Durch welche Ereignisse wurde Deutschland Multikulturell?

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Ich habe in Geschichte nie ganz aufgepasst, aber so viel weiß ich:

In meinem Weltbild begann Deutschland bereits multikulturell, weil durch das Chaos der Völkerwanderungen im ersten Jahrtausend (Geschichtsunterricht 7./8.Klasse) und davor schon durch die Römer und den Handel am Rhein sich genetisch alles mixte.

Ich gebe Dir mal ein paar Stichworte (alle Angaben ohne Gewähr)

  • DIe Geschichter der Wanderarbeiter,
  • die eingewanderten Hugenotten,
  • die in den Ruhrpott arbeitenden Polen Ende des 19. Jahrhunderts,
  • die Verschiebungen der verschiedenen Deutschen Reiche (Hl. römisches Reich Deutscher Nation),
  • die Kolonien (Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika[Namibia]) und dadurch Einwander ins Kaiserreich (bis vor dem ersten Weltkrieg),
  • die Neuaufteilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg haben alle Anteil an "the melting pot of nations' u.s.w.
  • Denk auch an die "boat people" in den 70er Jahren, Terre des Hommes brachte einige Kinder aus Korea/Vietnam nach Deutschland (ich kenne solche Leute persönlich, die in D adoptiert wurden),
  • Durch den Zerfall des Warschauer Paktes auch Zuwanderung seit 1989 aus Polen und den Balkanstaaten.
  • Auch Russlanddeutsche und Wiedereingliederung von Deutschstämmigen aus Kasachstan, und aus ehemals Siebenbürgen, Schlesien, Pommern etc.
  • Gastarbeiter: erst Italien, Spanien, Portugal, Griechenland Türkei in den frühen 60er Jahren (Wirtschaftswunder)
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Jede Menge, lerne noch immer dazu.

Louisber 
Beitragsersteller
 31.12.2017, 17:45

Ja gut... der Vortag soll 4-5 Min. lang sein... kann man da was kürzen?

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Logindata  01.01.2018, 12:21
@Louisber

Vomn den 10 Punkten, die du in Minute 1 vorstellst, beleuchtest Du 3 Unterpunkte/ oder vertiefst drei Schwerpunkt, je nach Herangehensweise.

Ich als Lehrer wäre begeistert, wenn jemand weiter denkt als 2013/1989/1961/1949/1945/1939/1918/1914/1871 .....

So etwas will man doch sehen oder hören. Das jemand nachgedacht und irgendwann merkt, dass es "den Deutschen' a) gar nicht gibt ( lies mal "Das Bild der Deutschen"von) , das b) die BRD de facto dank der Heimatvetriebenen und später der Gastarbeiter und anderer Leute immer schon ein Einwanderungsland gewesen ist und dass c) Deutschland= Einwanderungsland eine unumkehrbare Geschichte ist. (Diese Herausforderung haben mehr westliche Länder).

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tanztrainer1  01.01.2018, 12:53

Da fällt mir noch die Zuwanderung zu DDR-Zeiten aus den "sozialistischen Bruderstaaten" ein: vielfach aus Vietnam und Cuba!

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Wir waren schon multikulturell, bevor es Deutschland gab.

Große Teile des Landes waren schon kurz nach Christi Geburt bis teilweise ins 4. Jahrhundert von den Römern besetzt. Und es waren nicht nur "Römer", die zu uns kamen, sondern teils auch Legionäre aus ihren sämtlichen Gebieten, die sich rund um das Mittelmeer erstreckten.

Weiterhin gab es mehrere Phasen der Völkerwanderungen. In der Neuzeit gab es Zuwanderungen aus Frankreich (Hugenotten), der Schweiz, Italien usw. Neben größeren Zuwanderungen gab es immer auch den "Zustrom" von Spezialisten im Bergbau oder Tunnelbau, aus Italien oder Osteuropa beispielsweise. Wer glaubt, dass wir bis vor Kurzem eine reine "deutsche Kultur" hatten, der irrt sich. Ich empfehle mal, einen DNA-Herkunftstest machen zu lassen.

Umgekehrt gab es auch Abwanderungen aus Deutschland. Nicht nur nach Amerika, sondern es sind ganze Siedlungen in Südamerika, in Rumänien, Ungarn, Russland usw gegründet worden. Und wir Deutsche freuen uns, wenn dort nach zweihundert Jahren die Leute immer noch deutsch reden und deutsche Lieder singen, aber wir verlangen von den Zuwanderern bei uns, dass sie sich integrieren.

Übrigens ist dein Begriff "deutsche Kartoffelnation" sehr unglücklich gewählt, weil es die Kartoffel in Europa erst nach der Entdeckung Amerikas gab.


tanztrainer1  01.01.2018, 13:01

Was würde denn so ein DNA-Herkunftstest kosten.

Es würde mich echt interessieren, was da bei mir rauskäme. Von einer Urgroßmutter weiß ich ja, dass sie griechisch-italienisch war....

