Zugriff auf Handydaten von einem nahen verstorbenen Angehörigen
Hallo Community.
Vor knapp drei Monaten ist mein 18jähriger Bruder tödlich verunglückt. Da er seit einiger Zeit schon nicht mehr bei uns zuhause wohnte, sondern in einer Wohngruppe, hatten wir erst gestern die Gelegenheit seine persönlichen Sachen abzuholen.
Unter diesen Dingen befand sich auch sein Handy.
Leider kann man darauf nicht zugreifen. Der Akku ist zwar voll, aber natürlich wissen wir den PIN-Code nicht. Deswegen habe ich die SIM-Karte entnommen, doch dann sollte man den Bildschirm durch ein Symbol entsperren (es sind 9 Punkte auf dem Display zu sehen, die man in einer vorher festgelegten Reihenfolge verbinden muss). Auch dieser Entsperrcode ist uns nicht bekannt. Allerdings zeigt das Smartphone an, dass man bei Vergessen des Symbols, sich auch mit dem Google-Account anmelden kann, jedoch ist auch dieser unbekannt (sowohl die E-Mailadresse als das Passwort).
Der plötzliche Tod meines Bruders hat sowohl mich als auch meine Eltern und meinen kleinen Bruder (12) sehr erschüttert. Wir klammern uns an alles, was von ihm übrig geblieben ist - so auch mögliche Daten auf seinem Handy (Fotos, Notizen, etc.).
Leider kenne ich mich mit den neuesten Handys/Smartphones überhaupt nicht aus... Auch nicht, wie in dem Fall zu verfahren ist, wenn jemand verstorben ist und die Angehörigen als Erinnerung die Daten haben wollen.
Deswegen meine Fragen:
Ist es irgendwie möglich, Zugriff auf sein Smartphone zu bekommen?
Wie ist dabei vorzugehen? Kann dies nur ein Profi machen?
Sollte man sich an die Herstellerfirma bzw. den Vertragspartner wenden (den wissen wir nicht genau, da wir keine Papiere dazu haben - vermutlich aber Telekom)?
Wie sieht die Sache rechtlich aus? Haben meine Eltern das Recht auf seine Daten?
Falls es irgendeine Rolle spielt, bei dem Smartphone handelt es sich um ein HTC One.
Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn hier jemand helfen könnte. Meine Eltern liegt das sehr am Herzen.
Vielen Dank für eure Hilfe im Voraus!:)
10 Antworten
Hallo!
Auch von mir mein herzlichstes Beileid.
Wie der Vorredner schon schrieb, sollte es Verträge geben.
An Hand der Handynummer-Vorwahl deines Bruders könntest du den Provider erkennen. Wenn es eine Nummernportierung zu einem anderen Provider gibt, so wird das angesagt nach der Wahl der Nummer. Also mal das Handy deines Bruders anrufen.
Da dein Bruder schon 18 Jahre alt war, also Volljährig war, denke ich brauchen deine Eltern einen Rechtsanwalt oder Notar, der die Rechtsnachfolge bestätigt oder für sie beim Netzbetreiber um Auskunft anfragt.
Die Datenschutzgesetze sind heute so streng, dass man ohne rechtliches Wissen in dieser Angelegenheit sonst nichts erreicht.
Zum Entsperren des Handys: Du hast ja heute iA zwei Sperrcodes (wenn sie angewendet wurden).
- Sperrung der SIM-Karte - die könnte ja mit dem PUK-Code entsperrt werden.
- Sperrung des Handys - da wird es schon schwieriger. Eventuell Freund oder Freundin fragen, die wissen manchmal den Entsperrcode oder die Entsperrgeste.
LG Bernd
Fragt doch mal in seiner Wohngruppe nach. Wahrscheinlich weiß da jemand, bei welchem Anbieter er war.
Da müsst ihr ja auch kündigen. Sterbeurkundenkopie.
Es wird auch Kontodaten geben mit monatlichen Überweisungen. Darunter wird auch der Anbieter zu finden sein. Das Konto muss auch gekündigt werden und sämtliche Daueraufträge gestoppt. Miete und so.
Ein Beerdigungsinstitut kann euch auch mit Rat zur Seite stehen.
Ihr könnt euch auch an die Polizei wenden, die wissen was zu tun - und was verboten ist. Ob ihr auf seine persönlichen Daten überhaupt Zugriff haben dürft.
Danke für deine Antwort.
In der Wohngruppe weiß niemand was - er war sehr zurückgezogen.
Konto ist schon gekündigt. Aber danke für den Tipp mit den Kontoauszügen, das werde ich meinen Eltern mal sagen, dass sie diese anfordern bzw. überprüfen sollen.
erstmal: mein herzliches beileid und für die folgende zeit viel Kraft, ich kann gut nachvollziehen das ihr gerne an die daten rankommen möchtet. bekommt raus bei welchem Anbieter er ist.. diesen Vertrag müsst ihr auch noch kündigen.. und ansonsten müsste es ja zu dem vertrag auch unterlagen geben? also fast jeder hat ja einen ordner wo auch pins und so abgelegt sind.. vielleicht findet ihr da noch was?
