Was muss man an dem deutschen Schulsystem am dringendsten ändern?

8 Antworten

  • kleinere Klassen
  • mehr Homogenität
  • Ausdünnung der Lehrpläne
  • bessere Ausstattung an Schulen

Bildungsföderalismus tschüss. Erst danach kann man das ganze System ändern.


grtgrt  13.09.2024, 19:18

Das Gute am Bildungsföderalismus ist, dass er Vergleichsmöglichkeiten zur Folge hat. Das ist - falls man sie wahrnimmt - ein ganz gewaltiger Vorteil.

Leider weigern sich allzu viele Bildungspolitiker, die Ergebnisse solcher Vergleiche zur Kenntnis zu nehmen und dann auch entsprechend zu handeln.

adabei  08.08.2024, 17:34

Aber dann keine Nivellierung nach unten!

Man muss nichts daran ändern, sondern es abschaffen und durch etwas völlig Neues ersetzen. Das Neue muss dadurch gekennzeichnet sein, dass nicht Lehrer oder Schulbürokraten darüber bestimmen, womit man sich wann und wie zu beschäftigen hat, sondern das dies Diejenigen tun, die lernen wollen. Dadurch wäre gewährleistet, dass immer das Richtige gelernt wird. Richtig ist das, was der Einzelne wichtig und interessant findet.
Logisch, dass es dann keine Klassen mit gleichaltrigen Kindern gibt, sondern Gruppen, in denen sich die Mitglieder für die gleiche Sache interessieren. Chöre bestehen nicht aus Menschen gleichen Alters, sondern aus Leuten, die gerne singen. Und wer lieber alleine lernen möchte, muss sich keiner Gruppe anschließen.

Das gibt es übrigens alles schon.

Gruß Matti


grtgrt  13.09.2024, 19:25
Richtig ist das, was der Einzelne wichtig und interessant findet.

Dem ist eben keineswegs so, wenn der "Einzelne" noch Kind ist.

Kuhlmann26  13.09.2024, 22:30
@grtgrt
Dem ist eben keineswegs so, wenn der "Einzelne" noch Kind ist.

Doch, auch ein Kind hat alles Recht der Welt, das zu lernen, was es interessiert und sich nicht mit Themen beschäftigen zu müssen, die ihm vorgegeben werden. Demokratische Schulen machen vor, dass das wunderbar funktioniert. Dort gibt es Angebote, die jedes Kind annehmen oder ablehnen kann.

grtgrt  14.09.2024, 18:46
@Kuhlmann26

Auch, wenn diese Themen Lesen, Schreiben und Rechnen betreffen?

Kuhlmann26  14.09.2024, 20:14
@grtgrt

Ja, natürlich. Der immer wieder als «Einzelfall» bezeichnete André Stern, ein Franzose, der nie in der Schule war, hat mit drei Jahren begonnen sich für "Eier und Eierbecher" zu interessieren.

Wenn Du 40 Minuten Zeit hast und wissen willst, was es damit auf sich hat und wie man als selbstbestimmtes Kind Wissen erwirbt, dann schau Dir das Video an. Es ist jetzt schon 11 Jahre alt. A. Stern hat inzwischen zwei Kinder, die auch nicht zur Schule gehen.

https://youtu.be/EQDjOj4q6to?si=eYgmiNSaGrRgBD7h

Als zweiten Beleg verweise ich auf die Demokratische Schule «Kapriole» in Freiburg. Auf der Internetseite heißt es zum Thema «LesenSchreibenRechnen» abschließen:

Allerdings gibt es in unserem Konzept keine Vorgaben, zu welchem Zeitpunkt sich die Kinder und Jugendlichen mit welchen Aspekten des LesenSchreibenRechnens beschäftigen müssen oder wann sie etwas Bestimmtes können sollen.

https://www.kapriole-freiburg.de/konzept/#LesenSchreibenRechnen

Drittes Beispiel: Die Familie Neubronner ging über mehrere Jahre durch die Medien; vor allem das ZDF und die Sendung SternTV haben über sie in loser Folge berichtet. Der Grund: Die beiden Söhne haben sich geweigert, in die Schule zu gehen. Das Besondere war, dass die Eltern die Wünsche der Kinder akzeptiert haben und durch alle gerichtlichen Instanzen gegangen sind, allerdings ohne Erfolg. Da war der ältere der beiden in der zweiten Klasse, sein Bruder wäre mit der Einschulung dran gewesen. Der Ältere war etwas mehr als ein Jahr in der Schule der jüngere überhaupt nicht.
Beide haben inzwischen das Abitur in der Tasche und das erlangt man üblicherweise nicht, wenn man des Lesens, Schreibens und Rechnens unkundig ist.

