Warum wird die Gesellschaft wieder intoleranter?

7 Antworten

Ich denke nicht, dass die Gesellschaft sich in ihrer Einstellung großartig geändert hat. Ich denke eher, dass die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen gewisse Dinge wieder salonfähig und sagbar gemacht haben. Mittlerweile kann man in den Talk-Shows (mal abgesehen davon, dass ich sowieso kein großer Fan solcher Shows bin) wieder Sachen von sich geben, für die man noch vor einigen Jahren rausgeschmissen wurde.

des Weiteren ist auch eine größere Spaltung der Gesellschaft zu verzeichnen.

Ich denke nicht, dass die Gesellschaft je toleranter war. Je nach Alter und Klientel haben sich Menschen doch schon immer über andere aufgeregt.

Es kommt uns vielleicht nur so vor, weil wir entweder nicht alt genug sind um sowas zu anderen Zeiten bewusst erlebt zu haben, oder weil wir uns nicht mehr erinnern.

Ich finde es auch ganz schrecklich, wenn ein "politischer Kampf" auf dem Rücken von Kindern ausgetragen wird.

Moin,

ich denke nicht, dass "die" Gesellschaft intolleranter geworden ist - die Intolleranz ist nur aufgrund entsprechender Möglichkeiten sichtbarer, lauter und expliziter geworden.

Grundlegende Parameter für Intolleranz haben zu jeder Zeit in jeder Gesellschaft existiert und bestehen bis heute:

  • Fehlende Bildung (nicht Aus-Bildung!)
  • Fehlende Partizipationsmöglichkeiten und -verantwortungen des Einzelnen
  • dysfunktionale gesellschaftliche (Selbst-)Legitimationsparadigmen (Leitideen - z.B. Nützlichkeit vor Menschlichkeit - Stichwort: Betriebswirtschaft / Effizienz
  • Förderung archaisch-intuitiven Verhaltens durch fehlende Transparenz der Wirkungsstrukturen
  • Bei gleichzeitiger Verdichtung von Leistungsanforderungen durch Unterordnung des Menschlichen unter eine Funktionsodeologie (Selbstlegitimierung durch Konkurrenzerfolg
  • usw. usw. usw.

Im Grunde kannst du alle gesellschaftlspolitischen Analysen darauf fokussieren, dass von je her mit den Mitteln der jeweiligen Zeit, Menschen daran gehindert wurden, Selbstbestimmtheit, durch das fehlen von Bildungs-, Informations- und Partizipationsmöglichkeiten Selbstbestimmtheit und Selbstverantwortung gleichgewichtig in ein entsprechend ausbalanciertes Gesellschaftskonzept zu lernen und in der Folge selber einzubringen.

Im Fazit hat dies - nach meiner Analyse - in der Regel damit zu tun, dass wir nach wie vor ein Demokratiedefizit haben und in unserer Orientierung deshalb von den paradigmatisch-ideologischen Sinnerzählungen der jeweils wirkmächtigen Eliten einer Gesellschaft gelenkt werden wobei uns im Alltag nur die Möglichkeit bleibt, in irgendeiner Form "mitzumachen" wenn wir unsere Lebenschancen nicht gefährden möchten. Der Preis ist, dass wir uns aktuell wieder von den Idealen der Aufklärung entfernen und eher in einem "modernisierten Feudalismus" leben. ;-)

Wenn Du Instagram als ein - wie soll ich sagen? Orakel der Wahrheit ansiehst, ist das eben so. Ich jedenfalls habe nichts gegen Jungen, die Balletttänzer werden wollen. Das hat nichts mit schwul zu tun, sondern ist hochseriöse darstellende Kunst. Und der Traumberuf Balletttänzer ist ja noch etwas anderes als ein Junge, der einfach aus Freude tanzt.

Mir ist das auch aufgefallen. Unter vielen Videos auf Insta oder Tik Tok finde ich solche Kommentare.

Ich denke, dass ist eine Art Strudel. Alles wird immer extremer und weil es immer extremer ist, müssen die Reaktionen extremer werden. Sowohl Presse und Politik machen ja dabei mit, den Diskurs immer toxischer zu gestallten.

Keine Ahnung, wie man dem entgegenwirken kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung