Chancengerechtigkeit(Karikatur)?

(Karikatur: matthias pflügner) - (Schule, Politik, Bildung)

7 Antworten

Gemeint ist, dass Chancengerechtigkeit nur ein leerer Begriff ist, wenn die unterschiedlichen Menschen verschiedene Anfangsbedingungen haben.

Dargestellt wird hier ja ein Rennen. Im oberen Bild dürfen die Schwächeren weiter vorne Starten und im Ergebnis kommen alle gleichzeitig im Ziel an.

Im Unteren Bild starten alle am selben Punkt, im Ergebnis kommt der erwachsene Mann aber deutlich vor der Oma an.

Die Frage ist also, was ist Chancengerechtigkeit. Ist es gerecht, wenn alle gleiche Bedingungen haben oder ist es gerecht, wenn Schwächere einen Vorteil erhalten, damit sie gleichzeitig mit den Stärkeren ankommen.


Was ist Chancengleichheit?

Wenn alle unter den gleichen Bedingungen starten, kommen einige schneller an als andere.

Wenn alle gleichzeitig ankommen sollen, brauchen manche einen Vorsprung.

Im Endeffekt ist beides ungerecht.

Soll ein Kind aus einer Akademikerfamilie für vier Fehler im Diktat eine schlechtere Note bekommen als das Kind einer alleinerziehenden HartzIV-Empfängerin mit Migrationshintergrund?

Muss der Dicke im Schulsport nur 50 statt 100 Meter sprinten?

Soll man die 18 Bundesligisten jedes Jahr aus allen Fußballvereinen der Republik auslosen?

Man motiviert die Besten nicht, indem man sie mit den Schlechtesten vergleicht, und auch umgekehrt funktioniert es nicht. Leistung muss sich lohnen, und Ziele müssen erreichbar sein.

Natürlich ist es unfair, "Schwächen" zu bestrafen - aber vielleicht liegt die Lösung nicht in Gleichmacherei, sondern in der Anerkennung der Unterschiede und einer Aufwertung von Dingen, die man erst auf den zweiten Blick erkennt...

Die Oma hat Lebenserfahrung, und schon ihren Beitrag für die Gesellschaft geleistet.

Die Mutter sorgt dafür, dass es auch noch in 50 oder 100 Jahren weitergeht..

Das Kind lernt nicht nur das, was sich die Generationen vor ihm "erarbeitet" haben, sondern führt es hoffentlich noch einen Schritt weiter.

Und der Dicke überlebt nicht nur garantiert die nächste Hungersnot, er ist vielleicht auch ein genialer Mathematiker, Erfinder oder Musiker, spricht 17 Sprachen und kann einem Eskimo einen Großraumkühlschrank als Sauna verkaufen... (Merkels Nachfolger???)

Gegenseitige Wertschätzung funktioniert aber nur, wenn man das Leben nicht als Wettrennen, sondern als Mannschaftssport sieht, bei dem jeder seine Aufgaben hat. Im Idealfall kann jeder, der Verantwortung für die anderen im Team übernimmt, sich auch auf sie verlassen, wenn er selbst Hilfe braucht...

Werden Benachteiligten von Anfang an Vorteile verschafft, erreichen alle gleichzeitig das gleiche Ziel. In der Realität sieht es aber oft so aus, dass alle vom gleichen Startpunkt starten und durch Nachteile nicht gleichzeitig ans Ziel kommen.

Ich glaube, die sagt insofern aus, dass eine Chancengleichheit nicht immer fair verläuft. Fair wäre: jeder fängt vom gleichen Startpunkt aus an. Sollen aber alle die gleiche Chance auf den Sieg erhalten, müssen manche von weiter vorn beginnen (zB die alte Dame oder der korpulente Mann)