Cannabis Legalisierung ein Fehlschlag?

8 Antworten

Vorab vielleicht interessant, woher die Zahlen eigentlich kommen:

Zur Titel-Frage:

Cannabis Legalisierung ein Fehlschlag?

Nein, ist sie nicht. Und das nicht nur, weil es gar keine Legalisierung gibt. Es handelt sich lediglich um eine Teil-Legalisierung, die Erwachsenen den Besitz gewisser Mengen sowie den Eigenanbau erlaubt.

Im Koalitionsvertrag der aktuellen Regierung wurde die Cannabis-Legalisierung noch wie folgt angekündigt:

Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet.
→ Koalitionsvertrag zwischen SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/gesetzesvorhaben/koalitionsvertrag-2021-1990800

Wie man lesen kann, waren die vorrangigen Ziele demnach Qualitätssicherung und Jugendschutz.

Vor allem was die Qualitätssicherung angeht, kann man der oben verlinkten Umfrage meines Erachtens sogar bereits einen klaren und zu erwartenden Erfolg entnehmen. Ich bezeieh mich dabei speziell auf die Ergebnisse zur dritten Frage, woher Konsumenten ihr Zeug hauptsächlich beziehen. Dabei gaben knapp 30 % an, dass ihr Zeug hauptsächlich aus dem Eigenanbau stammt. Weiterhin sei die Zahl der Cannabispatienten um knapp 60 % gestiegen. Bei wenigstens 5 Millionen erwachsenen Konsumenten ist das jetzt schon einiges an Umsatz, was den Schwarzmarkt-Akteuren entgeht. Selbst angebautes Zeug ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht mit irgendwelchen Streckmitteln verunreinigt und so für Konsumenten jeglichen Alters weniger gefährlich als potentiell verunreinigtes Zeug vom Schwarzmarkt. Wenn man bedenkt, dass ein großer Teil der ersten legalen Ernten erst in ein paar Wochen oder Monaten konsumfertig sein wird, halte ich das jetzt bereits für beachtliche Zahlen.

Ich will nicht sagen, dass sich niemand erhofft hat, dass die rechtliche Neueinordnung zu einem Rückgang der Konsumenten führt. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass es verschiedene mögliche und tatsächliche Auswirkungen gibt, die alle unterschiedlich bewertet und gewichtet werden können. So ist es durchaus möglich, dass zwar mehr Menschen konsumieren, die konsumbedingten Schäden netto aber abnehmen, weil die Konsumumstände andere sind. Und dann ist da noch die Sache mit dem grundgesetzlich zugesicherten Recht der allgemeinen Handlungsfreiheit. Meiner persönlichen Meinung nach der wichtigste Aspekt der (Teil-)Legalisierung schlechthin. Mehr dazu bei Interesse hier:

Haben wir aktuell größere Probleme, als Legalisierung von Haschisch zu testen?, https://www.gutefrage.net/frage/haben-wir-aktuell-groessere-probleme-als-legalisierung-von-haschisch-zu-testen#answer-546150771

Einen einzigen Punkt isoliert zu betrachten und das ganze Vorhaben als Fehlschlag zu bezeichnen, wird dem allem jedenfalls nicht gerecht. Wobei ich noch anmerken möchte, dass Konsumzahlen aus Umfragen generell eher kritisch betrachtet werden sollten. Der kausale Zusammenhang zwischen (Teil-)Legalisierung und etwaigem Konsumantieg ist nicht so klar, wie manche vielleicht meinen. Hier hatte ich mich einmal ausführlich dazu geäußert:

Warum haben die Leute/ihr trotzdem Angst vor einer starken Zunahme des Kiffens/konsumierens von Cannabis?, https://www.gutefrage.net/frage/warum-haben-die-leuteihr-trotzdem-angst-vor-einer-starken-zunahme-des-kiffenskonsumierens-von-cannabis#answer-539320309

Woher ich das weiß:Hobby – Interessierter Laie ✅ Kein Fachmann, kein Arzt ❌

Eine Droge zu legalisieren ohne legale Bezugsquelle ist doch einfach nur ein geistig behindertes Konzept.


Inkognito-Nutzer   22.06.2024, 18:52

Es gibt mehre legale Bezugsquellen.

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Das konnte man bis dato immer kurz nachher beobachten, mittel- bis langfristig werden es aber weniger Konsumenten… klassische Taktik Konservativer, langfristig denken kennt man da nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit Jahren in dem Bereich unterwegs

Hamburger02  23.06.2024, 08:23
langfristig denken kennt man da nicht.

weshalb an denen leider auch eine wirksame Klimapolitik scheitert, was noch viel schlimmer ist.

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sa652ma  23.06.2024, 08:27
@Hamburger02

Das stimmt, weil „die letzten 50 Jahre hat’s ja auch funktioniert“…

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Hamburger02  23.06.2024, 08:58
@sa652ma

Wie sagte der Mann, der vom Hochhaus fiel, als er am 1. Stock vorbeikam? "Bis jetzt ging ja alles gut."

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Deine Zahlen beruhen auf Umfragen. Natürlich geben mehr Leute an sie würden konsumieren wenn es legal ist.

Dass nicht mehr gekifft wird, wird jeder sagen der ein bisschen Bezug zu diesen Gruppen hat.

Dass durch eine Legalisierung nicht mehr gekifft wird kann man aus den Statistiken dutzender Länder lesen, die legalisiert haben. Warum sollte es in Deutschland anders sein. Portugal hat seit 20 Jahren den Besitz von kleinen Mengen aller Drogen legalisiert. Und dort konsumieren immer weniger Menschen.


Miniaturwelt  22.06.2024, 19:10

Unsinn. Umfragen sind anonymisiert und können strafrechtlich nicht verfolgt werden.

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Vitanex  22.06.2024, 19:14
@Miniaturwelt

Das ändert nichts daran, dass Menschen unterschiedlich antworten je nachdem wie die Rechtslage ist und wie gesellschaftlich konform es ist.

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Nein, das war eine gute Entscheidung. Alleine schon, weil sich Söder:innen getriggert fühlen