Darf man im Buddhismus Pflanzen und Pflanzensamen essen?
Ich habe mal gelesen, dass man im Buddhismus kein Fleisch essen soll. Wahrscheinlich ist das so, weil man vermeiden will, fühlenden Lebewesen Leid und Tod zuzufügen. Wie ist das aber mit den Pflanzen? Nach unseren modernen Erkenntnissen, die die Menschen zu Siddharta Gautamas Zeiten nicht hatten, sind das genauso Lebewesen, die Zellen haben wie wir und deren Zellen sich vermehren. Sie haben genauso einen Lebenszyklus wie wir, das heißt, sie sterben irgendwann. Der Unterschied zu Tieren und Insekten ist der, dass sie keine Nervensystem haben. Eigentlich dürfte man sie dann auch nicht essen. Wie ist das zu sehen?
14 Antworten
Religionen kümmern sich grundsätzlich nicht um moderne Erkenntnisse, insofern ist die Frage einfach zu beantworten: Man darf Pflanzen essen, weil es bei der "Schaffung" der Religion/Philosophie nicht verboten wurde.
Entgegen der allgemeinen Auffassung sind nicht alle Buddhisten automatisch Vegetarier, auch wenn dies aufgrund der Regel des "Nicht-Tötens" von Lebewesen nahe liegend ist.
Mönche und Gaben: Tatsächlich müssen zumindest buddhistische Mönche nach traditioneller Auffassung, alles nehmen, was ihnen als Gabe in ihre Bettelschale gelegt wird.
Da die Bevölkerung in den entsprechenden Landstrichen natürlich die Gebräuche und Regeln der Mönche in diesem Punkt kennt, wird niemand ein halbes Schwein in die Schale drücken.
Auch gibt es unter anderem die Auffassung, dass Fleischverzehr für Mönchnur dann abzulehnen ist, wenn der Verdacht besteht, dass das Tier eigens für den Verzehr durch den Mönch getötet wurde (als Beleg hierfür gilt das Jivaka-Sutra)
Mahayana-Buddhismus: An anderer Stelle sind die Auslegungen und Schriften strenger und wirken in ihrer Heftigkeit für jemanden der "milde Sanftheit" im Buddhismus erwartet, durchaus überraschen.
So soll es angeblich den "Keim des großen Mitgefühls zerstören" bzw es käme dem gleich, "sein eigenes Fleisch zu verzehren" (Quelle soll das Mahaparinirvana-Sutra bzw das Angulimaliya Sutra sein. Auch das Lankavatara-Sutra ist ein beliebtes Argumentationsmittel)
Wie in einer meiner Antworten zum Thema "Vegetarismus in Japan" schon geschrieben, hat man dort eine andere Auffassung von Vegetarismus als so mancher Buddhist im Westen.
So ist etwa der Verzehr von Speisen, bei denen Dashi-Brühe die Grundlage ist (die auf Fischflocken basiert) in japanischen Tempeln kein Problem - zumindest habe ich weder davon gelesen, noch habe ich selbst erlebt, dass es diese Bedenken gibt.
Grundsätzlich wird aber beispielsweise in Zen-Klöstern auf die Einhaltung der Regeln geachtet, die auf dem "Kaidanseki" (戒壇石) genannten Stein (oft neben dem Tor) zu finden sind.
Neben Fleisch und Alkohol wird dort, wie von @dohlebonnied bereits gesagt auch das Mitbringen der "Gokun" (五葷) genannten fünf Lauchgewächse untersagt.
Vielleicht ebenfalls zu bedenken ist, dass Vegetarismus mit Elite-Denken, Selbstgerechtigkeit und künstlicher Erhöhung gegenüber seinen Mitmenschen verbunden sein kann: "ICH bin moralisch höherstehend als ihr, weil ICH kein Fleisch esse - ihr Mörder!!!"
Letztlich bleibt es - Sutras, Gebote und Regeln hin oder her - letztlich die Verantwortung des Einzelnen, in welchem Maß er die Regel des "Nicht-Tötens" auch auf seine tägliche Ernährung anwendet.
Oder, wie es in dem hinduistisch geprägten Lied "Bow Down Mister" von Boy George ganz passend heisst:
"If you do not take the vow, you can eat the sacred cow, you'll get Karma anyhow...." ;-)
Danke für die ausführliche Antwort. :-)
Ich habe nach der Frage "Vegetarismus in Japan" mit der Suchfunktion von GuteFrage gesucht, aber da erscheint bei mir nur die Meldung "loading", ohne dass ein Suchergebnis aufscheint.
Jederzeit gerne. :-)
Entschuldige, ich hatte den Titel der Frage nicht mehr wörtlich im Kopf:
voilà: http://www.gutefrage.net/frage/in-japan-als-vegetarier-geht-das-oo
Siehe vor allem auch die Antwort von junti
Oh, danke. Ich habe mir die Frage und die Antworten durchgelesen.
Wovon würdest du dich dann ernähren, wenn das auch verboten wäre?
Natürlich sind Pflanzen auch Lebewesen. Aber wenn du noch nicht mal Pflanzen ißt, was ißt du dann? Wenn du verhungern würdest weil du sagst Pflanzen sind auch Lebewesen also darf ich sie nicht essen... ja dann stirbt ein Mensch. Und ich würde mal sagen wenn ein Mensch stirbt wäre das noch schlimmer als wenn du ein paar Früchte essen würdest, die eh zum essen da sind und von der Natur so konzipiert wurden. Viele Pflanzen sind darauf angewiesen das ihre Früchte von Menschen gegessen werden, weil das die Art und Weiße ist wie sie ihre Samen verbreiten. Wenn du sie nicht essen würdest könnten weder du NOCH sie leben.
Pflanzen haben keinerlein Nerven, können keinen Schmerz empfinden. Sie sind zur Fortpflanzug dringed aufs gegessenwerden angewiesen.
Soweit ich weiß, ist man nochnichteinmal sicher, ob Pflanzen wirklich keinen Schmerz spüren. Man weiß nur, dass sie ihn nicht so spüren wie wir oder Tiere
Jede Pflanzliche Substanz muss irgendwann mal abgebaut werden, das schaffen Tiere mit Hilfe von Mikroben sehr gut. Das wird dann wieder Humus, Dünger. Ein Komposthaufen ist also ein besseres Anschauungsmaterial für das Werden und Vergehen als man so Buch-Buddistisch meinen wird. :)
Ein salomonischer Kompromiss. Aber die Wissenschaft hat sich weiter entwickelt.