Besteht Sex eigentlich nur aus Egoismus bzw. egoistischem Handeln?
Eine Frage, die mich gerade sehr beschäftigt. Guten Morgen!
Eines vorab: Es geht mir bei der Frage um Sex in der Beziehungen, keine Affären oder ONS.
Bisher habe ich immer in der Auffassung gelebt, dass man beim Sex mit dem Partner bzw. der Partnerin nur darauf aus ist, ihn oder sie glücklich zu machen. Dass der primäre Gedanke nicht eigenen Wünschen/Zielen beim Sex offenbart und hingearbeitet werden, sondern dass man sich mehr mit dem gegenüber befasst.
Aber irgendwie wurde ich eines anderen belehrt.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass dem wohl nicht so ist. Das Menschen egoistisch an ihre eigenen Bedürfnisse denken und den Gegenüber dort hinlenken. Wenn man selber auch was vom Kuchen abhaben wolle, solle man egoistisch sein und selber aktiv führen (womit ich beim nächsten Problem wäre, denn als aktiver, dominanter Part sehe ich mich persönlich überhaupt nicht!).
MUSS Sex zwanghaft nur aus egoistischem Handeln auf Gegenseitigkeit bestehen, damit beide am Ende zufrieden und erfüllend Arm in Arm im Bett versinken können?
Reichen Gespräche allein diesbezüglich nicht mehr aus?
Wie seht ihr das? Wie ist es bei euch?
Ist es normal, dass Sex von Egoismus bzw. egoistischem Verhalten geprägt ist?
20 Antworten
Nein, ich finde nicht, dass Sex egoistisch ist in einer Beziehung oder es sein müsste. Mein Partner hat zb eine vorliebe, die Ausübung dieser erregt mich nicht, nur ihn, aber ich tue das ihm zuliebe, weil es mich jetzt nicht stört oderso, nur halt nicht erregt. Das ist ja das Gegenteil von Egoismus. Und ebenso tut er Dinge, die mir gefallen, die er nicht bräuchte beim Sex. Und das nicht aus eigennützigen Gründen, also es ist nicht so, dass ich nur Sex mit ihm habe, wenn er das macht oder dass ich seine vorlieben nur erfülle, wenn er meine auch erfüllt. Das ist immer unterschiedlich.
Was ist denn an Geben nicht egoistisch? Wer gerne gibt, macht das doch auf für sich...weil es sich für ihn gut und richtig so anfühlt.
Ich bin der Meinung, dass Egoismus immer als was Schlechtes gesehen wird. In Wirklichkeit ist JEDER ein Egoist, auch der selbstloseste Mensch. Denn jeder tut automatisch das, was sich für ihn am Stimmigsten/Besten anfühlt.
Es passt z.B. auch gut zusammen, wenn einer mehr der Gebende und einer mehr der Nehmende ist. So sind evt. beide glücklich und zufrieden. Ich sehe da kein Problem.
Die Rollenverteilung beim Sex (wer mehr führt oder auch nicht), kann man sicherlich mal verändern, aber meist fühlt sich nur eine Art wirklich richtig an und die wird dann eben bevorzugt.
Wenn du Dinge nur anderen zuliebe machst und es nicht auch gern machst, solltest du das unbedingt mal hinterfragen. Warum machst du das, wenn es dir keinen Spaß macht? Willst du den anderen dadurch mehr an dich binden? Gibst du vor etwas Anderes zu sein als du bist? Bist du gefall-süchtig? Brauchst du es, dass es dem ANDEREN gut geht (und lässt dabei dein eigenes Wohl außer Acht)? Wenn man das MAL macht ist es kein Problem, allerdings sollte es nicht zur Dauerlösung werden, weil das nicht funktionieren kann.
Gerade beim Sex achtet man normalerweise in erster Linie auf seine EIGENEN Körperempfindungen und -reaktionen. Denn nur, wenn man SELBST echten Genuß empfindet, begegnen sich zwei Menschen, die sich selbst spüren und das mit dem anderen teilen wollen. Wenn man alles nur dem anderen zuliebe macht, ist man ein guter Schauspieler, aber dann begegnen sich da nicht zwei gleichwertige Personen auf Augenhöhe.
Brauchst du es, dass es dem ANDEREN gut geht (und lässt dabei dein eigenes Wohl außer Acht)?
Nun, ich kenne es nicht anders, als so zu sein. Meine eigenen Bedürfnisse und mich selber habe ich immer hinten angestellt, das war schon immer so.
Gerade beim Sex achtet man normalerweise in erster Linie auf seine EIGENEN Körperempfindungen und -reaktionen. Denn nur, wenn man SELBST echten Genuß empfindet, ...
Ich hab auch keine Ahnung wie das bei mir ist. So was in der Form gibt es bisher bei mir nicht.
Ich will das jetzt auch nicht auf den Partner aufdrücken, das liegt an mir selber. Ich kann nicht benennen, was da fehlt, aber es fehlt was.
Ja, ich kann das gut verstehen. Du hast gelernt, es anderen recht zu machen, aber du kennst scheinbar deine eigenen Wünsche u. Bedürfnisse wenig bis gar nicht. Das geht mir auch so. Ich arbeite gerade daran, endlich auf MICH zu gucken und nicht immer nur auf andere. Das ist ein in der Kindheit gelerntes Überlebensmuster, weil meine Eltern immer eine liebe, brave, nette angepasste Tochter wollten und ich nicht wirklich ICH sein konnte ohne ihre Liebe zu verlieren. Es dauert bestimmt noch bis ich wirklich MICH leben kann...aber ich bin dabei.
Ja, im Alltag klappt das bei mir auch schon relativ gut, dass ich auf mich gucke. Aber bei Intimitäten und Sexualität, das eigene Körpergefühl diesbezüglich etc. das ist alles bei 0.
Ich habe mich deswegen sogar asexuell genannt, weil ich das Gefühl hatte, dass Sex nie von mir ausgeht, sondern ich immer nur re-agiere. Ich denke wir haben das einfach von klein auf gar nicht gelernt auf uns selbst zu achten. In der Sexualität ist man am Ursprünglichsten. Da wird das am Deutlichsten.
Nun ja asexuell bin ich auf gar keinen Fall. Am Anfang kam auch mehr Initiative von mir aus. Das ist mit der Zeit aber mehr "eingeschlafen". Das liegt aber an mir und meinen persönlichen Problemen.
Ja, wenn man z.B. depressiv ist, hat man auch wenig bis gar keine Lust auf Sex. Das ist dann normal und sollte vom Partner akzeptiert werden.
Ja, dann ist dein Verhalten und sein Konflikt verständlich. Bist du in Behandlung?
Wusstest du, dass man seine Depressionen teilweise mit Nahrungsergänzungsmitteln stark verbessern kann? Wenn es dich interessiert: Googel mal "Passionsblume", "Hochpotenzashwaganda" und "5-HTP". Alles sehr potente, nebenwirkungsfreie Mittel...
Suche schon ewig nach nem neuen Therapeuten.
Ja, weiß ich, nutze ich bereits. Aber andere Nahrungsergänzungsmittel. Trotzdem danke. :)
MUSS Sex zwanghaft nur aus egoistischem Handeln auf Gegenseitigkeit bestehen, damit beide am Ende zufrieden und erfüllend Arm in Arm im Bett versinken können?
Nein, auf keinen Fall. Es kommt auf den Menschen an.
Reichen Gespräche allein diesbezüglich nicht mehr aus?
Damit geht auch jeder Mensch anders um. Manche nehmen das, was der Gegenüber ihnen sagt nicht ernst, entweder weil sie nicht wollen oder nicht können ( wenn sie z.B. nie gelernt haben sich auf jemand anderen einzulassen und auf seine Bedürfnisse zu achten). Manche andere müssen erst hören, dass es ein Problem gibt, dass der Partner sich etwas wünscht, dass sie etwas machen können, um den Sex für den Partner schöner zu gestalten und dann tun sie das auch oder versuchen es zumindest. Und wieder mache andere fragen schon von vornerein selbst, ob der Partner wünsche hat, was ihm gefällt und was nicht und ob für ihn der Sex befriedigend ist oder etwas verändert werden sollte.
Zu deiner Frage:
Besteht Sex eigentlich nur aus Egoismus bzw. egoistischem Handeln?Es muss nicht so sein, kann aber natürlich vorkommen. Jeder Mensch ist anders und deswegen ist es wichtig, was du von einem Partner erwartest, um dich auch nur auf so einen Menschen einzulassen und von vornerein deine Erwartungen und Bedürfnissen klarzumachen.
Und wenn man die eigenen Bedürfnisse nicht wirklich weiß?
Vielleicht kennt man die eigenen sexuellen Bedürfnisse noch nicht. Das bedeutet allerdings nicht, dass man nicht weiß, was man braucht, um diese Bedürfnisse kennenzulernen.
Wenn du noch nicht weiß, was genau du dir im Bett wünscht, was willst du von deinem Partner?
Willst du jemanden, der einfach macht, keine Rücksicht auf dich nimmt, nicht mit dir spricht und sich nur um seine Befriedigung kümmert?
Willst du jemanden, der mit dir redet, der auf deine Gedanken eingeht, bei dem du nicht das Gefühl hast, dass irgendwas verheimlichen musst?
Willst du jemanden, mit dem du über alles reden kannst, bei dem du auch sicher sein kannst, dass du etwas ausprobieren kannst, ohne dich darauf festzulegen? Jemand der es respektiert, wenn du auf etwas keine Lust hast?
