Wunschkaiserschnitt oder natürliche Geburt?

6 Antworten

Ich hatte beides, beim ersten Kind einen geplanten Kaiserschnitt wegen Beckenendlage und beim zweiten Kind eine vaginale Geburt im Geburtshaus ohne Schmerzmittel.

Beim ersten Kind hatte ich nicht wirklich eine Wahl, weil die Kliniken in der Umgebung vaginale Geburten aus Beckenendlage nicht begleiten.

Die Geburt war schön, aber es war halt doch eine OP. Ich konnte noch im OP mit dem Baby bonden, das war schön.

Aber: die Schmerzen nach dem Kaiserschnitt waren die krassesten meines Lebens und die ersten vier, fünf Tage nach der Geburt waren RICHTIG schlimm. Und nein, ich bin wirklich nicht wehleidig.

Fakt ist, dass ich zwei Tage lang platt im Bett lag, ohne mich zu rühren und es nur mit Hilfe und unter Tränen geschafft habe, aufs Klo zu gehen. Das war für mich als jungen und gesunden Menschen auch nicht so leicht, dass jemand mich festhalten muss beim pinkeln. Ich konnte mein Baby nicht aus dem Bett heben, nicht wickeln und Stillen ging nur mit viel Hilfe unter Schmerzen.

Alles, was irgendwie die Bauchmuskeln beansprucht, lachen, Husten, aufstehen, sogar flach liegen ist sehr schmerzhaft. Solange ich mich nicht bewegen musste, war es ganz erträglich. Aber jede Bewegung war echt die Hölle. Schon alleine nur, das Kopfkissen aufzuschütteln war eine echte Herausforderung.

Aber spätestens am Tag nach der OP wird man gezwungen, aufzustehen. So wird versucht, Thrombosen vorzubeugen und man baut nicht zuviel Muskelmasse ab. Auch der Kreislauf und der Darm müssen wieder in Gang kommen und da ist Bewegung gut. Und natürlich muss man sich ja auch um das Baby kümmern, das dann da ist - je nach Krankenhaus mit mehr oder weniger Unterstützung vom Personal. Ich hatte da sehr viel Glück und wurde super unterstützt, aber ich habe auch Freundinnen, die ab dem zweiten Tag alles alleine machen mussten.

Ganz anders bei Kind 2: ich habe die Wehen gut veratmen können; durch diverse Hypnobirthing-Übungen in der Schwangerschaft konnte ich ganz bei mir bleiben und habe die Wehen tatsächlich als absolut erträglich empfunden. Als wir im Geburtshaus ankamen, war der Muttermund schon komplett offen und ich musste nur noch pressen. Das war anstrengend, aber nicht unbedingt schmerzhaft. Die Geburt war für mich (und auch meinen Mann) einfach traumhaft und wunderschön und ich habe sie als schmerzarm in Erinnerung. 

Ich hatte keine Geburtsverletzungen und das Wochenbett war sehr viel schöner und entspannter als nach dem Kaiserschnitt. 

Sollte es irgendwann noch ein drittes Kind geben, würde ich mich wieder für die vaginale Geburt im Geburtshaus entscheiden.

Angst hatte ich nie. Insbesondere auf die zweite Geburt habe ich mich sehr gefreut. 

Kann man einen Wunschkaiserschnitt durchführen lassen

Ja. Zwar ist ein echter Wunschkaiserschnitt theoretisch keine Kassenleistung, aber irgendein Grund findet sich letztlich immer, um mit der Kasse abzurechnen. Es gibt allerdings tatsächlich Kliniken, die auf eine niedrige Kaiserschnittrate Wert legen und deshalb einen medizinisch nicht notwendigen Kaiserschnitt ablehnen.

Vor und Nachteile

Vorteil: der Beckenboden wird im Vergleich zur vaginalen Geburt weniger belastet.

