Bin ich Häretiker, wenn ich einzelne Sakramente ablehne?

Agnos2  29.08.2024, 17:13

Welche denn.

Alfonstabler 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 17:15

Die Beichte. Ich bin der Auffassung, dass sie der altkirchlichen Tradition widerspricht.

5 Antworten

Auf deine Antwort auf die Nachfrage:

Ich habe jetzt natürlich keine Ahnung, wieviel du dazu weißt, aber vielleicht einen Tick zuwenig, kann ja sein.

Die ersten Jahrhunderte gab es die sogenannte Exkommunikationsbuße. Es war die Reaktion auf die Erfahrung, dass während der großen Christenverfolgungen bis etwa Ende des 4. Jahrhunderts eine Reihe von Christen im Bekenntnis nicht standhaft blieben, ihren Glauben an Jesus Christus angesichts der Bedrohung ihres Lebens verleugnet haben oder im 3. Jahrhundert das Kaiseropfer darbrachten. Sie galten als vom Glauben abgefallen. Doch wie soll man mit ihnen verfahren, wenn sie bereuen und wieder Mitglieder der Kirche sein wollten? In dieser Zeit wurde theologisch erörtert, ob sie nochmals getauft werden müssen oder nicht. Das Ergebnis war die Lehre, dass die Taufe ein unauslöschliches Kennzeichen verleiht und deshalb nicht neu getauft werden muss bzw. kann. Parallel dazu wurde die bischöfliche Vollmacht, durch die Apostolische Sukzession verliehen, Sünden zu erlassen oder zu behalten verstärkt ausgeübt. Zu dieser Zeit wurde einmal oder höchstens zweimal im Leben gebeichtet, und zwar nur beim Bischof und auch nur bei sehr schweren Verfehlungen. Heute würde man sagen, nur bei Todsünden.

Im 7./8. Jahrhundert wurde, zunächst nur in irischen Klöstern, eine Übung üblich, in dem ein Mönch am Abend einem anderen Mönch seine Verfehlungen des Tages bekannte und dann dafür um Vergebung gebetet wurde. Es war ein geistliche Übung, aus der sich dann bald die heute übliche "Andachtsbeichte" entwickelte.

Beide, die Exkommunikationsbuße und die Andachtsbeichte, haben die gleiche Begründung in der Vergebungsvollmacht der Bischöfe. Daher ist es auch heute noch so, dass ein neugeweihter Priester nicht automatisch das Bußsakrament spenden darf, sondern dafür zeitnah nach seiner Weihe eine eigene Beauftragung durch den Bischof erhält. Manchmal kann es sogar passieren, dass dieser Auftrag zur Spendung des Bußsakraments auch wieder zurückgenommen wird (z. B. als disziplinarrechtliche Maßnahme bei bestimmten Vergehen oder Konstellationen).

Wie die meisten anderen Sakramente auch, hat das Bußsakrament sich erst allmählich entfaltet und entwickelt.

Nun zu deiner eigentlichen Frage: Durch den Zweifel allein wird man nicht zum Häretiker. Der wird man erst, wenn man nachhaltig eine Auffassung lehrt und glaubt, die der dogmatisch verbindlichen kirchlichen Lehre widerspricht. In der Regel wird das in einem eigenen kirchlichen Verfahren festgestellt (z. B. bei Hans Küng). So weit ich weiß, zieht das auch nicht automatisch die Exkommunikation nach sich. Ich meine, bin mir jetzt nicht ganz sicher, dass das auch in einem eigenen Verfahren festgestellt und vom Bischof amtlich ausgesprochen wird. Die Kirche eröffnet und schätzt im Allgemeinen einen offenen Diskurs. Wenn allerdings etwas als Dogma formuliert wird, dann ist die Diskussion zuende (was ich persönlich auch richtig finde). Zuletzt geschehen 1950 beim Dogma von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel und beim Konzil z. B. in der Konstitution über die Kirche.

kommt auf die abgelehnten Sakramente an.

als Beispiel für aus Kirchenmeinung unschickliche Ablehnung die ungemütlichen Schlussworte zum päpstlichen Geschreibsel "Munificentissimus Deus", was halt das Dogma über Maria Himmelfahrt festklopfte:

Wenn daher, was Gott verhüten möge, jemand vorsätzlich dies, was Wir definiert haben, leugnet oder in Zweifel zieht, so soll er wissen, dass er völlig von dem göttlichen und allumfassenden Glauben abgefallen ist.



Es ist eine historisch-kirchengeschichtliche Frage in Kombination mit einer konsistenten Theologie. Also es ist keine Sache von "gefällt mir (nicht)", sondern Historizität.

Die Didache wird auf 70 bis 120 n. Chr datiert (wenn man jetzt mal die Mehrheit der Frühdatierung und Spätdatierung nimmt) und da wird berichtet:

Am Tage des Herrn versammelt euch, brechet das Brot und saget Dank, nachdem ihr zuvor eure Sünden bekannt habet...

Das sagt jetzt erstmal nicht viel aus oder? Schließlich steht da nicht wen man die Sünden bekennen soll, aber als es damals geschrieben wurde, war es auch nicht wichtig, weil die praktische Tradition war jedem bekannt. Die Tradition war mit der Schrift gleichgestellt, wie der Schüler (Irenäus) eines Apostelschülers (Ignatius) in seinem Werk "Gegen die Häresien" deutlich darstellt und die wahre Tradition bleibt in der wahren apostolischen Kirche (egal ob die wahre Kirche jetzt die katholische oder die orthodoxe Kirche ist, sie alle haben die 7 Sakramente)

Historisch ergänzend berichtet der Origenes (185 - 253) in seinem Werk "Homilies on Leviticus" (Kapitel 2):

...nicht davor zurückschreckt, seine Sünde einem Priester des Herrn zu bekennen und Medizin zu suchen, nach der Art dessen, der sagt: ‚Ich sagte: „Vor dem Herrn will ich meine Sünde beklagen"
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ex-Atheist & belege Theologie-Kurse

Alfonstabler 
Beitragsersteller
 29.08.2024, 21:59

Es geht mir vor allem um das Vergeben der Sünde. Dass die Sündenvergebung ein Bekenntnis verlangt bezweifle ich nicht. Doch ob eine Sünde tatsächlich vergeben worden ist obliegt - so glaube ich - allein Gott.

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Hallo, ich bin gläubiger Katholik 

Noboy is perfect.

Nächstenliebe ist für mich von zentraler Bedeutung

Gilt nicht in jedem Fall.

»Entfernt den Bösen aus eurer Mitte!«, heißt es schon in der Heiligen Schrift (1.Kor 5,13 Einheitsübersetzung).

Jedoch halte jedoch einzelne Sakramente für Unsinn

Wie Wahr.


314156926  29.08.2024, 23:23
Einheitsübersetzung

Du zitierst ein Buch, in dem die Hölle vorkommt??

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Zusammen gesehen mit der Antwort auf die Nachfrage: leider eindeutig ja. Das ist sogar ein schwerer Fall.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.