Bibel zum Leben nach dem Tod?
Hey,
in Prediger 9, 5 steht, dass die Toten nichts wissen und damit auch kein Bewusstsein haben. Warum steht das so, das ist doch im Widerspruch zum Glauben? Ich habe mein ganzes Leben lang schon das Wissen in Form eines inneren Gefühls, dass diese Welt und das irdische Leben als eine Art Traum wahrgenommen werden, sobald man stirbt. Diese Welt ist ja temporär und die geistige Welt ist ewig und vollkommen. Da finde ich es schade, dass es verdreht wird.
6 Antworten
Die Bibel besteht aus verschiedenen Texten. Es gibt mehr religiöse Texte als die, die in der Bibel stehen. Als das Christentum Staatsreligion wurde, haben die Römer auch festgelegt, welche der religiösen Texte in die Bibel kommen. Jene über Wiedergeburt waren nicht dabei. Wir wissen heute nicht, ob das bewusst geschah oder nicht. Es gibt auch andere Themen, die zum Urchristentum gehörten. Zum Beispiel der Vegetarismus. Wahrscheinlich aßen die Römer zu gerne Fleisch, also durfte im Buch der Bücher nichts davon stehen, dass Fleisch zu essen, eine Sünde ist.
Ich brauche die Bibel nicht, um zu wissen, dass der Tod des physischen Körpers nicht das Ende meines Ich-Bewusstseins ist. Ich BIN Bewusstsein und HABE einen Körper. Besser wäre es, vom «Leib» zu sprechen, denn neben dem physischen Körper hat jeder Mensch noch einen Astralkörper. Der Leib ist das, was am Ende eines irdischen Lebens vergeht (tot ist), ich als Bewusstsein existiere ewig.
Gruß Matti
Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu Prediger 9,4-6:
"Obwohl alle Menschen, sowohl die Gerechten als auch die Ungerechten, auf dieselbe unerforschliche Weise der Zuteilung von Unglück und Wohlergehen unterworfen sind und schließlich sterben müssen, sollte doch niemand am Leben verzweifeln. Nach Salomo ist das Leben dem Tod vorzuziehen. Ein lebendiger Hund - so sagt er - habe es besser als ein toter Löwe. Mit anderen Worten: Am Leben zu sein und verachtet zu werden (vgl. 1Sam 17,43; der Hund war das allerverachtetste Tier) ist immer noch angenehmer, als geehrt zu werden, aber tot zu sein (vgl. Spr 30,30; der Löwe war das Tier, vor dem man die größte Hochachtung hatte). Die Lebenden sind zumindest noch bei Bewusstsein und haben Hoffnung. Sie haben Erwartungen, an denen sie sich aufrichten können. Aber die Toten wissen nichts, sie können keinen Lohn (also nichts Erfreuliches) erhoffen. Auch fühlen sie keine Liebe, keinen Haß und keine Eifersucht mehr. Wie Ginsburg hervorgehoben hat, ist das Bild von den Menschen, die noch leben und bei Bewusstsein sind und denen, die schon verschieden sind, nicht einfach eine Belehrung über den Schlaf der Seele im Tod. Vielmehr sind diese Verse im Zusammenhang mit der Empfehlung zu sehen, das Leben zu genießen (Pred 9,7-9 ) und die Möglichkeiten zur Freude auszuschöpfen; die Lebenden sind hierzu imstande, die Toten jedoch nicht (The Song of Songs and Coheleth, S. 414 - 415).
Somit besitzen die Lebenden im Gegensatz zu den Toten noch Möglichkeiten und Fähigkeiten zum fruchtbaren Wirken (V. 10). Anders als die Verstorbenen können sie für ihre Mühe belohnt werden (V. 5; das Wort, das hier mit "Lohn" übersetzt wird, bezieht sich auf den Verdienst oder die Einkünfte). Die Lebenden können sich an vielen Dingen erfreuen (V. 7-9), nicht jedoch die Toten (V. 6). Salomo beschreibt hier nicht die Situation der Verstorbenen; er stellt lediglich fest, welche Möglichkeiten jene nicht mehr haben. Er ermahnt den Menschen, während seines Lebens keine Gelegenheit zu versäumen, Gott zu dienen und sich an seinen Gaben zu erfreuen, da ihm dies später nicht mehr möglich sein werde (vgl. Jes 38,11.18-19 ). Der Prediger fügt hinzu: sie (die Toten) haben kein Teil mehr auf der Welt in allem, was unter der Sonne geschieht (vgl. den Kommentar zu Pred 1,3). Das Wort für "Teil" (HEleq, "Anteil, Los, Schicksal") ist dasselbe, das Salomo auch an anderer Stelle im Zusammenhang mit der Freude am Leben verwendet (Pred 3,22;5,17-18;9,9 ).
Einige Ausleger sehen zwischen Pred 9,4-6 und Pred 4,2-3 ("die Toten" sind glücklicher "als die Lebendigen") einen Widerspruch. Diese Auffassung ist jedoch unbegründet, denn Salomo sagt, daß ein Mensch, der Ungerechtigkeiten erfährt oder mit ansieht (Pred 4,1), zu der Ansicht gelangen könne, dass der Tod dem Leben vorzuziehen sei. Demgegenüber betont der Prediger in Pred 9,4-6 (und in V. 7-10), dass ein Mensch nach seinem Tod nicht mehr die Möglichkeit habe, sich des Lebens zu freuen. In den beiden Abschnitten werden Leben und Tod von verschiedenen Standpunkten aus betrachtet."
