Sind behinderte Menschen weniger wert als wir alle?

14 Antworten

Hallo BodenloseTiefe,

Sie schreiben unter anderem:

Sind behinderte Menschen weniger wert als wir alle?
Das meint zumindest die Merheit der Menschen. 

Antwort:

Derart pauschale Aussagen helfen Niemandem weiter, auch keinem Behinderten Menschen!

Was die Mehrheit der Menschen meint, muß nicht immer den Kern der Sache treffen!

Die Mehrheit kann sich auch oft irren!

Grundsätzlich gilt:

Jeder Mensch ist soviel wert, wie er sich selbst fühlt!

Stichwort: "Selbstwertgefühl!"

Es gibt auch unzählige gesunde Menschen ohne "Selbstwertgefühl!"

Anhand des Lohns kann man es sehen.
Behinderte bekommen in Behindertenwerkstätten nicht einmal Mindestlohn. Diese Menschen müssen sich mit einem kleinen Taschengeld (50 oder 70€) zufrieden geben. Das heißt, dass Behinderte weniger Wert seinen als andere, da sie nicht einmal Mindesltohn bekommen
Meint ihr, dass sich Behinderte nicht auch mindestens den Mindestlohn verdient hätten? Wieso bekommen Behinderte nicht einmal Mindestlohn?

Antwort:

An Hand des Lohnes können Sie überhaupt nichts sehen, sondern da müßen Sie schon ein bischen genauer hinschauen!

https://de.wikipedia.org/wiki/Werkstatt_f%C3%BCr_behinderte_Menschen#Wirtschaftliche_Grunds%C3%A4tze

Auszug:

Arbeitsentgelt und Sozialtransfers

Im Berufsbildungsbereich erhalten Rehabilitanden („Teilnehmer“) kein Entgelt durch die WfbM, sondern entweder ein Ausbildungsgeld oder ein Übergangsgeld vom zuständigen Rehabilitationsträger.

Das Ausbildungsgeld ist gesetzlich festgelegt.

Zurzeit werden für die ersten 12 Monate (ab Eingliederung in die Werkstatt) 67 Euro gezahlt.

Anschließend steigt das Ausbildungsgeld auf 80 Euro monatlich.

Maßgeblich ist hierbei § 125 SGB III.

Im Arbeitsbereich ist dagegen eine Entlohnung durch die Werkstatt verpflichtend vorgeschrieben, wobei in der Regel mindestens 70 % des Arbeitsergebnisses ausgeschüttet werden müssen (§ 12 Abs. 5 S. 1 WVO).

Ist die beschäftigte Person kein Arbeitnehmer, sondern steht zu der Werkstatt gem. § 221 Abs. 1 SGB IX in einem arbeitnehmerähnlichen Rechtsverhältnis, hat sie keinen Anspruch auf den gesetzlichen Mindestlohn.[

Das individuelle Entgelt basiert auf einem Grundbetrag, der seit dem 1. August 2016 80 Euro (zuvor 75 Euro) beträgt (§ 125 SGB III).

Dieser Betrag ist gesetzlich vorgeschrieben (§ 221 Abs. 2 SGB IX).

Hinzu kommt ein Arbeitsförderungsgeld in Höhe von 26 Euro, seit 1. Januar 2017 52 Euro monatlich (§ 59 SGB IX).

Auf den Grundbetrag aufbauend wird ein Steigerungsbetrag, der leistungsabhängig sein soll, gezahlt.

Bei der Bemessung des Steigerungsbetrages werden, je nach Konzept der Werkstatt, neben quantitativen und qualitativen Aspekten der Arbeitsleistung auch die Komplexität des Arbeitsplatzes, das Sozialverhalten, Schmutz- und Lärmzulagen, Lebensalter und die Werkstattzugehörigkeit berücksichtigt.

Das Durchschnittsentgelt in den deutschen Werkstätten für behinderte Menschen betrug im Jahr 2008 rund 159 Euro im Monat (bei einer Mindestbeschäftigungszeit von 35 Stunden in der Woche).

Von diesem Einkommen müssen diejenigen behinderten Menschen, die auf weitere Hilfen angewiesen sind (z. B. eine Wohnheimunterbringung), noch Eigenleistungen erbringen.

Diese Regelungen beziehen sich auf den § 82 SGB XII und legen fest, dass der Einkommensfreibetrag für Hilfeempfänger bei ein Achtel (2018: 52 Euro) der Regelbedarfsstufe 1 (2018: 416 Euro) liegt.

Über diesen Einkommensfreibetrag hinausgehendes Entgelt ist zu 50 % für die Wohnheimkosten einzusetzen.

