häuser, in denen meine beiden Großelternpaare später in Deutschland lebten und ihre eingeebneten Gräber habe ich 2021 besucht, um sie meiner Cousine zu zeigen. Sie lebt woanders und wir schwelgten in Nostalgie, alten Fotos und Super 8 Filmaufnahmen. Da kam mir die Idee, da mal hinzufahren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rabendrache 
Fragesteller
 02.09.2023, 08:03

😍 Das hört sich voll magisch an.

Danke für die Ausführliche Antwort :)

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Rosenmary  02.09.2023, 08:06
@Rabendrache

Gerne, ja es fühlt sich aussergewöhnlich an, da die Natur so wunderschön ist und da tatsächlich noch Spuren von Menschen sind, die um 1875 geboren wurden. Die Störche sind cool, es gibt da ganz viele.

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FAQxJenosse  02.09.2023, 08:03

Lässt sich sagen, dass es deutsche Verwandte sind? Sie konnten nach dem Krieg bleiben?

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Rosenmary  02.09.2023, 08:14
@FAQxJenosse

Von 2 Verwandten lässt sich sagen, dass es Deutsche sind bzw. waren.

Papas Schwester und Opas Schwester (letztere lebt sogar noch).

Beide deutschsprachig und als Deutsche geboren. Die "konnten" nicht bleiben würde ich nicht sagen, eher sie hatten keine andere Wahl.

Alle waren auf der Flucht, für diesen Ort kam der Evakuierungsbefehl, da standen die Russen 20 km entfernt. Sie wurden eingefangen, vergewaltigt und zur Arbeit auf dem Gutshof gezwungen, das Gutshaus selbst wurde abgefackelt. Später heirateten beide deutsche Männer, so dass meine Cousins und Cousinen dort halb Deutsche waren.

Die deutsche Sprache, Namen usw wurde dann aber verboten, so dass sie polnische Pässe hatten und nur polnisch sprachen. Ebenso deren Nachkommen. Da kann man höchstens sagen, es sind deutsche Vorfahren in der Linie gewesen.

Wobei meine Urgroßeltern, so habe ich erfahren, bereits teilweise deutsch/polnischen Ehen entsprangen und auch nicht "rein deutsch" waren. Die Gegend ist Grenzgebiet und zwar direkt an der Grenze zu Polen früher gewesen und die Bevölkerung war vermischt. Zudem waren sie katholisch, während die meisten Ostpreußen eher evangelisch waren. Polen sind überwiegend katholisch. Noch ein Hinweis auf Tendenz zu polnischen Vorfahren.

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FAQxJenosse  02.09.2023, 08:19
@Rosenmary

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Die Vertreibungen nach dem Krieg sind mir bekannt, daher die Frage nach. Es war ein krasses Verbrechen, welches ich im Zusammenhang sehe. Körperliche Gewalt ist nicht zu entschuldigen. Vergewaltigung nenne ich Mord auf Raten.

Mir selbst sind keine Verwandten im (heutigen) Ausland bekannt. Weiß nur, dass sehr viele durch die Auswanderungswellen gen USA zogen.

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Rosenmary  02.09.2023, 08:27
@FAQxJenosse

Es gab damals in Ostpreußen einen Gauleiter Koch, der der Bevölkerung unter Strafe verboten hat zu fliehen. Er selbst floh dann aber zeitig und nahm sämtliche, auch größere Wertgegenstände mit. Er danach trauten sich auch die Massen zu fliehen. Der Wohnort meiner Großeltern ist heute noch ein kleiner Tupfen auf der Landkarte. Es gab damals kaum Telefone dort. Sie waren von Infoquellen abgehängt.

Mein Opa kam in Kriegsgefangenschaft und ging danach ins Ruhrgebiet zu seinem Onkel. Meine Oma besuchte er später, sie durfte aber bis 1957 nicht ausreisen mit ihren mittlerweile erwachsenen Kindern. Erst 1957 lockerte man das und sie durfte gehen, d.h. sie sahen sich 1939 bis 1957 nur punktuell. Mein Opa hat sich die Zeit allerdings anderweitig vertröstet...

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Rosenmary  03.09.2023, 12:11

Vielen Dank für den Stern 🌟.

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Ja, mache ich auch

Eigentlich regelmäßig, dafür mache ich auch schonmal Umwege.

Es ist immer interessant zu sehen wie schnell sich alles verändert, wer noch da ist und ob die alten Treffpunkte noch existieren.

Manchmal kommt dabei richtige Wehmut auf und ich wünsche mich wieder dorthin zurück.


Rabendrache 
Fragesteller
 02.09.2023, 08:15

Ja, so geht es mir auch oft :) bei einem Treffpunkt von uns gab es einen Schwanenteich wo viele Wasservögel gelebt haben leider sind da nur noch Enten und der Ort an sich wirkt irgendwie unbelebt dann denke ich an die alte Zeit wo dieser Ort richtig belebt war und würde da dann gerne in Vergangenheit reisen :D

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Andreas490  02.09.2023, 08:21
@Rabendrache

Am meisten schmerzen die Wohnburgen wo früher die schönsten Freiflächen waren.

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Nein,...

Meine alten Wohnorte sind mir noch bestens im Kopf. Früher gab's noch freie Sicht auf den Fernsehturm, nun wird seit ewig gebaut. 😢

Dir ein buntes Woch'end 🏳️‍🌈


Ich wohne bis dato in meiner Heimat, daher gibt es noch keinen alten Wohnort, den ich warum auch immer besuchen könnte. Das wird sich jedoch in naher Zukunft ändern, da größtenteils oder gar ganz im Ausland leben werde.

Da Flüge recht teuer sind und immer teurer werden (erst recht für drei Personen), werden wohl auch die Besuche eher selten sein. Es wird in Bezug auf Familie und Freunde sicher nicht einfach, trotzdem meine eigenen Ziele weiter verfolge.

Nee besuche mein Wohnort seit 51 Jahren jeden Tag, ich wohne da