Ich habe noch einen sieben Minuten Clip mit André Stern entdeckt, der als Einstieg vielleicht besser geeignet ist, als das längere Video. Er stellt vor Schweizer Studenten sein erstes Buch vor und schildert eine Situation bei der Musterung zum Militär; außerdem beantwortet er ein paar Fragen (alles Deutsch):

https://youtu.be/FwhY1Ws-eQ0?si=fGXS3Lc3VK-6oi0D

PS: Falls Du keine Lust auf das erste Video haben solltest: Eier und Eierbecher sind die Buchstaben O und C, die im Französischen sehr häufig nebeneinander vorkommen (so wie bei und E und U oder E und I.
Das entdeckte der Dreijährige in Büchern ohne Bilder. Das Interesse an der Schrift verlagerte sich irgendwann auf Straßenschilder und andere Wörter im öffentlichen Raum. Nach eigenem Bekunden konnte er mit 8/9 Jahren flüssig lesen. Auch wie er die Kreiszahl Pi entdeckte, beschreibt er in dem Interview.

grtgrt  14.09.2024, 20:26
@Kuhlmann26

Niemand hindert Kinder, eher, mehr und schneller zu lernen, als der Durchschnitt.

Schule aber ist dafür da, zu garantieren, dass wirklich jedes Kind in bestimmtem Alter bestimmte Mindest-Fähigkeiten erworben habt.

Es steht die Notwendigkeit solcher Regeln deswegen überhaupt nicht im Widerspruch zu den Beispielen, auf die Du oben hinweist.

Kuhlmann26  14.09.2024, 20:43
@grtgrt
Schule aber ist dafür da, zu garantieren, dass wirklich jedes Kind in bestimmtem Alter bestimmte Mindest-Fähigkeiten erworben habt.

Der Aberglaube besteht darin, dass dies ohne Schule nicht möglich wäre. Natürlich hätte nicht jedes Kind dieselben Fähigkeiten, wozu auch? Das wäre ja Unfug und ist auch unter den Bedingungen der Schulpflicht nicht so. Aber jedes Kind wüsste auch ohne Schule das, was es wissen müsste.

Bekanntlich haben wir unter den heutigen Bedingungen einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung, der nicht lesen und schreiben kann, vom Rechnen wollen wir gar nicht reden. Das dürfte eigentlich nicht sein, wenn Deine Behauptung mit dem Garantieren richtig wäre. Die Schule garantiert gar nichts und muss im Falle des Versagens dafür auch nicht gerade stehen.

Abgesehen davon, habe ich bereits erwähnte, dass dies nach meiner festen Überzeugung nicht die Aufgabe der Schule ist.

grtgrt  14.09.2024, 20:54
@Kuhlmann26

Noten zeigen, in welchem Umfang Schule ihrer Aufgabe gerecht werden konnte. Dass Kinder, denen Schulunterricht nicht weit genug helfen konnte, ohne solchen Unterricht mehr gelernt hätten, glaubst wahrscheinlich nur Du. Ich jedenfalls nicht.

Auch der Gesetzgeber glaubt es nicht.

Kuhlmann26  14.09.2024, 21:00
@grtgrt
... ohne solchen Unterricht mehr gelernt hätten, glaubst wahrscheinlich nur Du.

Es geht nicht darum, mehr zu lernen, sondern das Richtige. Und wenn das Interesse der Ausgangspunkt des Lernens ist, ist es auch immer das richtige Wissen, was man sich aneignet. Es geht gar nicht anders. Als die beiden Neubronner Brüder entschieden hatten, die Schulabschlüsse zu machen, haben sie sich das dafür notwendige Wissen angeeignet. Beide haben die Berechtigung, das zu studieren, was sie wollen.

spelman  09.08.2024, 00:15

10% der Kinder würden damit richtig effektiv lernen, weitere 10% so einigermaßen. 70% würden am Handy spielen. Und 10% gar nichts machen.

Ich weiß nicht, ob 20% der Kinder ausreichen, den Laden am Laufen zu halten.