Vielleicht jemand, der seine eigene Befriedigung erstmal auf die zweite Stelle setzt, weil dein Wohl ihm wichtiger ist und er bereit ist zu warten, zu probieren, sich zunächst um dich zu kümmern auch wenn das bedeutet, dass er sich erstmal zurücknehmen muss?
Selbst wenn du deine eigenen Bedürfnisse noch nicht kennst, weißt du, dass du einen Partner brauchst, der daran interessiert ist, die auf eine für dich angenehme Art und Weise herauszufinden. Jemand dem du völlig vertrauen kannst und der dir wirklich das Gefühl vermittelt geliebt und respektiert zu werden.
Ich glaube, da haben wir ein bisschen aneinander vorbeigeredet.
In einer Beziehung sollte man über alles reden können. Auch über Dinge, die Dir im ersten Moment vielleicht unangenehm sind.
Wenn Du etwas vermisst oder etwas ganz anders haben möchtest, sprich offen mit Deinem Partner. Sag was Dir gefällt und was nicht. Er sollte Deine Wünsche und Bedürfnisse respektieren.
Genau das habe ich auch versucht. Dadurch ist eben diese Unterhaltung entstanden, was ich hier beschrieben habe.
Ich bin aber auch mit der Situation überfordert, ich weiß gar nicht, wie ich mich nun verhalten soll, sodass es für beide schön ist. Ich sehe mich absolut nicht in dieser führenden Position. Ich solle es zumindest einmal ausprobieren (für die Erfahrung eben, weil es ja nicht wüsste ohne es probiert zu haben). Aber ich sehe mich so einfach nicht. Und da kam mir der Satz entgegen, dass Menschen im Bett ganz anders sein können als im normalen Alltag. Dass es zwei völlig unterschiedliche Dinge wären.
Aber irgendwie sehe ich das nicht so bzw. kann es mir gar nicht vorstellen.
Natürlich können Menschen da anders sein. Das ist auch okay. Gleichzeitig darf es aber nicht bedeuten, dass er Deine Wünsche nicht respektiert.
Du sagst Du siehst Dich nicht in dem dominanten Part und das ist vollkommen okay. Man muss nicht dominant sein, um seine Wünsche zu äußern. Versuch doch mal währen dem Sex zu sagen, wenn Dir etwas gefällt und wenn nicht. So hilfst Du ihm zu verstehen, was Dir gefällt.
Wenn er sich so gar nicht auf Deine Wünsche einlassen will, musst Du Dir irgendwann überlegen, ob das Eure Beziehung so sehr belastet, dass Du sie nicht weiterführen möchtest.
Es ist nicht normal, dass Dein Partner Deine Wünsche ignoriert.
Warum? Weil jeder Mensch nun mal eine andere Persönlichkeit hat. Niemand kann hier jeden einzelnen Charakter auseinandernehmen und dir erklären, warum der Mensch etwas mag oder nicht mag.
Mich persönlich macht es einfach an wenn mein Mann seine Dominanz rauslässt. Das ist simple Biologie.
Andere haben einfach Lust die Kontrolle abzugeben oder zu übernehmen, weil sie Spaß daran haben oder geben deshalb gerne die Zügel ab, weil sie im Berufsleben eine Führungsposition haben.
Er ignoriert sie nicht. Er versucht es schon drauf einzugehen, aber irgendwie hat es nicht den Effekt wie erhofft und dann lässt er es irgendwann wieder schleifen und geht dann vermehrt auf seine Bedürfnisse. Das habe ich in einem Gespräch auch so verdeutlicht. Und da kam das, was du sagtest:
Versuch doch mal währen dem Sex zu sagen, wenn Dir etwas gefällt und wenn nicht. So hilfst Du ihm zu verstehen, was Dir gefällt.
Zusätzlich zu dem Sagen auch das anleiten, und hinführen, also die Führung übernehmen. Aktiv werden. Worte sprechen lassen oder Taten.
Aber darin sehe ich mich irgendwie nicht. Ich finde es schöner wenn mein Gegenüber die Initiative von alleine ergreift, als dass ich immer zu leiten oder hinweisen müsse. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt habe ich auch immer von allein Initiative ergriffen. Das schlief mit der Zeit aber ein, als ich merkte, dass mir selber etwas fehlt.
Und ich weiß nicht mal genau was. Da kommen wir auch zum 2. Problem. Wie soll man etwas wirklich äußern, was man nicht mal selber weiß? Die Wünsche, die ich äußere basieren auf Vorstellungen. Da war aber bisher nicht das Richtige bei bzw. war es nicht so wie ich es mir vorstellte.
Deine Frage hat wenig mit Sex zu tun.
Vielmehr bezieht sie sich auf jegliches zwischenmenschliches Handeln.
Wer gibt macht anderen eine Freude. Aber das bedeutet nicht, dass man selbiges zurück bekommt bzw. erwartet. Das ist selbstlos aber nicht egoistisch.
Stimmt nicht. Ich mache auch Dinge, die ich nicht mag anderen zur Liebe.