Nachteil: starke Schmerzen nach der OP, jede Menge Komplikationen sind möglich, ebenso wie Spätfolgen und Risiken für Folgeschwangerschaften. Stillen ist schwieriger. Für das Baby erhöht sich ua das Risiko, an Asthma oder Diabetes zu erkranken.

Die Operation selbst ist beim Kaiserschnitt zwar schmerzlos bzw. schmerzarm - schließlich erfolgt der Eingriff ja in Voll- oder Teilnarkose. Das „böse Erwachen“ kommt hinterher.

Der Kaiserschnitt ist weltweit, nach Kataraktoperationen, der häufigste chirurgische Eingriff und gehört zu den schmerzintensivsten Operationen überhaupt.

Seit der Auswertung der QUIPS-Daten (Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie) ist bekannt, dass die Kaiserschnittentbindung als ausgesprochen schmerzhaft erlebt wird; so rangiert die Sectio caesarea auf Platz 9 von 179 chirurgischen Standardeingriffen mit einem medianen Schmerzscore (NRS) von 6,14 von 10 am ersten postoperativen Tag, unabhängig vom intraoperativen Anästhesieverfahren.

Eine postoperative Schmerzlinderung ist nur eingeschränkt möglich und nur mäßig effektiv.

https://www.ai-online.info/images/ai-ausgabe/2019/0708-2019/AI_07-08-2019_CME_Bremerich.pdf

Bei einer Spontangeburt hast du ein paar Stunden Schmerzen mit Pausen und sehr guten Möglichkeiten der Schmerzlinderung. Zudem bist du fit, wenn dein Kind dich braucht.

Beim Kaiserschnitt hast du über Tage bis hin zu Wochen ohne Pause Schmerzen und liegst zunächst platt und bist auf Hilfe angewiesen, wenn dein Kind dich braucht.

Auch wenn die modernen Techniken und der hohe Hygienestandard den Kaiserschnitt zu einem relativ problemlosen Routineeingriff hat werden lassen, gibt es Nachteile und Risiken gegenüber einer Spontangeburt:

Das Kind wählt seinen Geburtstag nicht selbst, kein Geburtserlebnis, Wund- und Narbenschmerzen nach der Operation (bis zur vollständigen Heilung vergehen rund sechs Wochen), rund einen Tag lang nicht aufstehen können, auf Hilfe angewiesen sein bei der Versorgung des Babys, Urin-Katheter und eventuell eine Drainage für die Narbe, längerer Klinikaufenthalt.

Es besteht ein höheres Risiko für eine Thrombose oder Embolien. Das häufigste Problem nach der Operation ist eine milde Darmträgheit, gelegentlich gibt es Probleme bei der Entleerung der Blase, eventuelle Blasenentzündungen müssen behandelt werden, nach einer Operation kann es zu Wundinfektionen kommen.

Eine weitere, seltene Gefahr ist ein möglicher hoher Blutverlust bis hin zur Gebärmutterentfernung, in seltenen Fällen werden während der Operation andere Organe wie die Blase oder der Darm verletzt, was eine weitere Operation nach sich ziehen würde.

Als mögliche Spätfolgen nach einem Kaiserschnitt sind wie nach jeder Operation die Risiken von Wucherungen und Verwachsungen gegeben, die zu ständigen Unterbauchschmerzen führen können.

Die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Kaiserschnittes, einer Plazenta praevia oder einer manuellen Plazentalösung in der nächsten Schwangerschaft ist höher.

Gelegentlich wird das Kind beim Kaiserschnitt verletzt und hat häufiger Atem- und Anpassungsstörungen. Kaiserschnitt-Kinder von Müttern mit bekannten Allergien haben ein siebenfach erhöhtes Risiko, ebenfalls eine Allergie zu haben.