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PeterSchu  01.01.2018, 13:16
@tanztrainer1

Ich kenne das hier für 72 Euro einschließlich Versandkosten. Die hatten vor Weihnachten aber auch schon ein Sonderangebot 20 Euro billiger.

Du solltest dich aber erst informieren, ob man dort angemeldet sein musst, um die Ergebnisse übernehmen zu können. Und sicher gibt es auch noch andere Anbieter.

https://www.myheritage.de/dna/

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Das war schon deutlich früher und begann letztlich mit den Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre eigenen Gebräuche mitbrachten & setzte sich über die Gastarbeiter aus Süd- und Osteuropa in den 50er- und 60er-Jahren fort. Die Flüchtlingssituation von 2015 ist nur die bisher letzte (aktuellste) Evolutionsstufe.


Louisber 
Beitragsersteller
 31.12.2017, 17:22

1. Heimatvertriebenen 2. Gastarbeiter 3. Flüchtlingssituation. Das sind also die Auslöser für die deutsche Multikulturalität?

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Logindata  31.12.2017, 17:27

Fängt bei Euch die Melange "Deutschland" echt erst 1945 an?

Finde ich etwas zu kurz gedacht, siehe meine Antwort.

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Hegemon  31.12.2017, 17:33

Die ostdeutschen Heimatvertriebenen beherrschten ihre Muttersprache Deutsch fließend in Wort und Schrift und unterschieden sich von den West- und Mitteldeutschen kulturell nur marginal - auf jeden Fall um Welten weniger als die späteren Gastarbeiter. Ich weiß das deshalb so genau, weil ein ganz erheblicher Teil meiner Familie aus den seit 700 Jahren deutschen Ostgebieten stammt. Die Vertriebenen in einem Atemzug mit "Multikulti" zu nennen, halte ich für einen schlechten Scherz. Tatsächlich liegen die Anfänge zudem eher bei der Binnenwanderung der Ruhrpolen im 19. Jahrhundert, wenn nicht gar früher.

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rotesand  31.12.2017, 17:35
@Hegemon

Nein, das ist kein Scherz.

Ich weiß, dass sich da kaum was unterschied bzw. weit weniger als bei Gastarbeitern, aber es gab schon eigene Bräuche, eigene Dialekte, eine eigene Kultur im Sinne von VOlksliedern, Lyrikern und Gedichten sowie Trachten, die sie mitgebracht haben. Das hat sich dann spätestens ab dem Zeitpunkt mit Deutschland vermischt, als Heimatvertriebene sog. "Alteingesessene" heirateten.

Ich habe das schon mehrfach etwa bei den Treffen von Böhmerwaldlern oder Südmährern mitbekommen, die hier in der Halle stattfanden.

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Nik7778  31.12.2017, 17:54
@rotesand

Na und? Meine Opa und Oma sind Sudentdeutsche und haben somit  ihre deutsche Kultur. Da hat sich nichts vermischt. Man hat sich von außen an die Bayern angepasst und zuhause hat man eben böhmisches Essen gemacht.

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rotesand  31.12.2017, 17:57
@Nik7778

Genau so war das auch, kann ich so bestätigen.

Ich persönlich würde das aber als erste "Multikulti"-Schritte zumindest der Nachkriegszeit werten, weil eben andere Kulturen nach Deutschland kamen. Auch wenn sie nicht unbedingt immer und überall im Alltag zu sehen waren.

Dennoch muss man sich hier nicht deswegen streiten oder barsch werden.

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Hegemon  31.12.2017, 19:19
@rotesand

"Das hat sich dann spätestens ab dem Zeitpunkt mit Deutschland vermischt"

Falsch. Du hast hier offensichtlich völlig falsche Vorstellungen, was damals alles seit Jahrhunderten zu Deutschland gehörte. Kein Wunder, daß Du das mit Multikulti in eine Topf wirfst. Da hat sich nichts "mit Deutschland vermischt". Sorry, aber das ist Quatsch. Das war Deutschland, und das waren Binnenwanderungen von Deutschen innerhalb Deutschlands - so, als wenn jemand heute von Hamburg nach Hessen zieht. Da käme Dir ja auch nicht in den Sinn, plötzlich von "Multikulti" zu reden. Ostpreußen z.B. hat seit Hermann von Salza eine 700jährige deutsche Siedlungsgeschichte. Ostbrandenburg, Pommern, Westpreußen, Schlesien - das war jahrhundertelang deutsch.

Multikulti bezeichnet ein Zusammenleben von - Zitat: "Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Sprachen, Religionen und Ethnien".

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Multikulturelle\_Gesellschaft

Die Menschen aus den deutschen Ostgebieten hatten die Nationalität des Deutschen Reiches, ihre Muttersprache war Deutsch, ihre Religion war das Christentum, und ihre Ethnie war deutsch - genau so wie bei jedem Hamburger, Bayern oder Thüringer. Der Multikultibegriff ist an dieser Stelle also sachlich falsch.


