Hallo
Danke für die Frage, es ist spannend, die Diskussion dazu auch hier zu betrachten.
Vorweg, ich bin klar gegen die Einführung dieser Widerspruchslösung; sowohl aus rechtlicher wie auch aus medizinischer Sicht. Wenn Lauterbach behauptet, die Widerspruchslösung sei "alternativlos", dann zeigt das nur, wie weit er von der Realität entfernt ist. Eine Widerspruchslösung ist nichts weiter als ein massiver Eingriff in die individuelle Freiheit und Autonomie. Es ist absolut inakzeptabel, dass der Staat meint, er könne einfach über den Willen eines jeden Bürgers hinwegsehen und dessen Organe post mortem verfügbar machen.
Und lasst uns über die angebliche Wirksamkeit sprechen. Wo sind die Beweise, dass die Widerspruchslösung tatsächlich zu einer höheren Organspenderrate führt? Die Statistiken zeigen keine überzeugenden Ergebnisse. Wenn Lauterbach behauptet, dass wir ohne diese drastische Maßnahme das Problem nicht lösen können, dann ist das schlicht und ergreifend eine Ausrede für seine mangelnde Kreativität und Fähigkeit, echte Lösungen zu finden.
Schlussendlich kommen wir mal noch zum Vertrauen. Wenn der Staat beginnt, seine Bürger zu zwingen, ihre Organe zu spenden, dann könnt ihr sicher sein, dass das Vertrauen in das Gesundheitssystem rapide sinken wird - das tut es so auch schon; aus diversen Gründen, was sehr schade ist.
Es ist an der Zeit, dass wir uns von dieser Zwangsmentalität verabschieden und uns auf wirkliche Lösungen konzentrieren. Das bedeutet, die Menschen über Organspende aufzuklären, das Transplantationssystem zu verbessern und die Lebendspende zu fördern. Viele Menschen mit denen ich gesprochen haben sind durchaus offen gegenüber der Lebendspende - vor allem aus altruistischen oder auch religiösen Gründen; das ist doch ein Konzept, in welches man einhaken kann. Aber nein, man fördert lieber die Leichenspenden - total unnötig.
Zudem kommen auch noch kommunikative Bedenken dazu: Wie binden wir Menschen ein, die weder der Sprache noch den rechtlichen Gepflogenheiten in unserem Land was abgewinnen bzw. diese verstehen können. Sehen wir da einen Vorteil drin, weil sie eh nicht widersprechen werden, weil sie es effektiv nicht können? Ich denke man versteht was ich hier andeuten möchte.
Eine Widerspruchslösung ist nicht nur unnötig, sie ist auch moralisch verwerflich und könnte das Gegenteil von dem bewirken, was sie zu erreichen vorgibt - so was brauchen wir echt nicht.
Liebe Grüsse ☀️
PS - Bevor hier das Heulen beginnt: Ja, ich bin in den Registern eingetragen, bei den Lebendspendenden (Organe, Stammzellen etc.). Man kann auch schon vor seinem Tod viel Gutes tun.