Ich nehme mal an, dass ich kein gewöhnlicher Wohnsitzlose bin. Ich sehe hier viele andere, immer die Selben, die oft ständig, z. T. Tag für Tag, am selben Platz verweilen. Die sitzen nur herum an Orten wo viele Leute vorbeigehen, und schlafen sogar teilweise mitten in der Stadt am Boden oder vor Ladentüren. Das könnte ich nicht!
Ich muss ständig wo anders sein. Ich würde auch sagen, dass ich internet- und sportsüchtig bin. Aber irgendwann kommt mal Langeweile auf, und ich frage mich, was ich tun kann?
Ich bin übrigens in Österreich. Die Infrastruktur ist hier besser als in Deutschland. Es gibt hier mehrere Orte, wo man gratis Zugang zu Computern oder Strom bzw. Steckdosen hat. Außerdem gibt's hier an jeder Ecke gratis WLAN.
Alltägliche Belange wie Duschen, Essen, Kleidung waschen ist hier kein Problem. Es gibt mehrere Stellen wo man gratis Lebensmittel bekommt, sowie duschen und Kleidung waschen kann - und das täglich. Schlafplatz war für mich bis dato auch kein Problem.
Meine Möglichkeiten sind eben begrenzt. Mit den anderen Wohnsitzlosen kann ich mich kaum identifizieren. Ich halte eben ständig Ausschau nach Internet/Strom sowie Waschbecken und die viele Bewegung ist eigentlich wie Sport. Außerdem achte ich auf saubere Kleidung und dass ich regelmäßig duschen gehe. Da ich sehr neugierig bin und mich hier nicht auskenne, erkunde ich auch gerne die Gegend.
Den anderen Wohnsitzlosen scheint so etwas egal zu sein. Teilweise kommen die mir vor wie Zombies. Ich sah schon, dass die einfach am Bahnhof im Sitzen schlafen oder einen Einkaufswagen mit ihren Besitztümern dabei haben. Betrinken sich teilweise und manche sind gar nicht mehr ansprechbar.
Derzeit fokussiere ich mich vor allem darauf, ein soziales Umfeld aufzubauen, was insbesondere heißt, Arbeit (festes Einkommen) zu kriegen.
Hat jemand sonst noch einen Vorschlag, was man gegen Langeweile tun könnte?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich übrigens arbeiten, Gym, Rad fahren, Snowboarden probieren (das machen hier anscheinend viele: Die laufen mit Ski am Bahnhof rum und steigen damit in den Bus). In Deutschland lernte ich dazu noch Spanisch, würde ich hier auch gerne machen, wobei das eher zweitrangig ist, glaube man hat andere Probleme wenn man obdachlos ist.