Denkt ihr der Versailler Vertrag war übertrieben?

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Der Versailler Vertrag enthielt einige Härten, die wenig fair waren. Dies betrifft besonders Gebietsabtretungen, die nicht dem Selbstbestimmungsrecht der Völker entsprachen

Die Reparationen waren eine außerordentliche Belastung Deutschlands, andererseits hatte besonders Frankreich als ein Hauptkriegsschauplatz starke Schäden erlitten. Der Versailler Vertrag regelte noch nicht die Einzelheiten der Frage der Reparationen. Die Durchführung erwies sich als für die Weltwirtschaft insgesamt wenig geschickt. Der Versailler Vertrag selbst bot Spielraum für Verhandlungen und neue Abkommen in der Frage der Reparationen.

Der Erste Weltkrieg hatte immerhin 4 Jahre gedauert, zu hohen Verlusten geführt, nationalistische Leidenschaften entfacht und war mit propagandistischer Verteufelung jeweiliger „Feinde“ verbunden.

Die Erwartungen und mit Gefühlen aufgeladene Stimmung in den Siegernationen erschwerten angesichts eines vollständigen militärischen Triumphes (die eine Seite war unfähig, den Kampf mit ernsthaften Aussichten wiederaufzunehmen), auf Gewinne zu verzichten.

Ein allseitig überwiegend als zufriedenstellend empfundener Friedensvertrag war in der damaligen Lage kaum möglich.

Siegerstaaten hatten ein grundsätzlich berechtigtes Anliegen in der Berücksichtigung von Sicherheitsinteressen mit einem wirkungsvollen Schutz vor zukünftigen Angriffen. Extreme deutsche Nationalisten hatten weitgehende Kriegsziele vertreten, insofern war eine Absicherung nicht völlig ungerechtfertigt. Der Versailler Vertrag belastete andererseits die demokratischen Kräfte in Deutschland.

Der Vertrag war weder völlig angemessen noch ganz und gar übertrieben. Diese Zwischenstellung zwischen Härte und Milde führte zu besonderen Schwierigkeiten.

Eberhard Kolb, Die Weimarer Republik. 7., durchgesehene und erweiterte Auflage. Oldenbourg : München, 2009 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 16), S. 36:

„Mit Recht ist gesagt worden, der Versailler Vertrag sei – je nachdem, wie man ihn ansehe – entweder zu hart oder zu mild gewesen. „Zu hart: denn Deutschland konnte nicht anders, als vom ersten Augenblick an versuchen, ihn abzuschütteln; zu milde: denn der Eingriff in die deutsche Substanz war nicht tief genug, um Deutschland die Hoffnung und die Möglichkeit zu nehmen, den Vertrag revidieren zu können – sich ihm zu entwinden und ihn zu zerreißen“ (KARL DIETRICH ERDMANN). Bei der Beurteilung des Versailler Vertrags im historischen Rückblick müssen heute vor allem zwei Gesichtspunkte hervorgehoben werden, die im Deutschland der Zwischenkriegszeit angesichts der nahezu einmütigen, emotionsgeladenen Ablehnung des „Diktatfriedens“ nicht ausreichend berücksichtigt wurden, sehr zum Schaden der deutschen Politik. Erstens: Gewiß ist zuzugeben, daß das Vertragswerk eine extreme Belastung für die junge Demokratie darstellte, und es kann bezweifelt werden, ob die Sieger sehr klug handelten, wenn sie die Folgen der Niederlage gerade jenen Politikern und Parteien aufbürdeten, die sich u Wilsons Ideen der Völkerverständigung bekannten. Aber so harte Bedingungen Deutschland auch auferlegt wurden – einzelne Bestimmungen des Friedensvertrags waren dich weniger rigoros ausgefallen, als es während der Verhandlungen im Bereich des Möglichen gelegen hatte. Der Vertrag besaß tatsächlich einen Kompromißcharakter, er war zwar nicht jener milde „Wilson-Friede“, den man in Deutschland erträumt hatte – und den Wilson in dieser Form gar nicht beabsichtigte. „Der ‚Betrug‘ Wilsons war in Wirklichkeit der Selbstbetrug der Deutschen über den tatsächlichen Ausgang des Krieges“ (MANFRED BERG); aber er war auch nicht ein „karthagischer Friede“, wie ihn einflußreiche Politiker und große Teile der öffentlichen Meinung in den Siegerstatten forderten. Zweitens: Trotz des Versailler Vertrags behielt das Deutsche Reich den Status einer europäischen Großmacht und besaß auf längere Sicht die Möglichkeit, wieder einen aktiven Part in der europäischen Politik zu spielen, sogar mit größerer außenpolitischer Bewegungsfreiheit als vor 1914; Rußland war aus Mitteleuropa abgedrängt und für lange Zeit mit seinen innenpolitischen Problemen beschäftigt, Südosteuropa aber konnte, bei behutsamer-stetiger Politik, mit der Zeit zur wirtschaftlichen und politischen Einflußsphäre des Deutschen Reiches werden.“

Vgl. außerdem S. 214 - 218

Dies ist leider schwer zu sagen. Die Forderungen, besonders die hohen Reperationszahlungen, die gestellt wurden waren extrem hoch angesetzt. Man hätte damit rechnen können, dass ein Land, welches durch Krieg wirtschaftlich am Boden liegt, nicht in der Lage ist die Kosten zu erstatten. Es war meines Erachtens vorhersehbar, dass es durch den Versailler Vertrag zu Unruhen und Unzufriedenheit kommen würde. Genau diesen Faktor nutzten die Nationalsozialisten, um Zulauf zu bekommen. Und genau dies geschah auch. Naja, den Rest der Geschichte kennen die meisten sicherlich. Es ist ebend schwer einzuschätzen, da man selber noch nicht zu dieser Zeit lebte und sich daher kein eigenes Bild über die Lage machen konnte.

Der Vertrag selber geht in Ordnung (ausgenommen die übertrieben Gebietsabtretungnen).

Die folgende Politik war das Problem, die aussenpolitische Isolation Deutschland und das Ziel Deutschland langfristig zu schwächen (Deutschland sollte nie wieder ein Faktor spielen) , fuehrte einmal zur erneuten Spaltung Europas und fehlender Perspektive bei der deutschen Bevoelkerung.

Isoliert, ohne Perspektive ... verschafft keinen dauerhaften Frieden !

er war ungeschickt, weil er zu einer Wiederholung des Krieges führte; das hätte man besser lösen können.

Vollkommen angemessen !!!