Date leidet unter Depressionen- wie gehe ich damit um?

8 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Liebes TheOneGirl,

es tut mir Leid, dass du von ihm verletzt wurdest. Ich kann dich sehr verstehen.

Es haben schon einige geschrieben, dass du lieber vorsichtig sein solltest. Ich würde mich dem als Psychologin anschließen. Ich würde allen Menschen davon abraten, mit akut psychisch erkrankten Menschen eine Beziehung zu beginnen. Wenn man schon lang in einer Beziehung ist und dann der Partner erkrankt, ist das etwas anderes. Dann hat man schon eine andere Basis, ein anderes Vertrauen, ein anderes gemeinsames Selbstverständnis und eine Beziehung kann das auch gut überstehen. Auch wenn ein Mensch in der Vergangenheit psychisch krank war, die Krankheit aber überwunden hat, würde ich kein Veto einlegen.

Aber wenn der Beginn einer Beziehung von einer akuten Krankheit belastet ist, dann geht das leider oft schief. Für beide. Du merkst schon, dass dich der Kontakt zu ihm negativ beeinflusst. Er möchte sich auch keine Hilfe holen (Redflag!). Wenn er bereit wäre, sich Hilfe zu holen, könnte man dem vielleicht noch eine Chance geben. Aber so wird das vermutlich nichts. Du kannst nicht seine Therapeutin sein und du kannst auch nicht ewig deine Bedürfnisse hintenan stellen. Über kurz oder lang wirst du diejenige sein, der es auch schlecht geht. Dann wird es irgendwann zerbrechen und du wirst dich schlecht fühlen und er wird seine "Bestätigung" haben, dass er nicht liebenswert sei und alle anderen Menschen oberflächlich und doof seien. Du tust euch beiden keinen Gefallen damit.

Ich hatte auch schon mal so einen Fall. Vor ca. 2 Jahren habe ich mich auch in einen Mann mit Depressionen verliebt. Alles hat er schlecht geredet. Nie funktionierte irgendein Vorschlag, den ich brachte. Immer hing er nur in seiner Vergangenheit. Zerbrochene Lebensträume, zerbrochene Beziehungen, ewiges Selbstmitleid, Selbsthass, Zynismus. Schweren Herzens habe ich ihm irgendwann alles Gute gewünscht und ihn gehen lassen. Ich hoffe, er konnte die Krankheit überwinden, denn ich konnte sehen, was für ein wunderbarer Mensch er unter dieser Krankheit war.

Diese Menschen brauchen fachliche Unterstützung und müssen aus ihrem Loch krabbeln. Es geht nicht darum, dass du mit ihm als Mensch keine Beziehung führen solltest. Sondern darum, dass du nicht mit seiner Depression eine Beziehung führen sollst. Und die wird bleiben und euer beider Beziehung zerstören, wenn er sich nicht kümmert.

Fühle dich gedrückt und alles Gute!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Psychologin

TheOneGirl 
Beitragsersteller
 08.09.2024, 17:28

Vielen, vielen Dank für diese ausführliche und wirklich hilfreiche Antwort!

Ich habe ihm auch schon geraten, sich professionelle Hilfe zu suchen, das wurde aber abgelehnt.

Im Grunde hast du damit auch schon alles getan, was du tun kannst. Tiefsitzende Depressionen sind für den Betroffenen ein mithin großes Problem, mit denen allein zurecht zu kommen zumeist mit einem massiven Verlust von Lebensqualität einhergeht. Es stellt sich dann eben die Frage, inwieweit ihm das selbst noch nicht bewusst geworden ist oder aus welchem anderen Grund er eben eine Psychotherapie (die ja an und für sich kein "Problem" darstellt, abgesehen davon einen Platz zu bekommen) ablehnt.

In einer Beziehung entwickelt sich dann eben das Phänomen, dass dieser Verlust der Lebensqualität sich auf den Partner ausweitet (im Grunde können Depressionen so quasi "ansteckend" sein, denn eine entsprechende Atmosphäre wirkt sich wiederum auf die eigene Psyche aus), was dann zu einem Teufelskreis wird, in dem beide relativ schnell drinstecken. Ob du nun damit zurecht kommst auf Dauer oder eben nicht (beides ist letzten Endes "legitim") hängt insbesondere von deinem Nervenkostüm ab.

lg up

Ich finde es erstmal sehr Stark von dir das du ob wohl er Depressionen hat nicht gleich abgesprungen bist sondern ihn weiter zu ihm hälst.

Ich hatte selber Jahre lang Depressionen. Er sollte sich definitiv Professionele Hilfe hohle. Versuch ihn zu überreden, bleib da Hartnäckig, er soll es für dich machen sonst sehe ich da keine Zukunft weil er dich sonst Mit runter zieht. ( ich würde ihm das wenn es geht aber von angesicht zu angesicht sagen nicht am Telefon)

Auf mich selbst bezogen kann ich halt nur sagen manchmal braucht man nen kleine Tritt in den Arsch um auf zustehen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn eure Gespräche sehr einseitig sind, solltest du ihm das sagen. Aber ich denke, dass er so depressiv ist, dass du ihn nicht erreichen wirst.

Durch die große Distanz zwischen euch wird das Ganze noch beschwerlicher.

Ich kann dir nur den Rat geben, dass du auf deine eigene Grenze achten und sie auf keinen Fall überschreiten solltest.

Im Ansatz merkst du ja selber, dass diese bereits erreicht ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Psychologie und Psychosomatik
Ich habe ihm auch schon geraten, sich professionelle Hilfe zu suchen, das wurde aber abgelehnt

Ganz ehrlich? Mach Schluss. Diese Beziehung wird dich irgendwann selbst kaputt machen.

Bei uns bin ich der depressive Part der Beziehung und wir sind seit 11 Jahren verheiratet. Es ist verdammt schwer, jemanden mit Depressionen "durchs Leben zu ziehen", weil der gesunde Partner teilweise zwei Leben führen muss.

Ich war in Therapie. Lange. Und kann mittlerweile ganz gut damit umgehen - aber das erfordert von beiden Seiten viel ab. Solange dein Freund keine professionelle Hilfe annehmen will, wird er nie lernen mit dir zu kommunizieren, wie es ihm geht und was du (nicht) tun sollst, um ihn zu unterstützen.