Zu weich für Kraftsport?

2 Antworten

Ein gewisser physischer Schmerz gehört zum Krafttraining dazu. Der Spruch "No Pain, No Gain" hat durchaus Relevanz. Allerdings sollte der Schmerz nicht im Training stattfinden, sondern sich erst die nächsten zwei Tage in Form eines üblen Muskelkaters melden, den du dann auskurierst (die Muskeln wachsen nicht im Training, sondern nach dem Training, während man den Muskelkater auskuriert). Hast du im Training physische Schmerzen, ist deine Ausführung falsch und die Schmerzen sind ein Warnsignal, dass da gerade reichlich was schief läuft und du ggf. auf dem besten Wege bist, dir gerade was kaputt zu machen.

Ein psychischer Schmerz? Das ist ungewöhnlich. Dass das bloße Bewegen von Gewichten im Gym nicht sonderlich spannend ist, weiß ich auch. Okay, manche empfinden es ab Minute 1 als ihren ultimativen Sport mit ultimativem Spaß, denen will ich den Eindruck auch nicht nehmen, aber ich fand es anfangs öde. Erst, als ich einen anderen Sport hatte, in dem ich vom Gym profitiert habe, in Form von Extra-Kraft fürs Klettern/Bouldern, hat es mir Spaß gemacht.

Und da wären wir beim Punkt: Wenn du dich in dem Sport nicht wohlfühlst, brauchst du einen Sport, in dem du dich wohlfühlst und der, wie z.B. bei mir die Kombi aus Klettern und Gym, einen Wohlfühlfaktor fürs Gym schafft.

Letztlich kommt es ja auch aufs Ziel an: Wenn du dicke Muckis haben willst, ist isoliertes Training im Gym durch nichts zu ersetzen, als durch noch mehr isoliertes Training im Gym. Wenn du stark werden willst, mit gut koordiniert zusammenarbeitenden Muskeln, dann sind andere Sportarten sogar besser. Weniger Muskeln, aber die leisten mehr und arbeiten besser zusammen. Kraftsport ist alles, wo du entweder externe Gewichte, also z.B. Geräte und Hanteln im Gym, der Atlas-Stein im Strongman-Wettbewerb oder ähnliches bewegst, oder auch ein Sport, in dem du dein eigenes Körpergewicht bewegst, und das kann z.B. auch Klettern (mit Seilsicherung im Vorstieg oder Toprope oder auf niedriger Höhe über einer dicken Matte ohne Sicherung, dann Bouldern genannt) sein, oder auch Calisthenics (der Name kommt aus dem Griechischen und heißt "schöne Kraft", eine Mischung aus Eigengewichtsübungen und im fortgeschrittenen Status immer mehr turnerischen Elementen), Geräteturnen, Aerial Sports (Pole Dance, Flying Pole, Aerial Hoop, Vertikaltuch) oder Ninja Warrior Elemente sein.

Und da wären wir beim Punkt "Vorbild und Spaß" - guck ein bisschen Youtube und Fernsehen. Begeistert dich Ninja Warrior? Begeistert dich der letzte Strongman-Wettbewerb von Dennis Kohlruss? Hast du einen Mann an der Pole oder Flying Pole gesehen und gemerkt, dass das ein harter, akrobatischer Sport für beide Geschlechter und kein Po-Wackeln aus dem Stripclub ist und willst sowas auch können? Hat dich Magnus Midtbo zum Kletter-Freak bekehrt? Oder willst du seit dem letzten Calisthenics-Video den Front Lever, die Planche und die Human Flag können? Prima, dann hast du doch Kraftsport mit einem Ziel und einer ultimativen Motivation.

Jetzt ist nur noch die Mentalität eine Sache: Ich hatte damals beim Klettern etwas gemerkt, was ich so sonst nicht oder nicht so intensiv als Erlebnis im Sport hatte: Das Fazit "Kann ich nicht, macht trotzdem Spaß, also weiter machen, besser werden und noch mehr Spaß haben". Das treibt an. Zum Weitermachen, mehr trainieren und auch zur Optimierung, sprich Kletterkurse für Technik und Gym, um Kraftdefizite in bestimmten Körperregionen auszugleichen und plötzlich machte das langweilige Gym auch Spaß, weil ich die Effekte, mehr Kraft in den kraftdefizitären Körperbereichen beim Klettern schnell gespürt habe. Den Effekt musst du suchen und spüren. Merke dir dabei auch: Du hast als Kleinkind mit einem Jahr mal Laufen gelernt. Hat das beim ersten Mal geklappt? Nein, du bist hingefallen, das hat auch wehgetan, du hast ein bisschen geheult, aber irgendwas hatte das und du bist wieder aufgestanden, bis du immer mehr Schritte laufen konntest und irgendwann nur noch gelaufen, statt gekrabbelt bist. Hättest du damals aufgegeben, würdest du heute noch krabbeln. Sei wieder dein 1-jähriges Ich. Du hast ein Ziel, der Weg dahin tut weh, aber aus irgendeinem Grund willst du dieses Ziel erreichen, weil es ja irgendwie toll ist und dann kannst du dir auf die Schulter klopfen und sagen "Gut gemacht".

Dich nicht ablenken lassen nicht sagen das du mental schwach bist und den Gegner fertig machen wollen.