Wurdet ihr schon einmal angegangen, weil ihr nicht schwerbehindert ausseht?
Ich hatte heute Mittag eine nette Begegnung bei einem Behindertenparkplatz, die mir sehr im Gedächtnis geblieben ist.
Momentan habe ich zeitweise einen Schwerbehindertenausweis mit dem Vermerk aG. Daher darf "ich" (auch wenn derzeit nur als Beifahrer) auch die ausgewiesenen Behindertenparkplätze nutzen. Allerdings nutzen wir diese nur, wenn keine anderen freien Parkplätze in erreichbarer Nähe sind.
Heute war dies der Fall und als meine Fahrerin das Auto abstellte, wir ausstiegen und gehen wollten wurden wir im schroffen Ton von einer Frau angesprochen, dass dies ein Behindertenparkplatz sei und wir dort nicht parken dürften. Auf den Hinweis, dass der nötige Ausweis in der Windschutzscheibe hinterlegt ist, kam dann die Antwort, dass ich überhaupt nicht behindert aussehe und sowieso noch viel zu jung sei um einen Schwerbehindertenausweis zu besitzen.
Wir haben die nette Dame dann stehen gelassen. Erschreckend finde ich jedoch, dass dies nicht meine erste Erfahrung Art war (jedoch die unfreundlichste). In dem vergangenen halben Jahr habe ich öfter mal abschätzige Blicke oder Kopfschütteln gesehen. Manchmal wurde ich (da aber freundlich) auch drauf angesprochen.
Habt ihr schon einmal so etwas miterlebt? Mir persönlich sitzt diese Unterhaltung noch in den Knochen und ärgert mich ziemlich. Muss man unbedingt auch auf den ersten Blick gebrechlich aussehen, wenn man so einen Ausweis besitzen will?
8 Antworten
Ich habe es noch nicht privat, aber schon berufsbedingt erlebt.
Leider haben die meisten Menschen ein stereotypes Bild im Kopf wenn es heißt, die Person darf den Behindertenparkplatz nutzen. Entspricht eine Person nicht diesem Stereotyp, dann verstehen viele Menschen nicht, dass trotzdem eine Behinderung vorliegen kann, die berechtigt einen entsprechenden Parkplatz zu nutzen.
Außerdem werden junge Menschen mit Behinderung gar nicht wirklich gesehen.
Gehstöcke gehören für viele Menschen bspw. nur zu Senior*innen. Dass auch jüngere/junge Menschen Gehstöcke benötigen geht vielen Menschen nicht in den Kopf.
Das ist Teil des Systems "Ableismus".
Moin, ich kenne solche Situationen nur zu gut. Bin in der Pflege tätig für einen schwerbehinderten Mann. Ich fahre ihn regelmäßig zur Therapien und warte dann meistens im Auto (durch Corona soll ich nicht mit rein) auf ihn. Ich werde dann auch oft angesprochen, dass ich auf dem Parkplatz (obwohl der Behindertenausweis drinne liegt) nicht stehen dürfte. Das ich aber auf meinen Patienten warte, zählt dann als Antwort scheinbar nicht. Deswegen wurde tatsächlich schonmal die Polizei gerufen. Die haben natürlich dann dumm aus der Wäsche geguckt, als mein Patient fertig war und in seinem Rolli angefahren kommt.
Leider muss man ein dickes Fell haben, was das betrifft.
Mit solchen Leuten muss man leider rechnen und diese ignorieren
Wieso sollte man behindert aussehen? Ich glaube, die meisten haben dabei einfach nur stumpf ein Bild von Leuten im Rollstuhl im Kopf. Dabei kann eine Behinderung alles sein.
Mein bester Freund z. B. hört auf einem Ohr nichts mehr, auf dem anderen nur schlecht und trägt deshalb Hörgeräte. Der Grund war irgendetwas mit Antibiotika in der frühen Kindheit. Weiß nicht mehr ob zu viel gegeben wurde oder er es einfach nicht vertragen hat. Er ist heute 26 Jahre alt.
Wenn er wollte, könnte er sich auch einen Schwerbehindertenausweis ausstellen lassen.
Nein, muss man nicht.