Kuhlmann26  09.08.2024, 11:20
@spelman
10% der Kinder würden damit richtig effektiv lernen, weitere 10% so einigermaßen. 70% würden am Handy spielen. Und 10% gar nichts machen

Ist es nicht merkwürdig? An allen Orten, wo die von mir beschriebene Vorgehensweise so oder so ähnlich praktiziert wird, und zwar seit Jahrzehnten, treten die von Dir beschriebenen Effekte nicht ein. Und ich kann Dir auch sagen, warum: Lernen ist ein angeborene Fähigkeit und es kostet den Staat Milliarden und ein ausgeklügeltes Lehrsystem, um Kinder genau daran zu hindern, ohne das es groß auffällt.

Man beklagt sich darüber, dass nicht genügend Lehrer da sind. Ich sage, wir haben viel zu viele Lehrer. Es bedürfte ihrer viel weniger, wenn ein Kind deren Dienste nur dann in Anspruch nähme, wenn es das selbst für erforderlich hält.

Du erkennst den Unterschied zwischen Lernen und ungefragter Belehrung nicht. Schaff den Lehrplan ab und Du hast sofort mehr als genug Lehrer. Das ist aber nur ein Problem unserer Schulen.

In unseren Schulen bestimmt nicht der Wissensstand eines Menschen, wie lange er sich dort aufhalten muss, sondern sein Alter. Das ist ein wesentlicher Hinweis auf den eigentlichen Zweck des Systems. Unser Schulwissen könnten die Intelligentesten innerhalb eines Jahres lernen, wenn sie denn wollten. Der Durchschnitt braute vier Jahre. Du kannst aber innerhalb von vier Jahren keine Menschen so indoktrinieren, dass sie leicht zu führen sind. Sie sollen lernen, das zu tun, was andere ihnen sagen.

Warum, glaubst Du wohl, klingelt es mehrfach am Tag in der Schule? Eine Glocke ist zum Lernen nicht erforderlich, im Gegenteil: Es unterbricht den Lernvorgang (wenn er denn überhaupt stattgefunden hat). Hattest Du eben noch über einem mathematisches Problem gebrühtet, ist nun Pause befohlen und anschließt hast Du Dich gefälligst mit einer fremdem Sprache oder einem x-beliebigen anderen Thema auseinanderzusetzen. Und wehe Du tust das nicht.

Deine Behauptungen kannst Du nicht belegen, weil Du die Bedingungen für selbstbestimmtes Lernen nie kennengelernt hast.

spelman  09.08.2024, 20:03
@Kuhlmann26

Dann sag doch mal, wo dieses System, wie Du es beschreibst, stattfindet. Ich gebe zu, meine Zahlen sind pure Erfindung. Aber wenn ich mir Schüler ansehe, sind eben nur die wenigsten tatsächlich bereit, dauerhaft aus sich selbst heraus zu lernen. Es gibt ja durchaus Schulen, die andere Konzepte versuchen, auch in Deutschland. Es funktioniert aber auch dort nur für einige Schüler. Ein paar weitere kommen zurecht, weil die Eltern strukturieren und einfordern. Und viele kommen eben nicht zurecht. Die wechseln dann entweder auf herkömmliche Schulen, oder fallen ganz aus dem System. Ich kenne tatsächlich Beispiele für beides aus eigenem Erleben.

Mann sollte kleinere Klassen machen und auch lieber mehr schulen dafür weniger. Keine aufteilungen mehr. Alle gehen auf eine Schule.

Und mann muss das lernen lernen. Und nicht nur sagen das man lernen muss. Also kein frontal unterricht mehr. Es gibt ein paar aufagben wo die Schüler eigenständig arbeiten und recherchieren. Der lehrer kommt sagt hallo und tschüss und zwischendurch ist er zum unterstützen da. Das noch in kombi mit den kleinen klassen geht viel besser auf die Schüler drauf ein. Und ist viel individueller

Noten können von mir aus bleiben. Habe nichts gegen sie. (Geh nich zur schule

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

grtgrt  13.09.2024, 19:27

Diese Ansicht ist ganz unendlich naiv (und natürlich grundfalsch).

Bundesweit einheitliche Schulabschlüsse einführen. Es sollte eigentlich nicht sein, dass der Realschulabschluss in Bayern oder BW fast genauso anspruchsvoll ist wie das Abitur in Berlin.
Und es darf auch nicht sein, dass manche Abschlüsse in anderen Bundesländern nicht anerkannt werden.