Was tun wenn man seinen Bruder hasst?

Ich habe seit zirka 1 Jahr ein enormes Problem mit meiner Familie.

Mein Bruder ist 28, meine Schwester ebenfalls 28 (Zwillinge) und ich bin 35. Und wir sehen uns eigentlich jedes Wochenende für ein gemeinsames Essen.

Mein Bruder nimmt nun seit zirka 1 Jahr ein Antidepressivum und hat sich komplett verändert, obwohl er es natürlich nicht zugibt bzw. bemerkt. Er benimmt sich halt mir gegenüber nicht mehr wie der kleine Bruder sondern wie der grosse Bruder, und als grosser Bruder (glaubt mir) kommt man da wirklich auf den Gedanken, den Typen mal auf die Fresse zu hauen. Er kopiert eigentlich alle Interessen von mir und versucht sie auf seine Art und Weise zu perfektionieren. Wenn ich zum Beispiel über Politik rede, informiert er sich wochenlang über Politik, nur um mir halt zu widersprechen. Ebenfalls bei Einkäufen, wenn ich mir ein Keyboard kaufe oder sowas, kauft er sich eine Gitarre. Wenn ich mit meiner Schwester 1 Stunde lang rede, dann fragt er sie kurz darauf ob sie was zu essen bestellen will ohne aber mich zu fragen. Manchmal flüstert er sogar mit der Schwester, obwohl ich 5-6 Meter daneben stehe, damit ich meine, sie würden irgendwas geheimnisvolles reden. Nur damit ich frage: "Was redet ihr denn da?"

Ich kann noch etliche weitere Beispiele aufzählen, jedenfalls weiss ich nicht ob ich den Kontakt abbrechen soll, ihm auf die Fresse hauen soll, ihn darauf ansprechen soll (habe ich schon indirekt meiner Schwester gesagt) oder was auch immer.

Muss er sich ändern oder muss ich mich ändern?

Familie, Freundschaft, Bruder, Hass, Liebe und Beziehung, Streit
Wie findet Ihr das Verhältnis von meiner Schwester und mir?

Als Kinder hatten meine drei Jahre ältere Schwester und ich (m/Anfang 20) ein meistens gutes Verhältnis. Ab der Pubertät aber empfand ich eine Art Hassliebe zu ihr. Einerseits hatten wir uns ungefähr täglich gestritten (meistens ohne Grund), aber genauso sehr hingen wir auch aneinander. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und hatten keine Geheimnisse voreinander.

Auch was Körperkontakt anging, waren wir sehr offen und hatten wenig Berührungsängste (z.B. war sie sehr überfürsorglich, und sowas wie Umarmungen und Wangenküsse gab es schon häufiger von ihr – was manchmal auch etwas lästig war. Auf den Mund eigentlich nicht, das hat sie nur zweimal getan als sie sich entschuldigte und mich aufmuntern wollte).

Ab der zweiten Hälfte der Pubertät hat sich das aber geändert. Sie gehörte plötzlich zu den "coolen", beliebten Kindern, trug andere Klamotten und verhielt sich anders. Sie war dann oft nicht zu Hause (und wenn, dann am Computer) und wir verbrachten weniger Zeit miteinander. Damals war mir das gerade recht dass wir nicht mehr so oft stritten und ich dachte nicht viel darüber nach.

Zum Studium zog sie dann in eine Großstadt weiter weg, seit ich auch nicht mehr zu Hause wohne haben wir nur sehr unregelmäßigen, oberflächlichen Kontakt und sehen uns nur ein- bis zweimal im Jahr.

Heute finde ich es schade dass wir uns in so gegensätzliche Richtungen entwickelt haben. Klar ging mir ihre bemutternde Art damals auf die Nerven, aber aus heutiger Sicht finde ich es irgendwie total schön. Ist ja schon ein Liebesbeweis, der mir damals gar nicht so bewusst war. Und unsere Streits erscheinen mir im Nachhinein wie Kleinigkeiten. Würde ihr das gerne sagen, aber so wie früher wird es niht mehr, da wir uns ja jetzt weiterentwickelt haben.

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