Autokenner sagen Motor 1-2 Minuten warm laufen lassen. Ökoleute sagen, nein, sofort losfahren. Was jetzt?

13 Antworten

Kaltlauf bedeutet erhöhten Verschleiß, ihn also laufen zu lassen und dann viermal so lange zu warten, bis der Motor irgendwann mal Betriebstemperatur erreicht hat (oder auch nie, wie das bei den meisten modernen Dieseln der Fall ist), ist eines der schlimmsten DInge, die man seinem modernen Motor antun kann.

2-5 Sekunden kann man warten, dass der Öldruck da ist, danach direkt losfahren ist das Beste für den Motor, die Umwelt, den Geldbeutel und die Nachbarn.

Autokenner

Nicht selten Stammtischgeschwafel von Dingen, die vor 50 Jahren vielleicht noch aktuell war.

Die Forderung den Motor erst Warmlaufen zu lassen entspringt aus den Anfangstagen der Verbrennungsmotoren, als es noch keine Mehrbereichsöle gab und das Kalte Öl im Motor nicht alle Schmierstellen erreichen konnte, weil es zu dickflüssig war. Es war also notwendig die Temperatur mit möglichst wenig Last zu erhöhen, so dass die in den Lagern noch vorhanden Restmengen an Öl ausreichten, die Schmierung sicherzustellen, bis der Rest vom Öl warm genug war.

Mit der Einführung der Mehrbereichsöle (z.B. 15W40 oder 5W30) ist das überflüssig solange man nicht im Winter in Sibirien oder am Nordkap rumfahren will.

Was hat "Kenner" und "Ökoleute" mit unwissenheit und Verboten zu tun? Kenner wissen, daß "Warmlaufen" verboten ist und Kraftstoffverschwendung und Motorenbelastung. Man startet den Motor und fährt direkt, im unteren bis mittleren Drehzahlbereich los. Damit nutzt man die Energie bereits für die Strecke und nicht, um den Motor zu quälen, die Umwelt mit Lärm und Abgasen zu verpessten und Geld sinnfrei zu verschleudern. Aber die selben "Kenner" sind vermutlich auch nicht diszipliniert genug, sich daran zu halten, den Motor im unteren bis max. mittleren Bereich zu halten - dann nämlich, wenn man direkt, wie ein Hirnloser, aufs Gas steigen muß, weil man es nicht rafft, killt man den Motor tatsächlich. Das hat aber nichts damit zu tun, daß "Warmlaufen" gift und Verschwendung ist, sondern damit, daß Sie keine Selbstkontrolle haben und Ihr Verhalten den Motor noch mehr Belastet/killt. Im Leerlauf produziert der Motor viel zu wenig abwärme, weshalb sich das Warmlaufen über Gebühr verlängert und somit den Motor und die Schmierung (Motoröl) massiv belastet und man obendrein keinen einzigen Meter mit dem Treibstoff gefahren ist.

Im Stand Minutenlang warm laufen lassen ist unnötig und nicht erlaubt.

Vermeide starke Beschleunigung während der Motor noch nicht warm ist und dann passt das.

Warm laufen lassen ist mangels Lastwechseln Unsinn und verstößt außerdem gegen die StVO.


HansWurst45  18.08.2024, 14:58

Das ist leider komplett falsch

  • Der Sinn des Warmlaufenlassens (was allerdings aus technischen Gründen hier im Land meist nicht notwendig ist) ist, das Öl anzuwärmen OHNE dass durch Lastwechsel die Gleitlager zusätzlich belastet werden und der Ölfilm mangels Nachlieferung von Frischöl reißt.
  • Die StVO verbietet nicht explizit das Warmlaufenlassen, sondern das unnötige laufenlassen des Motors. Wenn es einen (guten) Grund gibt, den Motor im Stand laufen zu lassen, ist das zulässig. Das kann z.B. sein, das die Motor-Temperatur in einem arktischen Winter zu niedrig ist um die Schmierung unter Last sicherzustellen
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WECoyote  18.08.2024, 15:01
@HansWurst45

Aha, seit wann haben wir in Deutschland arktische Temperaturen.

Ich habe gelernt, dass das warmlaufen lassen eher schädlich für den Motor ist.

Laut ADAC:

Die Warmlaufphase ist für den Benzin- oder Diese-Motor eines Autos schädlich. Diese ist beim Laufenlassen im Stand aber besonders lang. Auch die Phase mit erhöhtem Verschleiß dauert länger: Das Motoröl braucht länger, um Betriebstemperatur zu erreichen, dadurch erhöht sich die Reibung im Motor.
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Digibike  18.08.2024, 19:28
@HansWurst45

Informier dich mal richtig: Im Leerlauf produziert der Motor nahezu gar keine Wärme - frisst dein Kühlkreislauf alles weg - selbst der kleine Kreislauf. Das, was du da versuchst, zu erklären, würde nur funktionieren, wenn extern Wärmeenergie zugeführt wird (Kühlkreislauf-/Ölkreislaufheizung). Ansonsten hat ein im unteren bis mittleren Drehzahlbereich deutlich mehr Kraftstoffaufnahme - und bekanntlich sind etwa 70% der Energie Verluste durch Abwärme und Reibung. Und nun grübel mal, wenn du 0,8 l im Stand pro Stunde (sinnfrei) verbrätst, wieviel Wärme da wohl im Motor und damit Öl landet und was, wenn du 6 l verbrätst... Na?

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HansWurst45  18.08.2024, 20:15
@Digibike

Das kann man so sehen, muss es aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn man ein wenig nachrechnet, was du augenscheinlich nicht getan hast:

  • Im Leerlauf verbraucht der Motor z.B. 1 Liter Benzin die Stunde (hab ich bei meinen 1,6MPI mal auf der Verbrauchsanzeige gesehen).
  • Ein Liter Benzin hat 10kWh Energieinhalt (kann man bei Wikipedia nachlesen). Also wird eine Leistung von 10kW freigesetzt.
  • Davon gehen etwa 17% (Wirkungsgrad Benzinmotor) in die Bewegung und damit schlussendlich in die Reibung, und der Rest teilt sich etwa 50:50 als Abwärme auf Abgas und Kühlwasser auf.
  • Da die Reibung ebenfalls im Motorblock in Wärme umgewandelt wird, kommt man nach kurzer Zwischenrechnung auf aufgerundet 6kW Wärmeleistung, die den Motorblock erwärmt.
  • Wenn man das Gewicht des Motors mit 100kg abschätzt und die Wärmekapazität großzügig zu 0,5kJ/kgK annimmt, wird der Motor alle 8 Sekunden um ein Grad wärmer.
  • Von z.B. -20°C (die habe ich durchaus schon hier im Lande auf dem Thermometer gesehen) bis zu -5°C bei der das Öl sicherlich schon zureichend viskos ist, sind das dann 120 Sekunden oder zwei Minuten Aufwärmzeit.

Das ist jetzt sicherlich eine grob vereinfachte Berechnung, kommt aber größenordnungsmäßig hin.

Der kleine Kühlkreislauf geht nur durch den Motor und bei einigen Fahrzeugen auch noch durch das Innenraumheizgerät. Wenn man den Motor schnell anwärmen will, dann ist es eine gute Maßnahme, die Heizung der Fahrgastzelle für diese Zeit abzuschalten.

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