Wir brauchen öffentliche Debattierräume
Es ist festzustellen, dass die Debattenkultur in den letzten Jahren stark zum Erliegen gekommen ist. Es werden kaum noch Argumente ausgetauscht sondern meist einfache Meinungen in den Raum gestellt und bei jeder Kritik auf "das wird man doch wohl mal sagen dürfen" zurückgezogen oder sogar ad Hominem beleidigt.
Wir sollten in öffentlichen Räumen wieder debattieren lernen. So wie bei den alten Griechen oder Römern aus Spaß am Wettbewerb der Argumente diskutiert wurde.Wirkliche Räume, in denen Kaffee oder Tee getrunken wird und dabei Argumentation geschliffen und das Publikum unterhalten wird.
Das würde m.E. auch die populistische Spaltungstechnik ausdörren.
Meinst du öffentliche Räume physisch, also auf Straßen, Plätzen und in öffentlich zugänglichen Gebäuden, oder können es auch Internet und soziale Medien sein?
Ich meinte es physisch, da im Internet die Anonymität zu Entgleisungen verleitet.
11 Antworten
Wir müssen Rhetorik und Debattieren vor allem wieder in Schulen lehren.
Der Vorteil des Internets: Man kann unheimlich schnell mit unzähligen Menschen kommunizieren.
Der Nachteil des Internets: Idioten, die vorher kaum zu bemerken waren, haben jetzt ein neues Sprachrohr und finden neue Idioten für ihre halbgaren und undurchdachten Anschauungen.
Öffentliche Sprachräume, ob on- oder offline, würden daran nichts ändern, solange Menschen nicht gewisse Grundkompetenzen in guter Diskussionsführung erwerben.
Stimmt. Diesen Vorschlag habe ich an anderer Stelle auch schon gemacht.
Ich denke, man braucht Beides.
An sich, super Idee.
Da aber heutzutage direkt beleidigt wird wenn man mal ne andere Meinung hat, Erfahrung teilt o. Ä. Wird das wenig bringen.
Kennst Du bereits das Konzept "Bürger-Dialog"?
Da wird genau sowas versucht.
Sehr gute Idee, da wär ich mit dabei- als Zuschauer oder Diskutant in einem kleinen Rahmen mit Kaffee und gutem Kuchen immer gerne. ☺️
Ich denke die Räume sind da. Egal ob vor Ort oder Virtuell, siehe hier.
Was wir meiner Meinung nach brauchen ist, das wir wieder richtig Debattieren und Diskutieren können.
Dem anderen zuhören, sich in die Situation des anderen hinein versetzen, ich glaube das nennt man Empathie?
Es fehlt an Toleranz, Akzeptanz und Respekt den anderen Menschen gegenüber.
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Es ist entspannend, nicht immer gleich eine Meinung zu haben.
Bernhard Hommel ist Psychologe und Literaturwissenschaflter. Er arbeitete am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung in München, war Lehrstuhlinhaber an der Universität Leiden und forschte an der TU Dresden. Mittlerweile wirkt er als Grundlagenforscher an der Shandong Normal University im chinesischen Jinan.
Quelle: swr