Würdet ihr ein Kind abtreiben lassen wenn sich herausstellt das er behindert sein wird?

10 Antworten

Ja, auf jeden Fall. Ich halte überhaupt nichts davon, behinderte Kinder auf die Welt kommen zu lassen, während gesunde abgetrieben werden.

Es ist eine Sache, wenn ein Kind durch einen Unfall, Krankheit oder Impfung behindert sein wird, aber eine ganz andere Sache, ein behindertes Kind überhaupt auf die Welt zu bringen. Die Natur verfährt da auf ihre eigene Weise und die halte ich auch für die richtige.


Elli113  28.07.2024, 15:37

Auch behinderte Kinder können gesund sein.

Behinderung ist keine Krankheit.

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Fluch und Segen der Pränataldiagnostik…

Es kommt sehr häufig vor, dass man sich in der Theorie eine abstrakte Meinung bildet („auf jeden Fall“… „auf keinen Fall“), bis einen tatsächlich die Praxis geradezu erschlägt. 

Ich bin bekennender "Pro-Choicer" - also nicht „für“ Abtreibung, sondern für die freie Wahlmöglichkeit - und dafür, dass Frauen selbstbestimmt über ihr Leben, ihren Körper und damit auch ihre Reproduktion entscheiden können. Das Recht auf reproduktive und sexuelle Gesundheit und Selbstbestimmung schließt aus dieser Perspektive auch das Recht auf den Abbruch einer (aus welchen Gründen auch immer) ungewollten Schwangerschaft ein.

Doch habe ich mich trotz "Altersindikation" (37 und 39 Jahre) bei meinen geplanten Schwangerschaften bewusst gegen jegliche Pränataldiagnostik entschieden - wohl in dem Wissen, auch ein behindertes Kind physisch, psychisch, finanziell, partnerschaftlich und lebensplanerisch "stemmen" zu können.

Aber ich habe auch jedes Verständnis dafür, wenn sich eine Frau oder ein Paar das eben nicht zutraut.

Denn sie sind es, die mit den gegebenenfalls einhergehenden Belastungen jeden Tag leben müssen, mitunter ihr geliebtes Kind leiden sehen und sich fragen, wer sich denn nach ihrem Tod um das Kind kümmert.

Ich kann nur jedem wünschen, niemals eine solch qualvolle Entscheidung treffen zu müssen, sich gegebenenfalls für oder gegen ein behindertes Wunschkind zu entscheiden.

Wenn es denn aber so ist, kann ich nur hoffen, dass die Frau Unterstützung, Respekt und Verständnis erfährt.

Ich vermag jedoch nicht zu beurteilen, wie ich bzw. wir als Paar uns entschieden hätten, wenn sich bei einem der 3 Routineultraschalluntersuchungen Anhaltspunkte für eine schwere Beeinträchtigung des Kindes ergeben hätten.

Allerdings hätten wir unsere Entscheidung, die Schwangerschaft auszutragen oder abzubrechen, bestimmt nicht davon abhängig gemacht, was fremde Menschen in einem anonymen Laienforum so abstimmen.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Keine Ahnung. Ich bin froh, dass ich bei keiner meiner Schwangerschaften vor diese Entscheidung gestellt wurde.

Allerdings habe ich mich auch bewusst gegen Pränataldiagnostik (zB NIPT) entschieden, weil ich eben genau diese Entscheidung nicht treffen wollte.

Aber nur so als Anmerkung:

um diesem Menschen ein hartes Leben voller Leid zu ersparen

Sehe ich nicht so. Ob Menschen ihr Leben als leidvoll oder nicht wahrnehmen, hängt mit vielen verschiedenen Faktoren zusammen.

Der Sohn unserer Nachbarn zB ist schwer behindert. Er ist blind, taub, eingeschränkt bewegungsfähig und geistig auf dem Stand eines 3-jährigen. Niemand kann sagen, wie er sein Leben empfindet, aber wenn er auf der Terrasse sitzt und ihm die Sonne aufs Gesicht scheint, strahlt er von einem Ohr zum anderen.

Ich hätte es auch nicht gewollt

Aber nur, weil du ein anderes Leben kennst.

Trotzdem ist es mitunter physisch und psychisch eine enorme Belastung, wenn das eigene Kind behindert und womöglich (intensiv-)pflegebedürftig ist, bzw. sein wird.

Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  1. wie dringend will man das Kind. Nach mehren Fehlgeburten sind einige auch mit nem behinderten Kind glücklich.
  2. der Grad der Behinderung. Gibt Chromosomen Fehler, da ist das Kind gar nicht lebensfähig und stirbt nach Geburt. Ich persönlich würde es dann wahrscheinlich nicht bis zum Ende durchziehen. Aber mit Down Syndrom kann man ein schönes Leben haben. Kommt drauf an wie man das behinderte Kind fördert oder fördern kann usw.
  3. ist man selber in der Lage ein Kind mit besonderen Bedürfnissen aufzuziehen? Das kann nicht jeder.
  4. wie viele Kinder hat man schon, wie überfordert ist man mit denen, würde man das überhaupt schaffen
  5. wie steht man finanziell da, weil vom Staat bekommt man nicht so viel Hilfe wir man immer denkt.

Ich find es legitim darüber nachzudenken. Letztendlich hat aber auch ein behindertes Kind ein recht auf Leben und ihm fas zu verwehren ist egoistisch. Aber wenn man weiß man kann es eh nicht stemmen, ist es vielleicht besser, wenn man es nicht bekommt.


derzahnfraeger 
Beitragsersteller
 28.07.2024, 08:44

Danke für den tollen Beitrag. Ja ich finde jeder Mensch hat ein Recht auf Leben aber wenn dieses Leben nun mal durch die Behinderung extrem schwer wird finde ich die Entscheidung, das Kind abzutreiben nicht egoistisch, sondern sogar sehr barmherzig. Weil man dem Kind einfach sehr viel Leid erspart.

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Pharmaengel  28.07.2024, 09:21
@derzahnfraeger

Kommt wie gesagt auf die Behinderung an. Vielleicht informierst du dich mal bei der Caritas, wo es bei dir in der Nähe ein Café gibt wo behinderte Menschen arbeiten und schaust dir mal an, dass auch da viele glücklich sind. Oft sind die nämlich glücklicher und lustiger als Gesunde, weil sie gar nicht drüber nachdenken

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Kommt drauf an ob er mit der Behinderung wirklich einigermaßen leben könnte. Ich würde mich um ein behindertes Kind kümmern, aber wenn es so eingeschränkt wäre, dass es nicht einigermaßen leben kann sprich Ernährung über Sonden, nicht sprechen können, beatmen, sein Geschäft nicht machen und alles, dann würde ich dem Kind das nicht antun wollen und mir irgendwie auch nicht. Es ist ein heikles Thema da muss man schon abwägen