Wörter auf -nis -- eher feminin oder neutral?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

In der Literatur zur Genusforschung (Wann heißt es "der", "die" oder "das"?) ist die Gruppe der Substantive auf -nis gut untersucht worden. Ich fasse hier einige Ergebnisse zusammen.

Es gibt keine feste Regel, wann ein Wort auf -nis neutrum und wann femininum ist, aber:

Die Genusschwankung ist durch die Herkunft zu erklären: Diejenigen dieser nis-Wörter, die früher noch eine volle Endung -nassi, -nessi, -nissi (kurzes End-i) oder -nussi hatten, waren neutrum Andere nis-Wörter mit früherer Endung -nissa oder -nissi (langes End-i) waren femininum. Später sind diese alten Endungen alle zu -nis zusammengefallen. Also ist zumindest geklärt, warum es heute nis-Wörter mit Femininum und andere mit Neutrum gibt.

Es scheint so zu sein, dass die femininen nis-Wörter ihr Genus nach und nach zu neutrum wechselten und noch wechseln, außer denen, die einen Zustand oder eine Eigenschaft angeben. Denn diese letzteren nis-Wörter sind nahe denen, die auf -heit/-keit enden, und die sind ausnahmslos femininum. Wegen der Häufigkeit der heit/keit-Wörter ziehen diese die nis-Wörter an, d.h. diese wechseln ihre Endung von -nis auf -heit oder -keit:

Man sieht diese Nähe an Paaren wie "Betrübnis/Betrübtheit", "Verderbnis/Verderben", usw. wobei die nis-Varianten schon veraltet wirken. "Die Ersparnis" ist in Österreich noch "das Ersparnis".

Manche nis-Wörter sind sowohl femininum als auch neutrum, haben dann aber verschiedene Bedeutung: "die Besäufnis" (= die Besoffenheit) ist ein Zustand, "das Besäufnis" (= das Gelage) ist ein Vorgang.


Koschutnig  13.08.2011, 15:23

Ein weiteres Paar mit unterschiedl. Bedeutung bei versch. Genus: das Erkenntnis = Urteil : die Erkenntnis = Einsicht

Wenn die Übergangstendenz bei -nis-Wörtern von* f* zu n zutrifft, sollte es nach dieser These wohl heißen: "in Österreich schon 'das Ersparnis'". I. A. sind österr. Varianten allerdings die konservativeren.

0
RudolfFischer  13.08.2011, 19:45
@Koschutnig

Völlig richtig, das "noch" ist hier fehl am Platze, da hätte ich "schon" schreiben müssen. .

Bei "Erkenntnis" liegt wohl eine Anzeige der Bedeutungsdifferenzierung durch Genusverschiedenheit vor (sog. Genusprinzip der Synonymvermeidung): der/das Teil, der/die See, usw.

Siehe mein Buch "Genuszuordnung", Peter-Lang-Verlag 2005

0

COWNJ schrieb: "Mir fällt auf, wenn ich sage, ich habe "ein" Bedürfnis, kann ich auch sagen "das" Bedürfnis. Genauso mit: "ein Geheimnis" oder "das" Geheimnis; "ein" Verhältnis oder "das" Verhältnis. Aber man kann nicht sagen: "ein" Kenntnis oder "ein" Erlaubnis. "Eine" Erlaubnis, "eine" Kenntnis, das klingt besser. Wenn ich also vor einem Wort auf -nis "ein" gebrauchen kann, wenn es richtig klingt, dann kann ich auch "das" benützen. Wenn "ein" schlecht klingt, kommt vorher ein "die". Ich weiß nicht, ob das wirklich in allen Fällen so stimmt!?"

Allerdings, weil "ein" das Genus Maskulinum bzw. Neutrum anzeigt wie "eine" das Genus Femininum, also nichts Besonderes, sondern schlichte Formenlehre des Deutschen für unbestimmte Artikel.

Das Geschlecht der Hauptwörter muss man einfach lernen - in allen europäischen Sprachen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Allround-Autorin und Nachhilfelehrerin

nee ich glaub da gibts keine regel

nein, muss man lernen. Gibt keine genauen Regeln für das Neutrum, leider