Einem Durchschnittsverdiener in der WfbM bleiben von den 159 Euro/Monat nach dem Abzug für die Wohnheimunterbringung ein Resteinkommen von 105,5 Euro

Zu den üblichen Leistungen gehört auch die Sicherstellung der Beförderung zur Werkstatt und ein Mittagessen.

Die Werkstattbeschäftigten werden unabhängig von den häufig geringen Entgeltzahlungen wie andere Arbeitnehmer unfall-, kranken-, pflege- und rentenversichert.

Im Vergleich zu jenen sind sie dadurch privilegiert, dass sie nach 20 Jahren Werkstatttätigkeit (bei einer angeborenen geistigen Behinderung also bereits im Alter von ca. 40 Jahren) einen Anspruch auf „Rente wegen Erwerbsminderung“ besitzen.

Deren Höhe beträgt gemäß § 162 SGB VI 80 Prozent des Rentenniveaus eines durchschnittlichen deutschen Arbeitnehmers.

Im Gegensatz zu erwerbsunfähig gewordenen Arbeitnehmern verbessert sich nach Ablauf der Zwanzig-Jahres-Frist durch den Bezug der Erwerbsunfähigkeitsrente die finanzielle Lage von Werkstatt-Beschäftigten.

Werkstattbeschäftigte erhalten nach 20 Jahren die volle Erwerbsminderungsrente.

Das tatsächliche Einkommen in der Werkstatt spielt dabei keine Rolle.

Die Beiträge werden in der Rentenversicherung aufgestockt („Rentenprivileg“).

Bezugsgröße sind ungefähr 80 Prozent des durchschnittlichen Verdienstes aller Versicherten.

Die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente beträgt nach 20 Beitragsjahren durchschnittlich knapp 800 Euro monatlich (infas-Forschungsbericht 516, Seite 49, vom September 2018).

Vor Ablauf der Zwanzigjahresfrist stehen denjenigen Angehörigen einer WfbM, die nicht über zusätzliche Einnahmen oder Vermögen verfügen, in der Regel Leistungen im Rahmen der Grundsicherung bei Erwerbsminderung zu.

Diese erhalten diejenigen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben und im Sinne der gesetzlichen Rentenversicherung dauerhaft voll erwerbsgemindert sind (§ 43 Abs. 2 SGB VI).

Die Summe aus individuellem Entgelt und Grundsicherung entspricht nach § 42 SGB VI dem Betrag, den auch ein bedürftiger Rentner bei gleichen Lebensumständen erhalten würde.

Fazit:

Oberflächliche Betrachtungen der umfangreichen Materie helfen Niemandem weiter:

Insbesondere die soziale Absicherung in Form des nicht zu verachtenden Anspruchs auf Erwerbsminderungsrente nach bereits 20 Beitrags-Jahren sowie Anspruch auf Grundsicherung und soziale Geborgenheit in diesen Einrichtungen sind weltweit einmalig!

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Beste Grüße, viel Erfolg und bestmögliche Gesundheit

Konrad

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

kaffeejanky  08.05.2023, 18:53

eine ganz doofe Frage was träumst du die Nacht ich arbeite über eine caritas-wert Arbeit Behinderte Werkstatt aber in Außenarbeitsplatz in Hauswirtschaft und kriegt trotzdem kein Mindestlohn gut und schön nach 20 Jahren in Rente gehen kann aber was nützt mir das dann Wissmann nur einer von der SPD Fan bist die müssen auch die behinderte kein Geld mehr kriegen ihr müsstet mal mit so einem 1,44€Geld arbeiten gehen mal sehen wie weit ihr da kommt

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Also ich verstehe schon deinen Punkt aber ich würde die Frage mal anders Formulieren. Denn der Wert eines Menschen hat ja nichts mit seinem Lohn zu tun.

Und nochmal zur Frage: Es gibt auch extrem viele Firmen die in ihre Stellenausschreibung reinschreiben, dass sie sich bei gleichen Qualifikationen zwischen einem gesunden Menschen und einem Behinderten immer für den Behinderten entscheiden (natürlich jetzt keine Bewerber mit Downsyndrom aber es gibt auch einige psychische Krankheiten mit denen du als beispielsweise Schwerbehindert gillst).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Rendric  06.10.2019, 23:25

Warum niemanden mit Down-Syndrom? Das muss sich schließlich nicht auf den IQ auswirken. Es gibt auch Menschen mit Down-Syndrom, die studiert haben.

Und warum gerade psychische Erkrankungen? Diese sind unstet, schwer kalkulierbar, unverlässlich.