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vollstrecker20  31.12.2017, 21:45
@rotesand

rotesand: Bevor die Heimatvertriebenen kamen, hatte also in D nicht jede Region ihre eigenen Bräuche, Trachten, Dialekte etc? Die Heimatvertriebenen pflegen ihr Brauchtum, so wie der Rheinländer, der Bayer, der Schwabe, der Hesse etc. Sie alle sprechen ihren eigenen Dialekt, aber alle die Sprache Hochdeutsch um sich zu verständigen. Eine Kultur die einer gemeinsamen Wurzel entspringt, die nichts mit der islamisch arabischen Kultur und einem völlig anderem Verständnis eines Weltbild gemein hat. Die Heimatvertrieben waren und sind Deutsche, haben eine gemeinsame Kultur, mit den Deutschen die nicht vertrieben wurden, nur eben regionale Unterschiede. Haben sich die Heimatvertriebenen in Paralell-Gesellschaften zurück gezogen um ihre Kultur auszuleben, so wie die muslimischen Einwanderer.

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"Also wird Deutschland ehr von einer deutschen "Kartoffelnation" dominiert, welche blaue Augen hat und blond ist, oder wird Deutschlan von einer Multikulturalität dominiert? "

Du weißt doch sicher, dass das nie so war: "blaue Augen und blond....." Kartoffeln werden hier übrigens erst durch sogenannte Kartoffelbefehle (um 1750) angebaut.

Nach 1945 war es notwendig sich von einigen Vorstellungen zum "Deutschsein" zu lösen. Das hat lange gedauert. Und man soll nicht glauben, dass die Millionen Flüchtlinge (Deutsche) aus den ehemaligen Ostgebieten immer gut aufgenommen wurden, auch wenn die Idee der Volksgemeinschaft der NS-Propaganda so wichtig war.

Die Deutschen haben sich immer schwer damit getan, was oder wer deutsch ist. In Frankreich ist das ganz einfach: Franzose ist, wer in Frankreich geboren ist.

So wurde auch die Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist jahrzehntelang von fast allen Politikern verneint. Inzwischen hat sich da etwas geändert. Die Liste von Loginda ist vielleicht nicht ganz vollständig, gibt aber einen Überblick.

Es gibt keine konkreten Ereignisse wonach man in Deutschland so etwas wie Multikulturalität feststellen kann. Das ist ein allmählicher Prozess.

Der Begriff wird oft mit Zuwanderung in Zusammenhang gebracht. Wir haben es aber nicht nur den Gastarbeitern zu verdanken, dass es italienische, griechische u.a. Lokale gibt. Die Deutschen sind gereist und fanden etliche Aspekte anderer Kulturen gut und haben sie übernommen.

Die Jungendkultur hat in den 1950er Jahren den Rock- und Roll aus den USA aufgenommen. Kannst du dir vorstellen mit welcher Verachtung ältere Deutsche darauf reagiert haben. Schon damals wurde der Untergang der deutschen Kultur befürchtet.

Heutzutage ist es ganz selbstverständlich Elemente von Kultur, die einem gefallen, zu übernehmen. Was ist an dem, was wir Kultur nennen denn typisch deutsch?

In 4-5 Minuten kann man das kaum behandeln.


tanztrainer1  01.01.2018, 11:16

In der Region, in der ich aufgewachsen bin, gibt es mehr Deutsche, die eben nicht grad blond und blauäugig sind. Sind wir dann deshalb keine richtigen Deutschen? Schau Dich mal in BW oder in BY genauer um! (Gedanklich in der NS-Zeit steckengeblieben?

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tanztrainer1  01.01.2018, 12:44

Stichpunktartig Aufzählen schaffst Du in der Zeit.

Es kann aber passieren, dass der Lehrer dann irgendwo nachhakt. Also solltest Du trotzdem zu jedem Punkt etwas zusätzlich sagen können, das gibt dann Pluspunkte. Jedenfalls bei mir, wenn ich Deine Geschichtslehrerin wäre!

Jetzt von mir ein Tipp: Wie wär's wenn Du Beispiele nennen könntest von Personen, die in Deutschland bekannt sind und ursprünglich Zuwanderer waren?

Volker Bouffier, Ministerpräsident Hessen (Hugenotte)

Hasan Salihamidžić kam ursprünglich als Flüchtling während des Bürgerkriegs in Jugoslawien zu uns

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Ich Glaube, dass das jetzt nen bisschen zu weit in die Vergangenheit geht. Ich würde daher sagen, dass man als erste Zuwanderung die Heimatvertriebenen nimmt


ulmimax  31.12.2017, 18:59

Nein, die Heimatvertriebenen waren, wie der erste Teil des Wortes schon sagt, keine multikulturellen Zuwanderer von irgendwoher, sondern Bürger Deutschlands, die aus ihrer bisherigen deutschen Heimat vertrieben wurden und sich woanders einen Wohnsitz suchen mussten.

Zwischen diesen Menschen und den heutigen Migranten besteht deswegen in keiner Hinsicht ein ethnischer oder territorialer Zusammnhang.

Es ist einfach unsachlich, diese beiden Gruppen miteinander zu vergleichen oder gar gleich zu stellen.

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