Wieviel sind Menschen früher gereist?
Hallo allerseits. Wieviel sind die Menschen in der Antike und im Mittelalter normalerweise gereist? Wieviel von der Welt außerhalb ihrer Heimatstadt b.z.w. Heimatdorfes hat ein durchschnittlicher Mensch damals normalerweise gesehen und wie oft ist man auf Reise gegangen?
13 Antworten
Pferdekutsche und davor Wanderschaft. Selbst in der Jungsteinzeit war man schon Nomade, um fruchtbares Land und Wasser zu finden. Von Afrika bis nach Europa. Aber das hat einige Generationen gedauert.
Wie weit man normal so rum gekommen ist? Wahrscheinlich so weit, wie die Wege aus Rom rausgeführt haben. Viele gar nicht, aber die High Society auch mal mehr.
Gerade im Mittelalter konnten Kutschfahrten schonmal mehrere Tage dauern. Mozart ist zwischen Süditalien und Groß Brittanien gereist. Der war aber halt auch wichtig. Ein Bauer wahrscheinlich zwischen Hof und Mühle die sein Korn mahlt.
Die Mehrheit hat wohl kaum mehr als ihr Nachbardorf oder maximal die Stadt der Region gesehen.
Es gab keine wirtschaftliche Grundlage für weite Reisen, weder die Mittel noch einen Ertrag davon.
Reiserei war sehr beschwerlich mit den zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln, was für die meisten nur die eigenen Füsse waren.
Und dann auch noch sehr gefährlich. Herbergen waren schlecht und ein Seuchenrisiko, die Wege voller Unfallrisiken in Bergen, Sümpfen etc. Überall gab es Räuber, Betrüger, Sklavenjäger usw. etc. Dagegen musste man sich absichern. Was man auch können musste, also übriges Geld haben oder mit dem Reisen selbst welches verdienen.
Daher sind wohl nur wenige Berufsgruppen, denen das Reisen eingebrannt war, auf Wanderschaft gewesen. In der mittelalterlichen Gesellschaft gab es davon durchaus einige, weil so manches Gewerbe nicht in jedem Dorf ansässig sein konnte. Fahrende Gaukler, Huren, Priester, Lehrer, Schuster usw. gehörten zur Gesellschaft. Ausserdem "reisten" natürlich auch Soldaten.
Rein touristisch reisten in der Antike Angehörige der Oberschicht, im Mittelalter m.W. noch nicht mal die. Ausnahme waren die Pilgerreisen. Die man sich dann lange absparen musste und vielleicht einmal im Leben als dessen Höhepunkt unternahm. Deshalb waren die Pilgerstätten auch die "Touristenzentren" der Zeit, Santiago de Compostela, Köln, Rom waren z.B. solche, und einige sahen auch Konstantinopel, Antiochia oder Jerusalem.
Die Kreuzritterorden wurden damit geboren, für die Pilger Unterkünfte zu schaffen. Für solche Herbergen spendeten viele bereitwillig sehr viel. Sie waren also eigentlich die ersten Reiseunternehmen der europäischen Geschichte :)
Um nur mal einen Aspekt rauszugreifen: Die Vorstellung, im Mittelalter hätte der gewöhnliche Bauer sein Heimatdorf nie verlassen, ist ein Mythos. Auch Bauern waren des öfteren unterwegs, sei es zum Markt, zum Dorffest ins Nachbardorf, oder, was im Mittelalter besonders beliebt war, auf Wallfahrt in einen näheren oder auch entfernteren Pilgerort.
Aus Langeweile oder zu Spass sind die normalen Bürger früher nicht gereist.
Die Frage ist sehr allgemein und in den unterschiedlichen Ländern und Zeiten war es sehr unterschiedlich.
Urlaubsreisen, wie wir es heute kennen, gab es im Römischen Reich nur während der Zeit der sogenanten Philosophen- bzw. Adoptivkaiser bis zur schlimmsten überlieferten Pandemie der Antike unter Marcus Aurelius.
Selbst damals reisten nur die wohlhabenden Familien und dafür gab es Wegbeschreibungen mit Unterkünften und Gasthäusern für unterwegs.
Händler reisten selbstverständlich schon immer und die Handelsrouten gingen bis nach China und ins sagenumwobene Land Punt https://de.wikipedia.org/wiki/Punt_(Goldland) in Afrika.
Im Mittelalter reisten nicht nur die Händler, sondern auch die Machthaber. Diese gründeten ihre Herrschaft auch auf ihre Präsenz. Sie mussten für ihr Volk sichtbar sein. So reiste der Stauferkaiser Friedrich II. innerhalb seines Reiches im Norden bis Braunschweig, Königslutter und Goslar, im Westen bis Aachen und Metz, im Osten bis Wien und Graz und im Süden bis Sizilien. Natürlich hielt sich Friedrich II. nicht nur im eigenen Reich auf. So war er u.a. auch im Heiligen Land.
Auch die Handwerker reisten im Mittelalter. Als Geselle gehörte es dazu, weite Strecken zurück zu legen, um möglichst viele Erfahrungen unterschiedlicher Lehrherren kennen zu lernen.
Vielen Dank für deine tolle Antwort! :)