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Addict313  07.10.2019, 09:18
@Rendric

Ja klar, wenn sie fähig sind dann selbstverständlich auch mit Downsyndrom. Ich meinte jetzt natürlich nur solche Leute die Rollstuhl sitzen und nichtmal alleine essen können.

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Rendric  07.10.2019, 11:36
@Addict313

Dabei sind Menschen mit Down-Syndrom von allen möglichen Behinderungen am wenigsten auf den Rollstuhl angewiesen... Es sei denn natürlich, es kommen mehrere Erkrankungen/ Behinderungen zusammen.

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Addict313  07.10.2019, 11:54
@Rendric

Gut ich habe mich jetzt nicht so krass mit dem Thema Downsyndrom beschäftigt. Aber ich meine es ist doch klar was ich damit sagen wollte.

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Rendric  07.10.2019, 12:00
@Addict313

Das schon, finde nur, dass man gerade bei solcher Thematik Verallgemeinerungen vermeiden sollte. Wer antwortet, sollte auch ein Mindestmaß an Wissen/ Erfahrung, sowie Feingefühl mitbringen.
Ich denke, du weißt, worauf ich hinaus möchte.

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Addict313  07.10.2019, 12:07
@Rendric

Ja natürlich. Aber meine Hauptaussage war, dass bei gleichen Qualifikationen ein Schwerbehinderter oft bevorzugt wird. Und sich jetzt so an dem Downsyndrom Beispiel so aufzuhängen ist meiner Meinung nach unnötig (weil doch klar was was ich damit zum Ausdruck bringen will). Und ich wäre der letzte der irgendwas gegen Behinderte sagen würde, da es auch in meiner Familie Menschen mit Beginderungen gibt.

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Leon677  07.10.2019, 22:10
@Addict313

Dann benötigt man viel Glück, einen super Arbeitgeber und einen Telearbeitsplatz. Wir arbeiten, wenn wir Glück haben, zwar nicht in der WfBM aber vielleicht im Büro desselben. Nichts für Ungut, liebe Grüße

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Ostsee1982  08.10.2019, 14:35
@Rendric
Es gibt auch Menschen mit Down-Syndrom, die studiert haben.

Es gibt kaum Menschen mit Down Syndrom die ein abgeschlossenes Studium haben. Das sind absolute Ausnahmen. Mehrheitlich wird mit Müh und Not ein Hauptschulabschluss erreicht, einige erreichen gar keinen Abschluss. Viele sind in Behindertenwerkstätten untergebracht. Wenige können alleine leben, mehrheitlich leben sie bei den Eltern oder anderen Einrichtungen.

Im Vordergrund stehen Lernprobleme, die für die meisten - nicht für alle - typisch sind. Mit den Schwierigkeiten am 1. Arbeitsmarkt zu bestehen ist das was man jedem Betroffenen wünscht aber das ist utopisch.

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Sprichst du von dir? Wenn ja, in welcher Hinsicht? Als Betroffener oder als Mensch mit dieser unmenschlichen Meinung?

Für mich schmeißt du zu viele Dinge in einen Topf, die nichts miteinander zu tun haben und lässt dafür wichtige Faktoren außer Acht.

Lohn bekommt man für geleistete Arbeit, nicht für Charakter. Werkstätte erfüllen auch pädagogische, therapierende, strukturierende Aspekte und sind daher eher ein Angebot für diese Menschen. Menschen mit Behinderung haben idR auch andere Einnahmequellen und haben einen besonderen Rechts- und Versicherungsschutz.

Ich verstehe nicht wirklich, wie du den Wert eines Menschen an dessen Lohn festmachen willst.

Warum bekommen Behinderte nicht einmal einen Mindestlohn... weil sie vermutlich vom Staat ausreichende Hilfe bekommen und die Behindertenwerkstätten in meinen Augen auch nicht den Sinn einer wirklichen 'Erwerbstätigkeit' verfolgen, denn der Behinderte per se müsste in der Regel abgesichert sein, sondern einerseits zur Eingliederung in den 'normalen' Arbeitsmarkt dienen, andererseits zur Förderung in der Entwicklung.

Die Behinderten in der Werkstatt sind allerdings keien Arbeitnehmer im klassischen Sinne und haben dementsprechend auch keinen Anspruch auf Mindestlohn

Hallo selber Schwerbehindert,GWN taetig MIT Krueppelentgeld "versogt" !muss! ich sagen was mir von ALLEN Seiten Behoerden,Gesetzgeber und geoffenbart wird,wurde wir erhalten das was wir Wert sind,no more! P.S.

verbal,scheiftliche aeusserungen sind nur.....etwas anders verfasst!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung