Meinung des Tages: Online-Mobbing mit gravierenden Folgen – wie könnte dagegen künftig besser vorgegangen werden?
Zu Beginn der heutigen Meinung des Tages erfolgt eine Triggerwarnung, denn im Folgenden werden Themen wie Mobbing und Suizid behandelt.
Die Meinungen zum Vorgehen während der Corona-Pandemie hätten gespaltener wohl kaum sein können. Von der Forderung einer Impfpflicht bis hin zu „falschen“ Impfungen, die gar keine waren und den vielfachen Vorwürfen einer Zwei-Schichten-Gesellschaft war wohl alles dabei. Zur Zielscheibe wurden dabei häufig in allen Richtungen auch Ärzte – so auch die österreichische Ärztin Kellermayr, welche letztendlich Suizid beging.
Ärztin warb für Impfungen
Sie war vermutlich Österreichs bekannteste Corona-Ärztin und bekam viel der emotional geladenen Stimmung während der Pandemie ab.
Zu Beginn bekam sie „nur“ einzelne Hass-Kommentare und Morddrohungen. Damit konnte sie noch umgehen – doch irgendwann verlagerten sich die Demonstrationen auch vor das Krankenhaus, in dem sie arbeitete.
Sie twitterte damals, dass die Eingänge blockiert würden und das unter den Augen der Behörden. Die Polizei reagierte prompt, erklärte, der Tweet sei eine „Falschmeldung“, da es noch eine weitere Zufahrt gab.
Tweet lies die Situation eskalieren
Diese Reaktion der Polizei führte dazu, dass die Impfärztin ihren Tweet löschte. Der Hass von organisierten Telegram-Gruppen und Impfgegnern hatte nun nämlich ein neues Ziel – Kellermayr. Diese bat auch die Polizei darum, den Reaktions-Tweet zu löschen, doch der Bitte wurde keine Folge geleistet.
Der von ihr gelöschte Beitrag änderte vieles. Die Ärztin wurde überflutet mit Beschimpfungen, Verleumdungen und auch Morddrohungen. Angeblich kamen zu ihr sogar Patienten, die nur den Praxisbetrieb stören wollten, Videos aufnahmen und verbreiteten.
Kellermayr suchte Hilfe
Die Ärztin wandte sich an die Polizei und auch den Verfassungsschutz. Sie sprach öffentlich über das Thema und wurde im Laufe der Zeit zu einer Art Symbolfigur für Menschen aus dem Gesundheitssektor, die sich während der Pandemie einsetzten und letztlich vielen Androhungen ausgesetzt waren. Kellermayr nahm die Sache am Ende selbst in die Hand, versuchte durch Wachmänner vor ihrer Praxis für die Sicherheit der Patienten, Mitarbeitenden und auch sich selbst zu sorgen.
Im Juni 2022 schloss sie ihre Praxis, da die Situation nicht mehr tragbar war – besonders die Sicherheitskosten, zu dem Zeitpunkt mehr als 100.000 Euro, konnte sie nicht mehr tragen. Im Juli erklärte sie, sie würde die Praxis wieder eröffnen wollen, doch dazu kam es nicht mehr, denn kurz darauf wurde die Ärztin tot in den Praxisräumen aufgefunden. Laut Staatsanwaltschaft gab es keinerlei Fremdverschulden, dafür aber Abschiedsbriefe. Einer davon ging an die Landespolizeidirektion Oberösterreich, ein Kommentar zum Inhalt gab es von Seiten der Staatsanwaltschaft nicht.
Mann aus Bayern angeklagt
Schon im Jahr der Vorfälle (2022), noch vor dem Suizid der Ärztin, wurde gegen einen Verdächtigen in Deutschland ermittelt. Allerdings wurde das Verfahren dann eingestellt, da die österreichische Staatsanwaltschaft aufgrund des Aufenthalts des Betroffenen nicht zuständig war. Eine Netz-Spezialistin lieferte sogar zwei mögliche Täter: Einen Berliner Neonazi und einem Mann aus Oberbayern, der mit einem „Volkstribunal“ drohte. Damals wurde die Expertin ignoriert.
Der 61-jährige, der angekündigt hatte, die Ärztin vor ein „Volkstribunal“ zu stellen, wird nun angeklagt. Der Grund, das nun doch angeklagt wird: Die Abschiedsbriefe der Ärztin und auch ein psychiatrisches Gutachten sollen darauf hinweisen, dass die Nachrichten, die der Mann der Ärztin schickte mit ursächlich für den Suizid waren. Das erfüllt den Tatbestand der gefährlichen Drohung und wird in Österreich mit bis zu zehn Jahren Haft bestraft.
Der Angeklagte ist auch in Deutschland bereits wegen Vermögens- und Gewaltdelikten vorbestraft, in Österreich jedoch noch nicht anderweitig mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Der Angeklagte selbst gab zu, Kellermayr entsprechende Nachrichten verschickt zu haben – aus seiner Sicht handelte es sich jedoch dabei lediglich um ein „wechselseitiges Streitgespräch“, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Unsere Fragen an Euch:
- Wie kann künftig besser mit Online-Mobbing umgegangen werden?
- Seht Ihr ein Versagen der Exekutive beim Schutz der Ärztin?
- Hätte der Angeklagte schon 2022 belangt werden müssen?
- Müsste die Exekutive im Falle von Online-Mobbing, bzw. -Drohung mehr Befugnisse bekommen, um sofort einzugreifen?
- Seid Ihr selbst bereits einmal online mit einem eskalierenden Konflikt in Berührung gekommen?
- Wo seht Ihr die Grenze zwischen Streitgespräch und Bedrohung?
Wir freuen uns auf Eure Antworten und bitten Euch, auch bei diesem emotionalen Thema die Netiquette zu beachten.
Viele Grüße
Euer gutefrage Team
Quellen:
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/anklage-suizid-corona-aerztin-100.html
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/kellermayr-corona-aerztin-tot-103.html
Diese Meinung des Tages behandelt sensible Themen wie Suizid und Mobbing. Solltest Du Dich selbst in einer schwierigen Situation befinden, haben wir im Folgenden einige Anlaufstellen für Dich zusammengestellt.
Du hast selbst oft depressive Phasen und/oder Gedanken, in denen es darum geht, Dich selbst zu verletzen? Hier findest Du wichtige Anlaufstellen, die Dir helfen können:
Du kannst Dich zudem jederzeit an die Telefonseelsorge wenden. Dort ist rund um die Uhr jemand erreichbar und Du hast die Möglichkeit, ein anonymes und vertrauliches Gespräch zu führen: 0800/1110111 oder 0800/1110222 (gebührenfrei aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz).
Auf der Webseite der Seelsorge kannst Du auch chatten, falls Du das lieber möchtest: http://www.telefonseelsorge.de/
Auf dieser Seite https://www.gutefrage.net/aktion/suizid-hilfe-bei-selbstmordgedanken/ haben wir für Dich weitere wichtige Hotlines, Links und Tipps zusammengestellt.
Zögere im Notfall bitte auch nicht, den Notruf 112 zu wählen!
Du wirst gemobbt und weißt nicht, wie Du damit umgehen sollst?
Du bist nicht alleine mit Deinem Problem. Mobbing betrifft viele Menschen, egal welchen Alters. Es kann in Schulen, am Arbeitsplatz, auf Social Media Plattformen oder auch in der eigenen Familie stattfinden.
Wichtig ist, dass Du Dich nicht damit abfindest, gemobbt zu werden! Niemand muss solche Attacken ertragen. Wir haben deshalb wichtige Hotlines & Tipps für Dich zusammengestellt, die Dir dabei helfen, Unterstützung zu finden und Deine aktuelle Situation zu verbessern: https://www.gutefrage.net/aktion/schluss-mit-mobbing/
Viele Grüße
21 Antworten
Das WARUM hinter der Geschichte wird nicht genug HERVORGETAN.
Corona war und ist ein umstrittenes Thema, eine Teilung der Meinungen und des Volkes, womit wir uns alle konfrontiert sahen!
Als Ärztin, die falsche Impfungen verabreicht und propagiert hat, sollte mal eine Frage zur Verantwortung und Eugenverschulden beantwortet werden, bevor Mobbing als "mobbing" ausgetan wird, oder als Gewissensbisse, welche schlussendlich zum Suizid führten.
Die Frage postuliert nämlich, dass die "Mobber" (geschädigte Patienten, das wäre das plausibelste Motiv) GRUNDLOS gehandelt hätten und die Ärztin alles richtig gemacht hätte; so einfach ist es allemal NICHT!
Außerdem: wie viele Senioren sind in dieser Zeit einsam und isoliert "krepiert"? Nicht wegen Corona, sondern wegen unmenschlicher "Haltung" wegen einer Krankheit, die nach wie vor umstritten gilt???
Das ist und war ein VERBRECHEN gegen die Menschlichkeit und darüber wird nicht gesprochen?
