"Arbeit muß sich lohnen" - Warum ALG2-Satz niedrig halten statt mehr Mindestlohn fordern?
Es geht um die Zeit, als vor kurzem das Bürgergeld beschlossen wurde.
Warum haben viele Leute über Arbeitslose geschimpft mit der Begründung "Arbeit muß sich lohnen" und wollten deshalb nicht, daß der ALG2-Satz ausreichend angehoben wird, anstatt daß der Mindestlohn erhöht wird? Mit höherem Mindestlohn hätte sich Arbeit gelohnt. Aber so lohnt sich Arbeit noch immer nicht, auch wenn der ALG2-Satz niedrig ist. Reicht denen denn jetzt der mikkrige Mindestlohn zum leben? Lohnt sich denn jetzt die Arbeit? Ich arbeite auch und finde das nicht, der Lohn ist immernoch viel zu niedrig. Warum dann die scheinheilige Begründung? So hat man doch nur eines erreicht: Arbeitslose haben immernoch zu wenig Geld, aber Arbeitende auch. Der Mindestlohn wurde nicht angefochten, keine Demos, keine Forderungen nach mehr Lohn, statt dessen nur Schimpfe auf Arbeitslose. Seit ihr (Schimpfer) denn jetzt mit eurem mikkrigen Lohn zufrieden?
6 Antworten
Lohn - auch Mindestlohn - muss erwirtschaftet werden, steigert also die Produktionskosten und mindert die Konkurrenzfähigkeit; schön, wenn die Bedienung im Lokal künftig 20 € Mindestlohn kostet, das Bier dafür aber mit 8,50 € zu Buche schlägt, die Rechnung geht nicht auf, es muss immer ein ausgewogenes Mittelmaß sein, die Arbeit aber signifikant mehr einbringen als die Nicht-Arbeit.
Das Mittelmaß können wir leider nicht einfach aushandeln, das bestimmt zu großen Teilen der Weltmarkt.
Du weißt aber schon, was ich meine? Andere Länder kriegen das auch anders hin. Dort gibt es weniger Krankheiten, weniger Stress, entspannteres gesünderes Leben. Klar da gibt es nicht den mega Reichtum, nicht das allerneuste dicke Auto, großes Haus, 3x Urlaub - aber braucht man das wirklich? Wenn ja, dann doch nur zum angeben, kompensieren, weil das eigene Ego ohne Statussymbole zu klein wär, also psychisch unreif.
Was halt auffällt, sind die immer höheren Krankenstände unter den Menschen. Dafür soll man also sein Leben lang schuften. Das wäre nicht meine persönliche Priorität.
Du hast aber das Problem angesprochen: "Mega Reichtum" oder ..., beides zusammen geht eben nicht.
Berechtigte Frage. Man neigt natürlich dazu zu sagen, dass die Industrie und die Dienstleistungsunternehmen den Mindestlohn knapp halten wollen, damit sie 1. mehr Profit machen und 2. wettbewerbsfähig in der globalisierten Welt sind. Trifft sicher beides zu.
Letztlich würde aber auch der höhere Mindestlohn z.B. der Fleischzerteiler das Fleisch teurer machen, was dann auch wieder die trifft, die es eh nicht gut haben. Andererseits sind das oft auch Mindestlohnbzieher, die ja dann auch mehr als vorher haben. Ist dann vielleicht in Summe aller Für und Wider ein Patt.
Was mich eben grundsätzlich stört ist, dass sich platt gesagt einige Bosse mit ihren Billiglöhnern einen schlanken Fuß machen können. Die sind nur so reich, weil viele andere so arm sind.
anstatt daß der Mindestlohn erhöht wird?
Eine nennenswerte Erhöhung des Mindestlohn hat weitreichende wirtschaftliche Folgen.
Es führt aufgrund gestiegener Personalkosten zu Preiserhöhungen, heizt die Inflation als weiter an.
Hohe Kosten sind insbesondere schlecht für Internationale Geschäfte mit internationaler Konkurrenz. Es mindert also die Konkurrenz Fähigkeit deutscher Firmen im internationalen Wettbewerb.
"Es mindert also die Konkurrenz Fähigkeit deutscher Firmen im internationalen Wettbewerb.
