12 Ton Musik komponieren?

3 Antworten

Hallo Lucy32!

Eigentlich reicht schon die Grundform Deiner 12-Ton-Reihe, um daraus etwas zu machen. Die Beschränkung auf die 12 Töne zu Anfang gar nicht schlecht.

Beginne damit, dass Du Dir zwei Stimmen vorstellst, auf die Du die Töne der Reihe, die sich immer wiederholt, aufteilst. Ich würde eine etwas unregelmäßige Aufteilung vornehmen, also auch mal 2 oder 3 Töne in einer Stimme, bevor die andere wieder weitermacht. Vielleicht stellst Du Dir vor, dass eine Stimme auf dem jeweils letzten Ton liegenbleibt, während die andere in der Reihe weitergeht. Denke Dir dazu einen interessanten Rhythmus aus.

Wenn Du es jetzt schaffst, jede der Reihendurchläufe auf andere Weise zu gestalten, rhythmisch und bei der Aufteilung keine Wiederholung zu machen und immer wieder andere Oktavlagen der einzelnen Töne zu verwenden, dann bist Du schon ganz weit!

Denk daran: Der Rhythmus ist für die Musik viel wichtiger, als die Töne!

Das wäre eine erste Übung.

Das lässt sich jetzt natürlich mit weiteren Variationen, also Krebs, Umkehrung, Krebsumkehrung, diversen Transpositionen und mit einer größeren Stimmenanzahl erweitern. Außerdem kannst Du natürlich dann auch Zusammenklänge aus Deiner Reihe ausprobieren und einbauen.

Wenn Du tiefer eindringen willst, solltest Du Dir mal die Variationen für Klavier Op. 27 von Anton Webern ansehen und diese analysieren. Der 2. Satz ist am leichtesten, dann der 3. und am schwierigsten der 1. Satz. Und dann sieh genau hin, wie Webern einerseits glasklar mit seinen 12-Ton-Reihen umgeht, aber wie musikalisch er seine Phrasen und Motive aufbaut!

Viel Glück

Gruß Friedemann


Arlecchino  29.04.2020, 23:53
Der Rhythmus ist für die Musik viel wichtiger, als die Töne!

Meinst Du das allgemein auf alle Musik bezogen oder ausschließlich auf die 12-Ton-Musik?

0
schmidtmechau  29.04.2020, 23:57
@Arlecchino

Das ist natürlich bei verschiedenen Musikstilen ein bisschen verschieden. Aber ja! Rhythmus ist entscheidend. Es gibt so lustige musikalische Tests: Wenn Du eine bekannte Melodie rhythmisch klopfst ist sie weitaus sicherer zu erkennen, als wenn Du die Töne in einem gänzlich anderen Rhythmus nacheinander spielst.

0
Arlecchino  29.04.2020, 23:59
@schmidtmechau

Es gibt viele ganz hervorragende Musik, die bei zurückhaltender rhythmischer Bewegung melodisch und harmonisch über die Maßen vielseitig und interessant ist.

0
  • Wenn Du 50 Takte schreiben willst, musst überhaupt erst einmal Takte schreiben. Bislang stehen da nur Töne ohne Rhythmus und Metrum.
  • 12-Ton-Musik ist ein radikaler Bruch mit der Musik der Dur-Moll-Harmonik. Dennoch muss man auf Rhythmus nicht verzichten. Immer nur gleichlange Viertelnoten zu schreiben ist ziemlich dröge. Was hindert Dich, den Rhythmus der ersten 12 Töne von 'O du fröhliche' auf Deine 12-Ton-Reihe zu übertragen? Das wäre originell!
  • Die 2. Reihe soll die Krebsform sein. Beachte: Vorzeichen müssen durch Auflösungszeichen wieder aufgehoben werden. Bei Dir steht: fis fis gis gis e cis cis usw. Das ist so noch nicht die korrekte Krebs-Form.
  • Es gibt weitere Techniken: Augmentation (Vergrößerung) und Diminution (Verkleinerung). Diese stammen bereits aus der Renaissance und Barockzeit. Sie wurden in der 12-Ton-Musik häufig benutzt.

Wenn Du dies alles beachtest, ist es recht einfach, auf ungefähr 50 Takte zu kommen.

Hallo Lucy32!

Ich habe Dir hier einmal einen Anfang komponiert. Wie Du sehen wirst, habe ich nur die Grundreihe verwendet. Das ist als Aufgabe eigentlich sehr reizvoll, mit so wenig Material umzugehen, dafür an Rhythmik, Gestik und Figurenvielfalt mehr zu entwickeln. Vielleicht schreibst Du dies ja einfach weiter? Oder bist Du inzwischen schon fertig?

Gruß Friedemann

Bild zum Beitrag

 - (Schule, Musik, Noten)

Lucy32 
Beitragsersteller
 10.05.2020, 18:48

Vielen Dank!

0