Ansonsten empfehle ich dir mal im computerladen deines vertrauens nachzufragen.. die kennen bestimmt nen weg.. also können die daten vom handy auf pc übertragen.. oft machen das kleine computerläden, die auch pc wieder virenfrei machen und so.. am besten mal die gelben seiten eurer stadt durchforsten! viel erfolg!
Danke, das ist sehr lieb von dir.
Wie schon geschrieben... Er hat schon länger nicht mehr bei uns gewohnt, wir hatten zeitweise keinen Kontakt zu ihm, deswegen macht es es auch so schwierig, überhaupt etwas rauszufinden. Wir stehen teilweise vor großen Rätseln.
Die Sachen sind komplett durchforstet - es fand sich kein Vertrag. Aber irgendwie wird es ja herauszufinden sein.
Das mit dem Computerladen find ich eine sehr gute Idee, danke!
Mein Beileid vorab,
18 ist kein Alter :-(
Ich selbst habe vor zwei Jahren geerbt und nehme mir daher mal das recht, etwas deutlicher zu werden, du fragst ja danach.
Das ihr euch an quasi alles klammert ist absolut verständlich. Jedoch hat der Verstorbene nicht mehr bei euch gewohnt, über die Gründe möchte ich nicht weiter spekulieren, er hatte sein eigenes Leben.
Was möchtest du finden? Fotos, Schnappschüsse, mit seinen Kumpels? Hätte er sie dir zeigen wollen, hätte er sie dir geschickt?
Was möchtest du erfahren? SMS, Whattse mit seinen Kumpels, Kumpellinen? Hätte er es gewollt, hätte er sie dir weitergeleitet.
Auf Handys, Computern etc. sind derart viele Dinge, die man lieber für sich behalten möchte und das solltest du, meiner Meinung nach, respektieren. Die Wünsche des Verstorbenen gelten auch nach seinem Tot.
Wir haben es folgend gemacht: Wir haben das Erbe geschichtet, insbesondere nach Werten, Aktien, Vermögen, Erinnerungsstücken für die Erben.
Dinge des privaten, die wirklich privaten und intimen Dinge, haben nur die drei leiblichen Kinder (alle erwachsen) gemeinsam gesichtet, sogar ohne die jeweiligen Partner(innen).
Nur wir drei, haben uns abgestimmt und danach haben wir die Dinge vernichtet. Computer demontiert, mit dem Hammer auf die Festplatte und du wirst lachen, danach noch bei meiner Schwester in den Kamin.
Privat ist privat und sorry, es hat euch nicht zu interessieren.
Abschließend noch der Gedanke, dass es bei der Trauerarbeit oftmals nicht rein um den Verlust der Person sondern auch um den Verlust der Kontrolle über diese Person und nun komme ich kurz auf die "Betreuungsgruppe"....hier lagen schon ganz andere Dinge auf dem Tisch, die bearbeitet hätten werden müssen.
Ich hoffe, du bist nicht sauer und der Tot ist grausam....dennoch ist es Quatsch zu denken, man könnte danach alles "wieder gut machen"..
Gilt die Privatsphäre nicht über den Tod hinaus ? W a s gibt es da denn für tröstende Erinnerungen ?
Ich finde es in höchstem Maße unangebracht , in diesen ureigensten Privatsachen zu stöbern....
Doch bedenke , dass Du einen Beweis seines Ablebens vorweisen musst , damit man Dir nicht pure Neugierde unterstellen kann !
Hallo Ursula39! Also ich verstehe jetzt deine Einwände nicht.
Wenn ein naher Angehöriger stirbt, muss sich ja jemand um die rechtlichen Angelegenheiten kümmern, wenn zB kein Lebenspartner oder Kinder da sind ...
Alleine schon die Fülle an Verträgen, die gekündigt werden müssen, ist enorm. Miete, Gas, Strom, Wasser. Kanal ... die Liste lässt sich beliebig verlängern.
LG Bernd
Moins Bernd,
ich denke, Ursula liegt richtig und ich bezweifel, dass der 18jährige Erblasser, der mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht aus den besten Verhältnissen kommt, seine Stromanbieterverträge auf dem Handy hat.
Weiterhin bin ich mir sicher, dass die Freunde des Erblassers über die WG, und deren Bewohner, informiert wurden.
Abschließend stelle ich mal lieber nicht die Frage, ob die "Erben" nicht nur im Handy wühlen wollen und dann das Erbe ausschlagen....
Sorry, dass ich das jetzt so sage...
Aber du hast anscheinend noch nie jemanden ganz plötzlich verloren, der dir wichtig war. Sonst würdest du verstehen, dass man sich an alles irgendwie klammert, was noch geht. In unserem Fall sein Handy.