Ist es christlich auf die Einhaltung von Verträgen zu bestehen?

10 Antworten

Wie Gromio wäre mir zuerst Matthäus 5:37 eingefallen:

Euer Ja sei ein Ja, und euer Nein sei ein Nein

(zitiert nach der Züricher Bibel)

Oder 3. Mose 19:11

Ihr sollt nicht stehlen, nicht täuschen und einander nicht betrügen.

(zitiert nach Einheitsübersetzung 2016)

Sogar ein durch eine Täuschung erschlichener Schutzpakt zwischen Gibeon und Israel wurde nach Aufdeckung der Täuschung eingehalten (Josua 9).

Nachdem Zedekia, der Nebukadnezar II. gegenüber einen Treueeid abgelegt hatte, dieses Bündnis durch den Versuch brach, eine Bündnis mit dessen Feind Ägypten zu schließen, lautete das von Gott durch Hesekiel (17:9) geäußerte Urteil wie folgt:

Darum hat Gott der HERR so gesprochen: »So wahr ich lebe! Für den Eid, den er bei mir geschworen und mißachtet hat, und für den Vertrag, den er vor mir geschlossen und gebrochen hat, will ich ihn die Strafe büßen lassen [...]

(zitiert nach Menge)

In beiden Fällen war der Vertrag zugegebenermaßen noch durch einen Eid besiegelt und vermutlich vorrangig der Eid das für die Einhaltung ausschlaggebende Kriterium. Aber Vertragsbrüche werden stets negativ erwähnt. Die Einhaltung von Verträgen dürfte also als guter Standard gelten.

Wird ein Christ gegenüber einem anderen Christen vertragsbrüchig wird, könnte man auf 1. Korinther 6 verweisen:

1 Wie kann jemand von euch wagen, wenn er einen Streit hat mit einem andern, sein Recht zu suchen vor den Ungerechten und nicht vor den Heiligen? [...] 4 Wenn ihr nun über diese Dinge richtet, nehmt ihr dann solche, die in der Gemeinde verachtet werden, und setzt sie als Richter ein? 5 Euch zur Schande muss ich das sagen. Ist denn gar kein Weiser unter euch, auch nicht einer, der zwischen Bruder und Bruder richten könnte? 6 Sondern ein Bruder rechtet mit dem andern, und das vor Ungläubigen! 7 Es ist schon schlimm genug, dass ihr miteinander rechtet. Warum lasst ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasst ihr euch nicht lieber übervorteilen? 8 Sondern ihr tut Unrecht und übervorteilt, und das unter Brüdern! 9 Oder wisst ihr nicht, dass die Ungerechten das Reich Gottes nicht ererben werden?

(zitiert nach Lutherbibel 2017)

Das ist aber weniger als Aufforderung zu verstehen, sich unter Christen übers Ohr zu hauen, oder übers Ohr hauen zu lassen. Sondern eher als Aufforderung, (vertragliche) Streitigkeiten möglichst friedlich und mithilfe interner Schlichtung beizulegen, als sich öffentlichkeitswirksam und zum Schaden des Ansehens der Gemeinde mit einem anderen Christenmenschen zu streiten.

Wenn einer den anderen mutwillig betrügen will, ist nichts dagegen einzuwenden, den Vertrag durchzusetzen. Haben beide ihre berechtigten Interessen, aber keine der beiden Seiten handelt in schädigender oder betrügerischer Absicht, würde ich es mit 1. Korinther 10:24 halten:

Jeder soll auf den Vorteil des anderen bedacht sein, nicht auf den eigenen Vorteil.

(zitiert nach Neuer Genfer Übersetzung)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – berufsmäßiger Jurist

Huflattich 
Beitragsersteller
 17.07.2024, 07:25

Danke Dir für die ausführliche Antwort - ich glaube nur mittlerweile, meine Frage falsch formuliert zu haben...

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Das hat mit christlich, oder singst einer Religion nichts zu tun.

Das einhalten von Verträgen ist Ehrensache und kann auch strafrechtlich verfolgt werden.


AnglerAut  16.07.2024, 06:06

Der strafrechtlich relevante Vertragsbruch? Das ist weit hergeholt …

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Ich würde meinen, es hängt vom Einzelfall ab.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin kein Jurist und gebe keine Rechtsberatung.

Das ist mehr eine rechtliche als eine religiöse Frage. Ich denke aber, dass es nicht unchristlich ist.

Nicht unbedingt.

"Wird dir etwas weggenommen, dann verlange es nicht zurück" Lukas 6,30b


Huflattich 
Beitragsersteller
 16.07.2024, 07:29

Das verstehe ich nicht...

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