Absolute Moral?

7 Antworten

Warum gibt es auch viele Atheisten die an Absolute Moral glauben?

Ich denke nicht, dass die Aussage heute noch haltbar ist. Die allermeisten Atheisten werden sich der Begrifflichkeiten wie "absolute Moral" gar nicht bewusst sein und sich gar nicht mit der Thematik auskennen.

Ich bin selbst Atheist und halte Moral für relativ zu kulturellem und sozialen Kontext, nicht aber für absolut gültig. Moralvorstellungen variieren offensichtlich sehr stark zwischen verschiedenen Kulturen.

Das Naturrecht, also die Annahme, dass bestimmte moralische Prinzipien in der Natur des Menschen veranlagt sind, halte ich für bestenfalls teilweise zutreffend. Es gibt sicherlich grundlegende Prinzipien wie Überlebenswille, Selbstverteidigung, Recht auf Eigentum und auch Verhaltensweisen wie in Familie und eigener sozialer Gruppe, Altruismus und Hilfe, aber diese Werte sind nicht absolut, sondern äußerst relativ zur aktuellen Situation.

Die Menschenrechte sind ein gutes Beispiel dafür, wie extrem kulturspezifisch humanistische Gedanken sein können. Was uns mit westlicher Denkweise als geradezu zwingend erscheint, haben seit Jahrtausenden andere Kulturen völlig anders empfunden.

Alltagsmoral entwickelt sich als Grundlage des Zusammenlebens innerhalb der eigenen sozialen Gruppe, ist also sehr stark abhängig von Kultur.

Warum hat auch Humanismus einen absoluten Anspruch?

Schwer zu sagen... Engstirnigkeit? Hybris? Gefangenheit im westlich-christlichen Weltbild?


NichtGronkh99 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:04

Das Leute glauben moral ist subjektiv macht mir Angst...

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Kajjo  10.06.2024, 14:14
@NichtGronkh99

Wir können darüber gerne per Privatnachricht diskutieren, wenn du möchtest. Mich würden deine Gedanken dazu interessieren. Schickst du mir eine Freundschaftsanfrage?

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Deamonia  10.06.2024, 14:22
@Kajjo

Kleiner Tipp: mittlerweile kann man sich auch ohne befreundet zu sein Nachrichten senden ;)

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LenaFragtSachen  10.06.2024, 23:20
@NichtGronkh99

Moralvorstellungen sind eben kulturspezifisch und damit subjektiv. Sie unterscheiden sich je nach Region und Zeit teils gewaltig.

Ein gutes Beispiel dafür sind Sokrates / Platons Gedanken über Gerechtigkeit und den idealen gerechten Staat in Platons Politeia, verfasst etwa 400 vor Christus. Dinge wie Homosexualität werden darin eher beiläufig erwähnt, weil es zur damaligen Zeit noch nicht als unmoralisch abgestempelt war. Das änderte sich spätestens im Mittelalter wie wir alle wissen und aktuell gehts mit dieser Moralvorstellung tendenziell wieder zurück auf Anfang. Entgegen der damaligen Gepflogenheiten sieht er die Gleichberechtigung der Frau als gerecht und sogar wichtig. Damit war er seiner Zeit voraus, bei anderen Angelegenheiten zeichnen sich allerdings deutliche Unterschiede zu dem ab was wir heutzutage als gerecht bezeichnen würden. Um gleich das Extrembeispiel zu nennen, hielt er es moralisch für das beste kranke / missgebildete Kinder nach der Geburt aus der Gesellschaft zu entfernen. Er sagt nicht direkt töten, aber es ist ziemlich klar dass die danach idealerweise nicht mehr auftauchen sollen. Vermutlich mit dem Hintergedanken ihnen ein schlechtes Leben zu ersparen und zusätzlich die Gesellschaft zu entlasten. Da das ganze als Dialog gestaltet ist, kann man gut herauslesen dass dieser Ansatz eher als normal betrachtet wird und praktisch keinerlei moralische Einwände bei seinen Zeitgenossen hervor ruft.

Tatsächlich war es in der Antike nicht unüblich in manchen Regionen. Handfeste Beweise dafür gibt es soweit ich weiß bisher nur aus Kartago, schriftliche Quellen lassen aber darauf schließen dass es auch im antiken Greichenland vorkam und gesellschaftlich akzeptiert war, wenn Eltern ihre neugeborenen töteten. Aus heutiger Sicht absolut unvorstellbar und moralisch nicht vertretbar.

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Jeder hat seine Perspektive, die er auch konsequent vertreten dürfen muss.

Mit der absoluten Moral ist das aber so wie mit der absoluten Freiheit. Sie endet da, wo die jeweilige des anderen beginnt.


NichtGronkh99 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:03

Laut dieser Logik sollte mord legal sein.

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Lennister  11.06.2024, 18:12
@NichtGronkh99

Ich sage das, auf Basis meiner Moralvorstellungen. Und dass diese nicht allgemeingültig sind, ändert nichts daran, dass ich nach ihnen urteilen und handeln muss.

