Hi, was machst du jetzt grad? So, jetzt stell dir vor, du spürst ein immer mehr stärker werdendes vibrieren und du merkst: Erdbeben! Du hast keine Zeit! Wie

14 Antworten

es gibt kein Vibrieren. Ich stand in der Dusche meines Hotelzimmers in Kaohsiung, Taiwan, als das Badezimmer anfing um ca 1 m hin- und herzuschwingen. Ich überlegte, ob ich nackt und eingeseift 10 Stockwerke treppab laufen sollte, aber ein Blick aus dem Fenster sagte mir, dass die Taiwanesen auf der Straße nichts dabei zu finden schienen. Nach einer Minute hörte es dann auf. Das war 4,7. Später, nach der Taxifahrt ins Stahlwerk, sprach ich meinen Abholer darauf an, und er fragte, ob wir in Deutschland denn keine Erdbeben hätten...

Ein Erdbeben beginnt nicht mit einfachen Vibrationen.

Die erste Vorwarnung sind Geräusche, Kreischen, berstendes Quietschen, Rumpeln. Während du dich noch fragst ob im Keller ein Gerät den Geist aufgegeben hat, oder im Nachbargsrten was explodiert ist, kommt der erste Schlag, mit einem Ruck bewegt sich alles zur Seite, dann wieder zurück, dann wieder, dabei etwas hoch, etwas runter. Der Boden fühlt sich an wie ein Schiff im Seegang, dabei aber nicht nur Wellen, auch derbe Schläge.

Und da fängt nicht langsam an sondern binnen Sekunden. Die Geräusche davor waren wohl die P Wellen, Kompressionswellen, die etwas schneller laufen, aber nicht fühlbar sind. Dennoch Gestein macht unter dem Stress sehr bedenkliche Geräusche.

Sicherheitskameras zeigen dasselbe Muster auch bei schweren Schadbeben.

Wenn du merkst es ist ein Erdbeben, aber es ist mäßig, dann kannst gleich sitzen bleiben, es wird nicht mehr.

Bei schwerem Beben, wo du Angst haben muss von Möben erschlagen zu werden, oder dass dir das Haus auf dem Kopf fällt, musst du genau mitten im Höhepunkt ums Leben rennen, wenn der Boden dich schüttelt wie die Pfanne eine Kastanie. Du hast keine Vorwarnung.

Da ich einmal in dieser Situation war, verrate ich Dir: Du machst gar nichts.

Die „Vorwarnung“ bestand in einem drei oder fünf Sekunden langen tiefen Vibrieren, und dann kam ein Schlag, der mich einen halben Meter in die Luft warf und der doch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das war, was in den nächsten 30 Sekunden passier­te: Durch die Stöße und das stark schwankendes Gebäude war näm­lich gar nicht dar­an zu den­ken, sich irgendwohin zielgerichtet fortbewegen zu können. Ich versuchte zwar, die ca. 20 m (und eine Stiege) entfernte Dachterrasse zu erreichen, kam dort aber erst nach dem Abflauen der Erdstöße an.

Hi, was machst du jetzt grad? 

Vor dem Computer sitzen, auf den Monitor schauen und die Tasten der Tastatur bedienen. Anders ausgedrückt, meine Freizeit nutzen, bevor ich heute Abend wieder zur nächsten Nachtschicht fahre.

So, jetzt stell dir vor, du spürst ein immer mehr stärker werdendes vibrieren und du merkst: Erdbeben!

Unwahrscheinlich, sogar sehr unwahrscheinlich dort wo ich lebe, denn hier gab es noch nie Erdbeben, soweit ich mich erinnern kann.

Wie handelst du? Wie reagierst du?

Tja, ich würde vermutlich unter den nächsten Türsturz rennen und dort abwarten, denn um nach draußen zu gelangen würde zu lange dauern.

Wenn ich ins Freie gelangen kann, dann so weit weg wie möglich von allem, was einstürzen kann, weg auch von Leitungen.

Wenn ich nicht raus kann, dann unter der stabilsten Konstruktion (Türbogen?) Deckung suchen und einen Stuhl über den Kopf halten.