Ich denke es wird höchstwahrscheinlich eine ausgeprägte Spezialisierung innerhalb der Zivilisation stattfinden. Aus dem einfachen Grund weil wir das in der Natur üblicherweise bei Arten beobachten, deren Mitglieder im Verbund agieren um ihr Überleben zu sichern.
In jeder Zivilisation findet gezwungenermaßen Arbeitsteilung statt, das unterscheidet sie grundsätzlich von den Jäger und Sammler Gruppen aus der Altsteinzeit. Eine große Population ist nämlich deutlich effektiver, wenn nicht jeder genau das gleiche macht, sondern verschiedene Aufgaben von verschiedenen Personen übernommen werden. Abgesehen davon dass 12.000 Jahre aus evolutionärer Sicht ein Wimpernschlag sind, war diese Zeit von ständigem technologischem Fortschritt geprägt. Heutzutage mehr als je zuvor. Daher sind auch die Anforderungen bisher noch einem ständigen Wandel unterworfen.
Über kurz oder lang werden wir allerdings an einen Punkt kommen, wo der technologische Fortschritt in jeder Hinsicht vollständig stagniert. Von da an werden die verschiedenen Aufgabenbereiche auch in einem evolutionstechnisch relevanten Rahmen zu einem Faktor. Dann muss nur noch genug Zeit vergehen bis sich daraus körperliche und verhaltenstechnische Unterschiede herausbilden. Wir sehen diese Spezialisierung bei verschiedenen Zelltypen in mehrzelligen Organismen genau so wie bei den unterschiedlichen Kasten und Unterkasten der Ameisen und anderer Eusozialer Tiere.
Schon Plato beschrieb in seiner Politeia die seiner Meinung nach Ideale Zivilisation, so dass Berufsgruppen sich nur untereinander fortpflanzen sollten. Anteilig nach Erfolg, damit wie bei Tieren gewünschte Eigenschaften über Generationen gezielt herangezüchtet und intensiviert werden können. Ich denke so weit muss man allerdings nicht einmal gehen, es wird sich mit genug Zeit auch auf natürlichem Weg ergeben.
Die Kurzgeschichte "Dinosaurs" von Walter Jon Williams treibt diese Idee sozusagen auf die Spitze und zeigt uns eine hochspezialisierte Menschheit, 9 Millionen Jahre in der Zukunft. Darin gibt es mehrere menschliche Unterarten, die in Erscheinungsbild und Verhalten stark voneinander abweichen und sich sozusagen aufeinender verlassen um als Ganzes zu funktionieren. Jeder erledigt schon fast instinktiv seine Aufgaben ohne in irgend einer Form Anweisungen zu erhalten oder überhaupt zu wissen warum. Aus dem einfachen Grund weil beides nicht länger nötig ist um die Aufgaben effektiv zu erledigen. Übrigens eine sehr interessante und gut geschriebene Geschichte, nicht nur deshalb.
Eine andere Möglichkeit wäre eine praktisch Eusoziale Zivilisation, ohne Unterarten, bei der die Spezialisierung durch Unterschiede in der Entwicklung erreicht wird. Ähnlich wie bei Ameisen, wo Larven verschieden gefüttert werden und sich je nach Art des Futters eine Königin oder Arbeiterin daraus entwickelt. Der Roman "Schöne neue Welt" von Alous Huxley geht z.B. stark in diese Richtung, ist aber in der relativ nahen Zukunft angesiedelt. Diese Möglichkeit halte ich persönlich aber für sehr viel unwahrscheinlicher als die mit den Unterarten.