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mulan2255  12.06.2024, 06:23
@Lennister

Das ist aber dennoch der entscheidende Knackpunkt. Es ist ausschließlich DEINE Sichtweise und damit deine eigene subjektive, nach der du natürlich handeln kannst. Ohne Zwang freilich.

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Lennister  12.06.2024, 14:28
@mulan2255
Ohne Zwang freilich.

Und da liegst du falsch. Die Ablehnung absoluter bzw. universeller Moral impliziert in keiner Weise, dass man andere immer nach ihrer eigenen Moral handeln lassen müsste, ohne ihnen irgendwo irgendetwas aufzuzwingen. Sondern die Unvermeidbarkeit des Urteilens und Handelns auf Basis des eigenen Standpunkts umfasst gerade auch Situationen, in denen es darum geht, ob einem anderen etwas erlaubt sein soll oder nicht bzw. ob ein bestimmtes Verhalten von anderen sozial sanktioniert werden soll oder nicht.

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mulan2255  13.06.2024, 07:02
@Lennister

Wie du meinst. Ich gehe davon aus, dass uns die absolute Moral fremd ist, es deshalb auch alle mohkicgen Fehlentwicklungen gibt, Zwänge. Es kommt darauf an, menschlich zu bleiben. …

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Entweder, weil sie eines von diversen säkularen Konzepten einer absoluten Moral für überzeugend halten. Oder, wahrscheinlich häufiger, weil sie, wie viele Menschen, ihre eigenen, nicht auf bewusster Reflektion beruhenden Moralvorstellungen unreflektiert für absolut halten.

Im Übrigen, in Anknüpfung an einige deiner Kommentare: Warum ist deiner Meinung nach das Fehlen einer absoluten (oder allgemeingültigen; macht im Ergebnis keinen Unterschied) Moral ein schlimmes Szenario? Ich persönlich bin aufgrund ausgiebiger Beschäftigung mit dem Thema der Meinung, dass die Frage, ob es allgemeingültige Moralstandards gibt, höchstenfalls von geringer praktischer Relevanz ist; sprich: Eine Welt, in der es allgemeingültige Moralstandards gibt, unterscheidet sich höchstens geringfügig von einer Welt, in der dies nicht der Fall ist. Gilt übrigens für jede Art von universeller bzw. absoluter Wahrheit.

Woher ich das weiß:Hobby – Interesse an philosophischen Fragestellungen

Subjektivismus:

Ethik ist die Wissenschaft von der Moral, also den Dingen, die man tun bzw. unterlassen sollte.

Als Wissenschaft unterliegt sie immer der Irrtumsmöglichkeit. Allerdings gibt es keine einzige Wissenschaft, die nicht nur die Ergebnisse ihrer Tätigkeit prinzipiell immer in Frage stellt, sondern auch den Gegenstand ihrer Wissenschaft selbst.

Ein Physiker kann sagen: "Ich habe jetzt die Gravitationskonstante bestimmt. Möglicherweise ist mir dabei ein Meßfehler passiert."

Er wird nie sagen: "Die Konstante ist heute so, morgen vielleicht anders."

Subjektivismus, den Gegenstand seiner Wissenschaft betreffend, ist immer ein Selbstwiderspruch. Ein "Ethiker" aus dieser Fakultät kann immer sagen: "Ich lege jetzt und hier für immer meine Grundsätze nieder, jeder Widerspruch dagegen ist unmoralisch, falsch und wird sofort von mir bestraft"

Solche Art subjektivistischer Wissenschaftler sollten sich um einen Job als Torwächter einer Hüpfburg bewerben.

Ich (Atheistin) kenne niemanden der an eine "absolute Moral" glaubt.

Man muss ja nicht allzu lange in unserer Geschichte zurückschauen, da war es noch völlig ok für die meisten, das Frauen kaum Rechte hatten und dem Mann untergeordnet waren, und noch ein kleines bisschen weiter zurück war es moralisch völlig ok, Menschen wie Ware zu behandeln und zu verkaufen.

Nicht jeder Sklavenhalter war ein böser Mensch, teilweise hatten ja sogar Kinder schon Sklaven, und obwohl das noch nicht allzu lange her ist, kann ich persönlich mir heute schon nicht mehr wirklich vorstellen, wie es sein kann, das Menschen überhaupt auf die Idee kommen, es sei ok, andere Menschen zu besitzen wie Vieh.

Wer weiß, vielleicht denken in 100 Jahren die Menschen in der Zukunft über uns, wie wir bloß auf die Idee kommen konnten, es wäre ok, Tiere industriell auszubeuten.


NichtGronkh99 
Beitragsersteller
 10.06.2024, 14:45

Ich lehne Humanismus ab

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Deamonia  10.06.2024, 15:39
@NichtGronkh99

Ach herrlich, ist das ein Putziger Provokationsversuch, hast du ganz toll gemacht, fast wie ein Großer 😏

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