Ja, der Kommentar macht es klar: es geht nur um den VERGLEICH der Lebenden auf der Erde zu den Toten, die das irdische Leben nicht mehr haben.
Da die Bibel aus der Feder vieler verschiedener Autoren stammt, wirst du auch an anderen Stellen auf widersprüchliche Aussagen stoßen.
Ja, diese Worte von Salomo finde ich auch seltsam, dass sie im Wort Gottes stehen. Salomo war gegen Ende seines Lebens ja durch seine vielen Frauen abgöttisch geworden, was auch in späteren Schriften gerügt wird. Aber am Ende seiner Laufbahn soll er sich wieder gefangen haben - wie seine wunderbaren Worte zeigen:
„Und gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: »Sie gefallen mir nicht«; ehe die Sonne und das Licht, der Mond und die Sterne sich verfinstern und die Wolken nach dem Regen wiederkehren; zu der Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und die Müllerinnen aufhören zu arbeiten, weil sie zu wenige geworden sind, und wenn trübe werden, die aus dem Fenster schauen; wenn die Türen zur Straße hin geschlossen werden und das Klappern der Mühle leiser wird, wenn man aufsteht beim Vogelgezwitscher und gedämpft werden die Töchter des Gesangs; wenn man sich auch vor jeder Anhöhe fürchtet und Schrecknisse auf dem Weg sieht; wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich mühsam fortschleppt und die Kaper versagt — denn der Mensch geht in sein ewiges Haus, und die Trauernden gehen auf der Gasse umher —; ehe die silberne Schnur zerreißt und die goldene Schale zerspringt und der Krug an der Quelle zerbricht und das Schöpfrad zerbrochen in den Brunnen stürzt und der Staub wieder zur Erde zurückkehrt, wie er gewesen ist, und der Geist zurückkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat. O Nichtigkeit der Nichtigkeiten!, spricht der Prediger; alles ist nichtig!“
Prediger 12:1-8 SCH2000 https://bible.com/bible/157/ecc.12.1-8.SCH2000
Hallo Chiara,
das, was in Prediger 9:5 steht, widerspricht zwar zahlreichen Glaubensansichten, die von einem Weiterleben nach dem Tod sprechen, doch sie sind Teil des christlichen Glaubens! Denn welchen Sinn würde die Verheißung einer Auferstehung machen, wenn doch die Toten gar nicht tot sind, sondern in einer anderen Form irgendwo weiterleben? Der Glaube an die Auferstehung ist aber eine der wichtigsten Lehren im Christentum!
LG Philipp
Das Phänomen der sog. "Nahtoderfahrungen" ist zwar noch nicht völlig geklärt und mag einige Fragen offenlassen, doch immerhin waren die Betreffenden zum Zeitpunkt ihrer Erlebnisse in einer bestimmten Weise noch am Leben (auch wenn bereits das Herz stillgestanden haben mag)! Was aber steckt genau dahinter, soweit man es bisher erforscht hat?
Viele Forscher haben versucht, Nahtoderfahrungen durch neurologische und biochemische Prozesse zu erklären. Eine Theorie besagt, dass Sauerstoffmangel im Gehirn während eines lebensbedrohlichen Ereignisses zu außergewöhnlichen Erfahrungen führen könnte. Es gibt jedoch auch Berichte über Nahtoderfahrungen bei Menschen, deren Gehirnaktivität vollständig zum Erliegen gekommen war. Diese Beobachtungen werfen Fragen auf und zeigen, dass das Verständnis dieser Erfahrungen komplex ist.
Einige Studien haben gezeigt, dass es in einigen Fällen während eines klinischen Todes noch kurze Zeit zu elektrischen Aktivitäten im Gehirn kommen kann. Diese Aktivitäten werden jedoch als ungeordnet und nicht ausreichend für ein bewusstes Erleben angesehen. Es gibt auch Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass veränderte Bewusstseinszustände und komplexe neuronale Prozesse während einer Nahtoderfahrung auftreten könnten.
Bedenke bitte: Nahe am Tod zu sein, ist nicht das Gleiche wie wirklich tot zu sein! Daher kann man mit diesem Phänomen auch nicht den Tod erklären!
LG Philipp
Natürlich waren Nahtoderfahren Tod beim Herzstillstand. Wenn das Herz stehen bleibt, dann kommt der Kreislauf ebenfalls zum Erliegen und die Gehirnzellen sterben unmittelbar danach ab. Da passiert im Gehirn nicht mehr viel außer Entladungen. Nah Tod bedeutet beim klinischen Tod nur das eine Chance besteht den Patienten wiederzubeleben und die Hirnzellen auch, bis nach ein paar Minuten der endgültige Hirntod eintritt und die Zellen irreparabel geschädigt sind.
Nahtoderfahrungen zeigen, dass das Bewusstsein nicht einfach aufhört nach dem biologischen Tod. LG Chiara