Heisst also platt gesagt, für eine internationale Konkurrenzfähigkeit wird der Einzelne ausgebeutet. Aha. Ich komme zu dem Schluß, daß mir persönlich dann eine abgeschwächtere Konkurrenzfähigkeit 3x lieber wäre, denn auf die paar angeblichen Annehmlichkeiten könnt ich verzichten. Hätte dadurch aber ein angenehmeres, stressfreieres, entspannteres und damit gesünderes schöneres Leben.
Allerdings stehen Reinigungskräfte, Friseurberufe, Gastronomiebeschäftigte und ähnliche Dienstleistungsberufe nicht im internationalen Wettbewerb. Und ob deren Lohnerhöhungen die Inflation nennenswert antreiben, bezweifle ich.
Der Mindestlohn gilt aber nicht nur für diese Berufsgruppen sondern für alle.
Das stimmt. Ich bin allerdings nicht sicher, ob es bei Unternehmen im internationalen Wettbewerb tatsächlich Bezieher des gesetzlichen Mindestlohns gibt. Mal von Hausmeistern oder Putzkräften abgesehen. Viele Mindestlöhne sind schon etwas höher als gesetzlich, aber da sehen ich auch keine Branchen im europäischen oder weltweiten Wetbbewerb.
Das ist sozialistisch mein Freund. Mindestlohn ist eh schon grenzwertig. Jeder bekommt das, was er in den Markt einbringt. Außer ganz unten, die bekommen sogar mehr, dank Mindestlohn.
Ansichtssache. Immerhin müssen die auch die hohen Kosten, Miete, Energie etc. genauso bezahlen wie du. Oder gibts für die Sondertarife? Dann wäre ich deiner Meinung, ist aber nicht so.
"Weniger Wert"... auch das ist Ansichtssache mein Freund.
Diese Arbeitslosen können froh sein in Deutschland zu leben. Woanders hätten sie gar nichts. Und der Rest der Bevölkerung muss dafür aufkommen. Wenn diese Arbeitslosen mehr bekommen würden von unseren Steuern, dann würde sich unsere Arbeit weniger lohnen.
Reiner Unsinn. Arbeitslose haben vorher auch gearbeitet, Steuern gezahlt und dafür eingezahlt, also was willst du, sie haben alle Vorraussetzungen erfüllt, um ALG2 nehmen zu können, wenn sie in diese Situation kommen. Also tu nicht so, als würden sie von dir gütigerweise genehmigte Almosen bekommen. Woanders würdest auch du gar nichts bekommen, also sei froh, daß du in Deutschland arbeiten darfst.
Es ist ein Unterschied, ob man in diese Situation kommt oder ob man sagt, ich habe keine Lust für wenig Geld zu arbeiten. Dann gehe ich davon aus, dass man mit so einer Einstellung noch nicht besonders viel eingezahlt hat
Eben. Dumme undurchdachte Vorurteile. Die meisten Arbeitslosen sind nicht faul oder rauchen und saufen. Dass selbst nach Corona und Inflation, wo viele ihre Arbeitsstelle verloren haben und Unternehmen und Selbständige pleite gegangen sind, trotzdem noch so proletarische Stammtisch-Ansichten unterwegs sind, zeigt, wie weltfremd und realitätsfern manche sind...
Die Fragestellung war, ob es sich lohnt arbeiten zu gehen.
Es geht hier nicht um Menschen, die unverschuldet arbeitslos geworden sind, sondern um solche, die kein Bock haben, weil es sich in ihren Augen nicht lohnen würde.
Vielleicht solltest du die Fragestellung aufmerksam lesen.
Die Fragestellung hab ich selber formuliert, ich weiß selber schon ganz gut, was ich meine. ;D
Weil du offenbar allen unterstellst, sie hätten keinen Bock auf Arbeit, lies doch mal deine Antwort oben, du machst keine Unterschiede.
Hab jetzt aus "die" "diese" gemacht, damit man versteht wir ich's meine ;)
Dann sollte das Mittelmaß anders ausgehandelt werden, denn jetzt ist es Ausbeutung, und damit meine ich schon vor Corona und Inflation. Man kann damit kaum die anfallenden hohen Kosten, Miete usw. bezahlen, Steuern sind auch unglaublich hoch. Und wenn dann einer sagt "hättets mal in der Schule besser gelernt" - da gehst dann weiter: miese Schul- und Bildungspolitik, keine Gelder für Schulen und Mittel, nichtmal funktionierendes Internet hat jetzt jede Schule trotz Digitalpakt! Soviel zum Thema "besser lernen".