Gibt es auch eine Beichte bei den evangelischen Christen oder ist das nur bei den Katholiken so?
Ich persönlich finde das blöd, einem Pfarrer meine Sünden aufzuzählen. Das ist doch eine Sache zwischen einem Menschen und Gott.
10 Antworten
Abgesehen davon, dass es so klischeehaft auch bei den Katholiken normalerweise nicht zugeht, die Beichte gibt es sehr wohl auch bei den Protestanten. In vielen lutherischen Gottesdiensten gut versteckt als gemeinsames Sündenbekenntnis kurz vor der Abendmahlsfeier. Aber auch besondere Beichtgottesdienste sind möglich und auf Wunsch die Einzelbeichte, die aber auf reformierter Seite eher kritisch gesehen und dort noch seltener praktiziert wird als in lutherischen Gemeinden. Martin Luther kritisierte an der katholischen Beichtpraxis und den dahinterstehenden Vorstellungen zwar, dass der Mensch gar nicht in der Lage sei, sich all seiner Sünden bewusst zu werden, um sie zu bereuen, und dass er sich auch nicht durch Taten der Genugtuung davon befreien könne, da er allein auf die Gnade Gottes angewiesen sei. Dennoch hielt er ausdrücklich an der Beichte als wirksamer Möglichkeit zur Versöhnung mit Gott und den Mitmenschen fest. Er selbst, der immer wieder von starken Selbstzweifeln gequält wurde, beichtete regelmäßig, zeitweise sogar täglich, und meinte: "Ja, ich wäre längst vom Teufel erwürgt, wenn mich nicht die Beichte erhalten hätte."
Quelle: Quelle: Lexikon der chr. Irrtümer- Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
In der evangelischen Kirche geht es mit der Beichte etwas anders zu.
Hauptsächlich kennt man dort nur die allgemeine Beichte, die jeder Abendmahlsfeier vorausgeht. Das ist in etwa so wie bei einem kath. Bussgottesdienst. Es ist aber auf Wunsch auch eine Einzelbeichte möglich, wovon jedoch nur selten jemand Gebrauch macht. Wichtig ist auch noch, dass die Beichte in der ev. Kirche kein Sakrament ist, und dass man ggfs. jedem anderen Christen seine Sünden beichten darf. Es muss also nicht unbedingt ein Pastor sein, da das "allgemeine Priestertum" gilt.
Theoretisch schon, und bis ca. 1800 war das auch üblich, daß man gebeichtet haben mußte, um zum Abendmahl zugelassen zu werden. Kirchen aus dieser Zeit (meine Heimatkirche wurde 1737/38 nach einem Brand wieder aufgebaut) haben auch noch Beichtstühle. Allerdings ist die Beichte kein Sakrament in der evangelischen Kirche. HektorPedo hat dazu einiges hilfreiches geschrieben. Ich möchte dazu nur eines ergänzen:
"Ein seelsorgerliches Gespräch "bringt" wahrscheinlich auch mehr als das reine Gestehen von Sünden und einer "Bestrafung" durch auferlegte Buße und Gebete." - Der katholische Pfarrer hier vor Ort führt auch lieber Beichtgespräche als die alte Anonymbeichte.
Richtig: Das hat auch Martin Luther so erkannt.
Die Beichte und die Lossprechung von den Sünden sind im evangelischen Verständnis, anders als bei den Katholiken, kein Sakrament. Kein Mensch hat die Kraft und das Recht, anstelle von Gott Sünden zu vergeben. Gleichwohl kann man evangelischen Amtspersonen gegenüber eine Beichte ablegen, gerade wenn einem etwas "Unaussprechliches" auf der Seele liegt. Das kann schon viel bewirken. Gerade, wenn man mit sonst niemanden darüber sprechen kann. Ein seelsorgerliches Gespräch "bringt" wahrscheinlich auch mehr als das reine Gestehen von Sünden und einer "Bestrafung" durch auferlegte Buße und Gebete.
Aber nur Amtspersonen sind an eine Verschwiegenheitserklärung gebunden...
Du und wohl auch Luther habt es nicht verstanden :
Die Bibel sagt es klar und deutlich :du sollst seine Sünden : bereuen ,bekennen und zwar einem anderen , und dann Busse tun .
Der Priester ist immer nur ein Zeichen für dein einzigen Priester : Jesus Christus .
- Im Sakrament der Beichte vergibt kein Mensch irgendwelche Sünden : sondern Jesus Christus vergibt dir in der Beichte die Sünden .
- Sakrament heisst nicht zufällig : Heiliges Zeichen ,durch das die Gnade wirksam wird .
Glaube mir es gibt nichts was wohler tut ...
In der kath. Kirche ist die Beichte ein Sakrament - in der evangelischen Kirche nicht. Gleichwohl gibt es auch in der evang. Kirche die Möglichkeit der "außerordendlichen" Beichte vor einem Pastor bzw. einer Vertrauensperson aus der Gemeinde.
Auch ich persönlich halte diese Art der Beichte für fragwürdig, können wir doch als Christen jederzeit und an jedem Ort Gott direkt unsere Verfehlungen beichten und bereuen. Aber ein beichtender Katholik ist mir 1000x lieber, als ein uneinsichtiger Sünder.
Untrennbar von der Beichte ist jedoch das Bereuen. - Dieses geht vielleicht manchmal bei der formellen Beichte unter. Andererseits besteht in schweren Fällen die Möglichkeit, dass der Priester der beichtenden Person helfend zur Seite stehen kann.
Wenn die Reue untergeht ...dann ist diese Beicht ungülltig ! Es kommt dann eine Sünde hinzu ..nähmlich die Anmassung !
Bei uns muß es keine "Amtsperson" sein. Ätsch! ;-P