Wieso zerfallen radioaktive Kerne?

7 Antworten

Radioaktivität bedeutet, dass instabile Kerne durch Aussenden von Teilchen und Energie (siehe ionisierende Strahlung, Alpha, Beta, Gamma) versuchen, einen stabilen Zustand zu erreichen. Instabil können Kerne sein, wenn das Verhältnis zwischen Protonen und Neutronen nicht stimmt oder generell bei schweren Kernen wie beispielsweise Uran.

Ab dem Element Eisen sind die Kerne stabil. Bei leichteren Kernen müsste wieder Energie zugeführt werden, um sie zu spalten, während schwerere Kerne durch Spaltung Energie liefern. Leichte Kerne liefern darum durch Fusion Energie.

Wann ein einzelner Kern zerfällt, kann man nicht vorhersagen und kann er auch nicht entscheiden. Je nach Stabilität "verliert" er früher oder später das "Gleichgewicht". Die Spanne kann von Sekundenbruchteilen bis zu Jahrtausenden reichen. Die Halbwertszeit ist nur ein Mittelwert, der sich aus einem riesigen Haufen von nach und nach zerfallender Atomen ergibt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ralph1952  02.10.2024, 11:12

Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte und wünsche einen schönen Tag.

Von Experte Ralph1952 bestätigt
wie genau "entscheidet" sich das Teilchen so mal nach durchschnittlich 12,36 Stunden zu zerfallen?

Das ist eine Gute Frage™, und sie hat keine wirklich gute Antwort.

Zunächst mal: Die 12.36 h haben dabei keine spezielle Bedeutung. Du kannst das näm­lich auch äquivalent als Zerfallswahrscheinlichkeit pro Sekunde (15.5 Millionstel) oder pro Mikrosekunde (15.5⋅10¯¹²) oder für jede beliebig kurze Zeitspanne angeben. Das Teilchen muß keine Halbwertszeiten warten, um dann zu würfeln, stattdessen „weiß“ es einfach, daß es in jeder Zeitspanne t (in Sekunden) mit der Wahrscheinlich­keit 15.6⋅10¯⁶⋅t zerfällt.

Dieser Zahlenwert für die Zerfallswahrscheinlichkeit ist theoretisch sogar berechen­bar, allerdings stelle ich mir das äußerst kompliziert vor und weiß nicht, ob so etwas praktisch in vernünftiger Genauigkeit funktioniert. Dazu müßte man alle physikali­schen Wechselwirkungen berücksichtigen, die zwischen den Kernbestandteilen mög­lich sind, und das ist bestimmt sehr aufwendig, weil da ja nicht nur die elektromagne­ti­sche, sondern auch die starke und die schwache Kraft eine Rolle spielen, man muß also buchstäblich mit dem gesamten Standardmodell auffahren, um dieses Pro­blem zu schlachten.

Aber selbst, wenn man eine solche Rechnung hinbekommt, liefert sie nur eine Wahr­scheinlichkeit. Nach aktuellem Verständnis der Quantentheorie ist es absolut unvor­hersagbar, wann so ein Kern wirklich genau zerfällt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Kleine Berichtigung:

Wenn die Halbwertszeit 12,36 h beträgt, dann zerfallen die Teichen nicht nach durchschnittlich 12,36 h. Sie zerfallen nach durchschnittlich 12,36 h / ln(2) = 17,83 h.

Mittlere Lebensdauer τ = HWZ / ln(2) = HWZ / 0.6931... = HWZ * 1,442...

https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensdauer_(Quantenphysik)

die Änderung von instabilen Quantenzuständen läuft nicht kausal ab, dh es gibt keine Parameter, denen man einen kommenden Zerfall ansehen kann. Sie sind nicht etwa nur vor uns versteckt, sondern es gibt sie nicht. Nähere Beschäftigung damit führt zur Bell'schen Ungleichung (Google hilft weiter), die die EPR-Theorie falsifiziert. Quantenmechanik offenbart den grundsätzlich statistischen Charakter der Natur. Die scheinbar auf Schienen laufende Determiniertheit makroskopischer Mechanik basiert nur auf der Überlagerung sehr vieler stabiler Quantenzustände, deren resultierende Gesamtwahrscheinlichkeit so nah an 1 oder 0 liegt, dass man Zwischenwerte praktisch nie beobachtet, außer in chaotischen Systemen, aber das ist ein anderes Thema.

Das "Warum" ist eigentlich ungeklärt.
Ebensowenig kann man voraussagen, welcher Kern wann zerfallen wird; absolut unmöglich.
Die Halbwertszeit ist einfach ein statistischer Durchschnitt aller Kerne.