Beeinflusst der Golfstrom das Klima in Europa?
Der Golfstrom geht ja an Irland und GB westlich vorbei. Ich versteh einfach nicht wie Warme Wassermassen die 1500-2000km entfernt verlaufen das Klima hier in Deutschland beeinflussen sollen?
Oder hat der Golfstrom auf Mitteleuropa fast keine auswirkungen sondern nur auf Nordeuropa?
8 Antworten
Für 1500 bzw. 2000 km muss der Wind nur 60 bzw. 80 km/h schnell sein, um in einem Tag hier zu sein. Das ist in größeren Höhen kein besonders starker Wind. In einem Tagen ändert sich die Temperatur von Luftmassen nicht sooo stark.
Davon abgesehen sickert das warme Wasser auch in die Nordsee, die ist von hier keine 100 km entfernt.
Wenn die Luft im Winter zügig vom 1800 km entfernten Moskau zu uns weht, dann merkst du den Unterschied.
Der Golfstrom erwärmt Frankreich, die britischen Inseln und die Skandinavische Westküste um ca. 5°C gegenüber dem unbeeinflussten Klima des entsprechenden Breitengrads. Deutschland wird um ca. 2°C erwärmt, Polen schon gar nicht mehr.
Deutschland liegt ungefähr auf dem 50. Breitengrad. Das ist wie Vancouver (Kanada), oder Kiew (Ukraine). Montreal kann man nicht mit berücksichtigen, weil diese Region vom Golfstrom zur Zeit gekühlt wird. Es heißt, dass der Golfstrom zusammen bricht, sobald eine globale Mindesttemperatur überschritten wird.
Durchschnittstemperatur in Vancouver 9,5°C.
Durchschnittstemperatur in Kiew 7,7°C.
https://www.wetter.de/klima/europa/ukraine/kiew-s333450.html
Aber Kiew hat Kontinentalklima, Deutschland hat viel Küste, sollte also eher so wie Vancouver sein. Als fairer Mittelwert für Deutschland ohne Golfstrom, kann man 8,9°C annehmen.
In Deutschland haben wir eine Durchschnittstemperatur von ca. 9,9°C
https://www.ibisworld.com/de/bed/jahresdurchschnittstemperatur/367/
Das heißt dass Deutschland ohne den Golfstrom ca. 1°C kälter wäre. Vor 50 Jahren habe ich in der Schule gelernt, dass es nur ca. 0,2° bis 0,5°C wären. Das sind vermutlich noch alte gemittelte Daten, die die deutschen Ostgebiete, die in den beiden Weltkriegen verloren gegangen sind, mit berücksichtigen. DORT würde sich natürlich nichts ändern, weil diese Gebiete nicht mehr vom Golfstrom beeinflusst werden.
Bis 2100 sind es noch fast 80 Jahre. Geht man von einer durchschnittlichen Erwärmung von 0,14°C pro Jahrzehnt aus, so muss man 1,1°C dazu rechnen. In der Addition ergibt sich also -1,0°C+1,1°C = +0,1°C.
Das heißt bis 2100 wird sich die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland gegenüber heute kaum geändert haben. Was sich ändert sind die Windströmungen und damit die Regenstraßen.
Der Golfstrom führt warmes Wasser. Damit sollte es doch schon klar sein- oder?
1000km sind auf synoptischer Skala fast nichts.
Sagt dir beispielsweise der Begriff "Islandtief" etwas?
Klassischer Fall im Winter: kalte Luftmassen strömen aus der Arktis in Richtung östliches Kanada/Neufundland. Dort trifft die eisige Luft auf durch den Golfstrom relativ warmes Wasser.
Die Folge: ein Tiefdruckgebiet entwickelt sich und zieht in der Folge in Richtung Osten - grob also in Richtung Europa.
In manchen Zeiten des Jahres entwickelt sich da eine umfangreiche Tiefdruckrinne, wo sich die Tiefs wie an der Kette in Richtung Europa bewegen.
Wenn diese Tiefdruckküche zum Erliegen käme hätte das massive Auswirkungen auf das Klima in Europa.
Möglicherweise würden wir in Europa im Winter häufiger Kaltluftausbrüche aus der Arktis erleben.
Lesen und Verstehen sind ausverkauft? Steht doch in meiner Antwort:
Dort trifft die eisige Luft auf durch den Golfstrom relativ warmes Wasser.
Natürlich. Wir liegen auf demselben Breitengrad wie Labrador. Warum es hier wohl viel milder ist?
Was hat dass mit dem Golf Strom zu tun?