Deutsch: Wie schreibt man den Dämon des René Descartes (den Genius malignus) richtig: Descartes'scher Dämon, descartesscher Dämon, descartscher Dämon?

4 Antworten

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Die zweite Schreibweise ist meiner Erinnerung nach die nach Duden korrekte, aber die erste setzt sich langsam durch; sie sieht auch, mit oder ohne Apostroph, besser aus. Descartes war ein Mensch, es widerstrebt, seinen Namen klein zu schreiben.

Die klassische Schreibweise ist cartesischer Dämon wie cartesisches Koordinatensystem. Es geht um denselben Mann.


KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 31.05.2017, 13:14

Na ja, ich finde die adjektivgetreue Kleinschreibung eigentlich ganz nett ... egal, Geschmackssache.

Es scheint aber prinzipiell doch beides erlaubt zu sein: http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Amtlich/GrossKlein/pgf59-62.html#pgf62?

Wow, danke für den Tipp für kartesisch! :D Seltsamerweise spuckt Google auf diese Suche (beide Schreibweisen: c und k zusammen) wahrlich nur eine Handvoll Treffer aus, aber es klingt natürlich um Welten besser! :D

René Descartes hat die analytische Wissenschaft "erfunden" und hat gleich einige Werkzeuge dazu mitgeliefert, wie z.B. das rechtwinklige Koordinatensystem mit x- und y-Achse.

Und weil es Descartes erfunden hat, heißt es allgemein das kartesische Koordinatensystem. Ich persönlich würde mich daher für den kartesischen Dämon entscheiden.


KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 02.06.2017, 09:50

Danke!

Hm, seltsam, dazu finde ich gerade einmal 7 Treffer im Web, die längst veraltete Schreibweise mit c mit einbezogen. Descartsch (m. E. völlig ungrammatikalisch) ist am häufigsten zu finden mit 51 Treffern, descartes(')sch kommen auf 16 Treffer. Scheint so, als wäre die lateinische Bezeichnung genius malignus mit fast 5000 Treffern doch die bekannteste ...

KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 02.06.2017, 15:10
@Hamburger02

Stimmt, aber auch ohne Dämon. Kartesisch an sich im mathematischen Sinne, vom Koordinatensystem oder Produkt her, ist mir natürlich ein geläufiger Begriff.

(Der Österreicher mit der Katze hieß Schrödinger)

Es heißt "Schrödingers Katze" oder "schrödingersche Katze" ohne Apostroph, da hier kein Buchstabe ausgelassen wird. Wir müssen den Briten ihre Fehler, pardon Pekuliaritäten, nicht nachmachen.

Da "Descartes" auf -s endet, ist es hier möglich und ggf. sogar geboten, den Genitiv mit Apostroph zu bilden. Also:

Descartesscher Dämon (hier kein Apostroph, da keine Auslassung - die Laute s und sch gelten als unterschiedlich genug)

Zur Groß-/Kleinschreibung in diesem Fall: nach der ursprünglichen Rechtschreibreform aus den 1980ern muss hier immer klein geschrieben werden (wo nicht nach anderen Regeln immer groß geschrieben werden muss), vor dieser Reform wurde "Descartessch" groß geschrieben, da der Begriff sich direkt auf die Person Descartes zurückführen lässt, wie es jetzt nach der Reform der Reform der Reformreform der Rechtschreibreform aussieht, muss ich jedesmal selber recherchieren.

Auch möglich: Descartes' Dämon (hier immer groß geschrieben und mit Apostroph, da Genitiv eines auf -s endenden Substantivs/Eigennamens)


KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 31.05.2017, 18:27

(Der Österreicher mit der Katze hieß Schrödinger)

Ups :D

Okay, jetzt ist mir der Apostrophengebrauch noch besser klar :) Klar, es fällt ja nichts weg!

Dennoch scheint die offizielle Regelung zu besagen, z. B. von der Müller'schen Idee (oder aber der müllerschen Idee, nicht aber der Müllerschen Idee) zu sprechen: http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Amtlich/GrossKlein/pgf59-62.html#pgf62

PWolff  31.05.2017, 18:53
@KnorxyThieus

Sorry, im verlinkten Text finde ich nichts zu "Müller'sch", "müllersch" usw.

Auf duden.de trotz längeren Suchens auch nicht. In meiner (schon etwas älteren) gedruckten Ausgabe von "Richtiges und gutes Deutsch" ist ein Apostroph zur Abtrennung von -sch nicht zulässig, nach der neueren Ausgabe zulässig, aber nicht zwingend.

KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 01.06.2017, 19:52
@PWolff

Steht doch ganz unten! (-:

§ 62 Kleingeschrieben werden adjektivische Ableitungen von Eigennamen auf -(i)sch, außer wenn die Grundform eines Personennamens durch einen Apostroph verdeutlicht wird, ferner alle adjektivischen Ableitungen mit anderen Suffixen.

Beispiele:
die darwinsche/die Darwin’sche Evolutionstheorie, das wackernagelsche/Wackernagel’sche Gesetz, die goethischen/goetheschen/Goethe’schen Dramen, die bernoullischen/Bernoulli’schen Gleichungen
die homerischen Epen, das kopernikanische Weltsystem, die darwinistische Evolutionstheorie, tschechisches Bier, indischer Tee, englischer Stoff mit eulenspiegelhaftem Schalk, eine kafkaeske Stimmung

Ach, auf dieser Seite hier wird übrigens sogar der liebe Kartesius angesprochen: http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/Gross-klein/Eigennamen.html

Von Personennamen abgeleitete Adjektive auf -sch werden nach der oben stehenden Regel kleingeschrieben. Wenn aber vor sch ein Apostroph zur Verdeutlichung des Personennamens steht, wird das Adjektiv großgeschrieben (§62).

Zum Beispiel: [...]

die descartessche Philosophie oder: die Descartes’sche Philosophie

So fremd es auch ausschauen mag ... ^^

Descartes'scher Dämon oder descartesscher Dämon.


Liberty66  01.06.2017, 19:36

... oder einfach auch noch "Descartes-Dämon". .-)

hutten52  31.05.2017, 12:08

Oder cartesianischer Dämon.

KnorxyThieus 
Beitragsersteller
 31.05.2017, 13:15
@hutten52

Cartesianisch? Heißt es nicht kartesisch wie im Koordinatensystem, worauf Ottavio mich gerade gestoßen hat?