Sind die Grenzen in Europa, die entlang ethnischer Linien verlaufen, nicht einfach nur Stammesdenken?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Nein, europäische Grenzen sind Ausdruck zivilisierten Denkens 38%
Ja die haben wenig mit Ideologie/Religion zu tun, nur mit Ethnie 25%
Nein. Auch Ideologien und Geschichte hatten einen Einfluss … 25%
Nein. Auch Religion und Geschichte hatten einen Einfluss … 13%
Ja, aber Grenzen, die ethnische Linien überschreiten = Probleme 0%
Ja und gut so...Hier gilt Nation = Ethnie 0%
Was wäre besser dann? Iran, Sowjetunion, USA, Indien, Bosnien? 0%
anonymos987654  03.07.2024, 12:21

Welche Grenze markiert hier denn eine "ethnische" Linie?

LetsTalkBro 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 12:46

Welche nicht?

5 Antworten

Die Grenzen haben nicht immer (aber oft) mit ethnischen Grenzen zu tun.
Die Grenze zwischen den Niederlanden (protestantisch) und Belgien (katholisch) ist eine Konfessionsgrenze (daher gibt es ja auch französisch- und flämischsprachige Belgier, die wurden zusammengefasst, da beide überwiegend katholisch sind).

Die Grenze zwischen Bayern und Österreich durchquert ein Dialektkontinuum, und Schweizer und Schwaben sind sich durchaus ähnlich im Südwesten. Und in Ex-Jugoslawien war auch die Religion wichtiger als andere Aspekte (Kroaten = katholisch, Serben = orthodox, die Bosnier sind oft muslimisch).

Die Grenze zwischen Norwegen und Schweden ist ganz "oben" (also im Norden) auch eher geographisch gezogen worden als sprachlich/ethnisch. Man kann die nördlichen Dialekte (Trøndersk und andere in Nord-Norwegen, und Jämtska, Dalmål und andere in Nord-Schweden) zusammenfassen und andererseits die südlichen Hauptvarianten Bokmål ("Standard-Norwegisch") und Schwedisch. Norwegen liegt also jenseits der Berge (von Schweden aus gesehen) - entlang der Westküste Skandinaviens.

Die finnischsprachigen Gebiete sind deutlich größer als Finnland selbst, auch Teile Nordschwedens (Dialekt Meänkieli) und Nordnorwegens (Dialekt Kven) gehören dazu. Auch Teile Russlands (Karelien, die Inkeri bei St. Petersburg usw.).

Eigentlich ist richtiges Dalmål kein Schwedisch (und richtiges Friesisch kein Deutsch). Aber das sind jeweils nur wenige Leute, auch wenn Luxemburg und Liechtenstein eigene kleine Staaten sind (Großherzogtum bzw. Fürstentum), ist es nicht immer sinnvoll, Ministaaten zu bilden.

Immerhin zeigt das Beispiel Liechtenstein, dass Herrscherhäuser auch relevant waren, siehe auch die Habsburger in Wien. Und die Grenzziehung Österreich/Deutschland war politischer Natur. Zu Zeiten von Mozart war das alles noch deutlich anders als heute aufgeteilt (mit einem ziemlich unabhängigen Salzburg).

Die heutigen Grenzen bilden doch eher Nationalstaaten aus dem 18. und 19. Jahrhundert ab. Das wird immer mehr verschwinden.

Solche Grenzen sind in Europa eher die Ausnahme als die Regel. An Deutschland z.B. grenzen neun Länder. In Nordschleswig, Dänemark lebt eine deutsche Minderheit, in Südschleswig eine dänische Minderheit. Friesen leben in Deutschland und den Niederlanden. Der alemannische Sprachraum umfasst Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich. Im Nachbarland Belgien lebt eine deutsche Minderheit, deshalb ist dort deutsch eine der drei Amtssprachen. Flämisch wird in den Niederlanden, Belgien und Nordfrankreich gesprochen.

Nur der Sprachraum nach Polen und Tschechien ist aus historischen Gründen abgegrenzt.


LetsTalkBro 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 08:31

Ändert eine kleine Minderheit jenseits der Grenze etwas an dieser Tatsache?

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Nein, europäische Grenzen sind Ausdruck zivilisierten Denkens
die entlang ethnischer Linien verlaufen,

wo tun sie das? meist tun sie das entweder nicht, oder es ist ein "ethnisches" Kontinuum, durch das irgend wo die Grenze verläuft.

...was nicht heißt, dass ich Grenzen für schlecht befinde, im Gegenteil: klare Grenzziehung, die von allen respektiert wird, ist die Grundvoraussetzung für gute Nachbarschaft


LetsTalkBro 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 06:21

Zum Beispiel zwischen Polen und Deutschland?
Oder zwischen Tschechien und Deutschland?

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horribiledictu  03.07.2024, 06:23
@LetsTalkBro

erst nachdem man die in diesen Ländern immer schon ansässigen Deutschen deportiert hatte, verlief die politische Grenze an ethnischen Grenzen!

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LetsTalkBro 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 07:32
@horribiledictu

Ihr ursprüngliches Argument war, dass dies nirgendwo in Europa jemals getan wurde.
Über die positiven Aspekte eines solchen Verhaltens und die Auslöschung der deutschen Kultur könnten wir in einem anderen Thema diskutieren.
Ich definiere dies als ethnische Säuberungen und Völkermord und ich glaube nicht, dass dies Frieden bringt. In Europa herrscht Frieden, weil multikulturelle Mächte wie Amerika und die Sowjetunion beschlossen haben, den Kontinent aufzuteilen und die dort ansässigen Länder zu schwächen. Die lokalen Länder haben nicht mehr die Macht, ein solches Verhalten an den Tag zu legen und Kriege zu führen.

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horribiledictu  03.07.2024, 08:03
@LetsTalkBro
Ihr ursprüngliches Argument war, dass dies nirgendwo in Europa jemals getan wurde.

ach. ud deshalb schreibe ich "MEIST tu sie das nicht", weil ich sagen will, dass sie das NIE tun?
du solltest a deiner Lesefähigkeit arbeiten!

der rest deiner Aussage ist verschwörungstheorie...

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LetsTalkBro 
Beitragsersteller
 03.07.2024, 08:09
@horribiledictu

Sie haben gefragt „wo tun sie das?“ … Das impliziert, dass Ihnen solche Fälle nicht bekannt sind …

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Nein. Auch Religion und Geschichte hatten einen Einfluss …

Wenn man jedes Land in Europa einzeln betrachtet, so stimmt fast jede obige Aussage auf dem gesamten Kontinent.

Die wichtigste Aussage, die fehlt:

Die meisten heutigen Grenzen wurden durch Kriege gezogen.

Denken wir nur an das Südtirol, an das Elsass, an Königsberg, an Danzig... oder noch viel früher zurück an den Teil der Schweiz wo italienisch gesprochen wird oder an die Niederlande mit dem wallonischen und dem flämischen Teil.