Außerdem stärkt die natürliche Geburt das Immunsystem des Kindes, da der Darm des Babys, der bis zur Geburt keimfrei ist, dabei (im Gegensatz zum Kaiserschnitt) mit immunologisch wichtigen Bifidus- und Lactobazillen aus dem Geburtskanal der Mutter besiedelt wird.

Neue Studien belegen, dass Kinder, die per Kaiserschnitt zur Welt kamen, ein mehr als doppelt so hohes Risiko für Typ 1 Diabetes haben als Kinder, die spontan entbunden wurden.

Aus ganzheitlicher Sicht wird vom Kaiserschnitt abgeraten, da man die Wehen als Vorbereitungsphase für den Eintritt ins Leben sieht.

Auch der psychologische Faktor einer natürlichen Geburt ist für eine Frau nicht zu unterschätzen. Seine eigenen Kräfte zu erkennen und sagen zu können "Das habe ich geschafft" ist unglaublich bereichernd.

Der Kaiserschnitt ist eine sehr gute Alternative für Notfälle unter der Geburt, wenn Gefahr für Mutter oder Kind besteht. Die WHO schätzt, dass dies in etwa 10 bis 15 Prozent der Schwangerschaften zutrifft und hält deshalb eine Kaiserschnittrate in dieser Höhe für vertretbar.

Anscheinend muss man Frauen nur lang genug einreden, dass sie nicht gebären können, denn in Deutschland schwankt die Kaiserschnittrate der einzelnen Kreise zwischen 17 und 51 Prozent (im Schnitt kommt also fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt).

Auch ist ein Wunschkaiserschnitt keine Kassenleistung und muss von der Frau privat bezahlt werden. In der Praxis "findet" aber fast jede Klinik eine "medizinische" Notwendigkeit (und damit die Abrechnungsmöglichkeit mit der Kasse), allein um die Patientin als Kundin zu binden, in dem Wissen: "Wenn wir es nicht machen, macht es die nächste Klinik".

Als Frau, Mutter und Hebamme kann ich nur nicht verstehen, warum Frauen sich freiwillig eine schmerzhafte, große Bauch-OP wünschen.

Ein Kaiserschnitt ist der Rettungsanker für den Notfall. Da er aber mit Risiken und negativen Folgen für Mutter, Kind und folgende Schwangerschaften einhergeht, ist unter normalen Umständen immer eine vaginale Geburt vorzuziehen.

Hätte ich nach (gemessen ab 3 cm Muttermundseröffnung) 19 Stunden Wehen (davon die letzten 5 Stunden Mm bis auf Saum vollständig), nicht tiefertretendem Kopf und diversen Tricks gemeinsam mit meiner Hebamme noch irgendeine Chance gesehen, diesen Geburtsstillstand noch umzubiegen und mein Kind auf natürlichem Wege zu gebären, hätte ich gerne auf den Kaiserschnitt verzichtet.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

NIEMALS würde ich FREIWILLIG einen Kaiserschnitt wählen, du hast länger Schmerzen, stärker Schmerzen, wirst ggf. immer einen tauben Bauch behalten, spätere Schwangerschaften sind risikoreicher, man ist lange nicht wirklich fit, man kann anfangs nichts wirklich alleine... Außerdem ist es eine völlig unnötige, große Bauch OP mit all ihren Risiken.

eine natürliche Geburt. Ein Kaiserschnitt ist immer eine Operation. Nein danke.

Du kannst dir aber bei der Geburt eine Perdidualanästhesie geben lassen.

Man kann einen Wunschkaiserschnitt durchführen lassen. Ohne Indikation muss man die Kosten dafür allerdings selbst zahlen.

Für Kind und Mutter sind sontangeburten ohne Indikation zum Kaiserschnitt immer vorzuziehen.

Bei einem dritten Kind käme für mich nur ein Kaiserschnitt in Frage. Ich habe aber auch bereits zwei Kinder (1×spontan, 1× KS) und beide lagen bei der Geburt in Fehllage und dadurch waren die Geburten sehr komplikationsreich.