Aber wegen einer popeligen Ärztin wird hier diskutiert, das ist nicht mal das Spitzchen der gesamten Corona-Missstände.
Das große Ganze wird nicht gesehen, nur der klitzekleine Einzelfall; die tatsächlichen Opfer sehe Ich anderswo!
Beim Online-Mobbing sind die Betreiber dieser Plattformen gefragt. Dazu gehört auch Gutefrage.net.
Es ist meiner Meinung nach ein Unding, sich raus reden zu wollen mit Meinungsfreiheit.
Nein das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern die Plattformen machen die Regeln. Wenn allerdings wegen Klicks die Betreiber angst haben, das Gelder ausbleiben, machen sich die Betreiber in einem hohen Maß mitschuldig.
Was soll KI da machen?
Ist künstliche Intelligenz wirklich Intelligent? Das ist keine Intelligenz sondern das sind Programme. Unter Intelligenz stelle ich mir etwas anderes vor.
Das nur am Rande.
Es wurde hier schon gesagt, dem Einhalt gebieten geht, über 2 Möglichkeiten.
Entweder über eine Anmeldung verpflichtend mit Ausweis.
Oder die andere Idee ist, das es keine wechselnden IP-Adressen mehr gibt, sondern fest zugeordnete IP-Adressen sowohl über Kabel, Glasfaser, Mobilfunk usw. So das jeder User definitiv Identifiziert werden kann.
Die Plattformen haben es aber auch nicht leicht. Wir sprechen ja hier nicht von wenigen Meldungen, sondern von Milliarden täglich. Da kommt keiner mehr hinterher und wenn der Account gebannt wird, macht der sich einfach einen Neuen.
Es liegt in der Entscheidung des Plattform-Betreiber wie er eine User Anmeldung gestaltet.
Da das Problem mit Mobbing nicht klein ist könnte man schon tätig werden, will man aber nicht, denn das kostet Geld.
Aber man will auf billigste Art und Weise Geld verdienen und ja die Verantwortung auf andere Abwälzen.
Das klappt in Deutschland immer sehr gut. Es sind immer die anderen Schuld.
Das Oper ist Schuld das es sich hat mobben lassen.
Das Opfer hätte es vermeiden können wenn es nicht online gegangen wäre. Es hätte sich auch nicht am "normalen" Leben beteiligen müßen. Sei es Schule, Arbeit, Vereine oder sonstige Aktivitäten.
Am besten ist man versteckt sich in der Wohnung, schließt sich ein, hat kein Telefon, kein TV, Briefe werden, außer von Behörden oder Arbeitgeber gleich entsorgt.
Und die Täter haben wieder ihr Ziel erreicht. Und kommen ungeschoren davon.
Die Leute die eine Plattform verwalten sollten sehr darauf achten wer auf ihrer Plattform ist und was diese Leute da machen. Wenn etwas passiert erst eine Verwarnung und dann der Bann ( wenn es extrem ist auch ohne vorwarnung)
Solange die Leute nicht zwingend mit Klarnamen auftreten müssen, ändert sich gar nichts. Denn es ist die Anonymität, welche die Hemmschwelle auf ein Niveau sinken läßt, als hätte man 4 Maß im Kopp.
Oder man macht die Betreiber für die Inhalte verantwortlich.
Es muss in den Familien viel mehr gesprochen werden.
Auch sollten Eltern, bei den Kindern viel häufiger und intensiver kontrollieren auf welchen Seiten sich die Kinder herumtreiben und ggf. sogar teilen.
Was wird von wem gepostet und dementsprechend kommentiert? Kinder müssen so ermutigt werden, dass sie in solchen Fällen offen mit der Familie darüber reden und Hilfe holen. Es darf nicht unter den Teppich gekehrt werden. Auch sollte es selbstverständlich sein, nicht mit dem Klarnamen und Fotos ein Profil zu eröffnen.
Das fällt mir auch hier immer wieder auf, vor allem bei pubertierenden die sowieso gerade alle doof finden, und vor allem sich, diese stellen hier Fotos ein und manche Kommentare sind echt unter der Gürtellinie und fernab jeglicher Realität. Da wünsche ich mir, dass gutefrage viel strenger damit umgeht und persönliche Fotos nicht zugelassen wären.
Das würde das gesamte Geschäftsmodell in Frage stellen, weil unrentabel. Vielleicht schafft KI da Besserung, ich fürchte aber nicht, weil es im Grunde vom Betreiber gar nicht gewünscht ist. Das ist ähnlich wie mit den Ultras und Bengalos in Fußballstadien.