Wie findet Ihr das Verhältnis von meiner Schwester und mir?
Als Kinder hatten meine drei Jahre ältere Schwester und ich (m/Anfang 20) ein meistens gutes Verhältnis. Ab der Pubertät aber empfand ich eine Art Hassliebe zu ihr. Einerseits hatten wir uns ungefähr täglich gestritten (meistens ohne Grund), aber genauso sehr hingen wir auch aneinander. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und hatten keine Geheimnisse voreinander.
Auch was Körperkontakt anging, waren wir sehr offen und hatten wenig Berührungsängste (z.B. war sie sehr überfürsorglich, und sowas wie Umarmungen und Wangenküsse gab es schon häufiger von ihr – was manchmal auch etwas lästig war. Auf den Mund eigentlich nicht, das hat sie nur zweimal getan als sie sich entschuldigte und mich aufmuntern wollte).
Ab der zweiten Hälfte der Pubertät hat sich das aber geändert. Sie gehörte plötzlich zu den "coolen", beliebten Kindern, trug andere Klamotten und verhielt sich anders. Sie war dann oft nicht zu Hause (und wenn, dann am Computer) und wir verbrachten weniger Zeit miteinander. Damals war mir das gerade recht dass wir nicht mehr so oft stritten und ich dachte nicht viel darüber nach.
Zum Studium zog sie dann in eine Großstadt weiter weg, seit ich auch nicht mehr zu Hause wohne haben wir nur sehr unregelmäßigen, oberflächlichen Kontakt und sehen uns nur ein- bis zweimal im Jahr.
Heute finde ich es schade dass wir uns in so gegensätzliche Richtungen entwickelt haben. Klar ging mir ihre bemutternde Art damals auf die Nerven, aber aus heutiger Sicht finde ich es irgendwie total schön. Ist ja schon ein Liebesbeweis, der mir damals gar nicht so bewusst war. Und unsere Streits erscheinen mir im Nachhinein wie Kleinigkeiten. Würde ihr das gerne sagen, aber so wie früher wird es niht mehr, da wir uns ja jetzt weiterentwickelt haben.
5 Antworten
Zuerst: Der letzte Absatz Deines Textes ist sehr schön geschrieben. Gute Erkenntnisse!
Das Verhältnis zwischen Dir und der Schwester war ähnlich wie bei mir. Nur ein Unterschied: Ich habe nach dieser Unstellungsphase (1 bis 2 Jahren) die gute Beziehung wiederherstellen können (natürlich mit Berücksichtigung der geänderten Umständen).
Das heißt: Versuche mit der Schwester ein gutes Gespräch ohne Zeitdruck zu organisieren und Deine Wünsche und Gefühle offenzulegen.Ebenfalls den letzten Absatz Deines Textes zitieren. Wichtig: Vor allem auch Ihre Wünsche nachfragen und ernst nehmen! Viel Erfolg!
Ich bin selbst das mittlere Kind, und kann die Situation verstehen.
Es ist in einer Bruder-Schwester-Konstellation in der frühen Pubertät völlig normal, dass die Beziehung da besonders wechselhaft ist und schnell in die Extreme umschlagen kann, gerade wenn sie sich sehr mögen.
Das ist deshalb so, weil sich in dem Alter das Rollenverständnis zu verschieben beginnt: Früher war der jüngere Bruder immer der "Kleine", Schützenswerte, und auf einmal will er sich nichts mehr vorschreiben lassen - was die Schwester nicht aufgeben will. Sie will einfach noch ein wenig länger die Zeit herauszögern wo sie noch eine liebevolle Dominanz über Dich hat.
Du siehst, ihre überfürsorgliche Art war also nicht dazu da um Dich zu demütigen. Und gerade dass Ihr Euch nie lang böse sein konntet, zeigt ja dass Ihr Euch eben doch sehr gern hattet.
Wir wissen natürlich nicht wieso sie sich im späteren Jugendalter so verändert hat, aber mit Dir hat es sicher nichts zu tun. Viele Jugendliche verändern sich und unterwerfen sich dem Gruppenzwang, um von ihren "Freunden" akzeptiert zu werden und einen guten Stand zu haben. Vielleicht hatte sie auch ganz andere Probleme mit sich selbst, die Du gar nicht so mitgekriegt hast.
Ihr habt euch weiterentwickelt.
Ihr habt euch auseinanderentwickelt.
Und das ist auch gut so.
Ois kloa? ;-)
Würde ihr das gerne sagen,
Mache es doch
aber so wie früher wird es niht mehr, da wir uns ja jetzt weiterentwickelt haben.
So ist der Lauf des Lebens.
Andere Freunde, andere Kollegen, anderes Umfeld usw. das sind eben solche u.U. starke/stärkere Faktoren die Persönlichkeiten prägen.
Ruf sie einfach öfter mal an, frag wie es ihr geht und was sie so macht und lass sie an deinem Leben teilhaben. Dann entwickelt es sich vielleicht wieder. Mach keinen Druck.