Wieso wurde die deutsche Sprache "weicher"?

8 Antworten

Zum einen war das Fernsehen mit seiner nivellierenden Wirkung auf die Sprache noch nicht etabliert und zum anderen war die Mikrofontechnik und der Funk damals noch nicht so gut, daher musste für z. B. Radioansprachen sehr deutlich und laut gesprochen werden, wobei jeder Redner seine Heimatsprachfärbung mitbrachte.

Der militaristische Ton ist heute noch bei einigen beliebt.

Führende Personen in Politik und Militär hatten oft diesen schnarrenden Ton, militärischen Ton. Jede Rede Hitlers war von der Art her ein einziger Imperativ. Da gab es nichts zu diskutieren, das Volk hatte zu parieren. Ein aggressiver Kommandoton war vorherrschend. Diesen aggressiven Ton hatten fast alle Personen drauf, die in irgendeiner noch so geringen Funktion berechtigt waren, anderen Menschen Befehle zu erteilen. Da es keine Widerrede gab, hatte der Befehlsempfänger auch mit einem lauten "Jawohl/Jawoll" zu antworten. Das ganze NS-Ranggefüge war nach dem Führer-Prinzip aufgebaut und orientierte sich an der Rangordnung der deutschen Wehrmacht. Erteilte ein Vorgesetzter einen Auftrag, dann wollte er von dem Befehlsempfänger z.B. ein lautes "Jawohl, Herr Obersturmbannführer" (oder welchen Rang auch immer er hatte) hören.

Aber ansonsten wurde im Alltag völlig normal gesprochen. Im Deutschen wurde nichts anders betont als heute. Die Menschen sprachen ganz genauso wie jetzt. Weder meine Großeltern noch meine Eltern sprachen mit rollendem "r", denn meine Heimat in Norddeutschland war und ist sozusagen dialektfrei. Geht man dort aber aufs Land, dann sprachen und sprechen die Menschen eine eigene Sprache, nämlich Plattdeutsch. Im Plattdeutschen wird das "r" gerollt. Auch in verschiedenen deutschen Dialekten (z.B. Bayrisch, Fränkisch) wird das "r" gerollt.

Dass die Stimmen in manchen alten Filmen und auch früher im Radio meistens so scheppernd und durchdringend klangen/klingen, lag sicher an der Technik, die einfach noch nicht so weit war. Ich schätze, Schauspieler und auch Sprecher mussten damals einfach deutlicher artikulieren, um vom Publikum verstanden zu werden.

Militärsprache klingt überall tendentiell so. Und was du an Dokumenten hörst, sind ja i.d.R. diese Wochenschauen mit Wehrmachtsbericht. Im Krieg war alles pathetisch und überhöht, weil es ja Durchhaltewillen erzeugen sollte.

Politiker haben übrigens generell eine kraftmeiernde Sprache. Das kannst du auch heute feststellen. Poltiker wollen "Ansagen machen". sagen "was läuft" usw. Und die, die ihnen zuhören, wollen auch das von ihnen hören. Sie wollen Führung durch Stärke.

Wenn Politiker z.B. derzeit in Corona reden, wirst du da keine Sachinformationen finden. Oder hast du schon mal gehört, dass einer informiert, wann die ganzen merkwürdigen Sondergesetze vorbei sein werden?

Die versuchen, ihren Wählern die Gefühlsbotschaften zu übermitteln, von denen sie vermuten, dass sie die wollen.

Menschen wollen aber nie mehr Führung und Stärke als im Krieg. Das ist die extremste Krise, die es gibt...

Diese Reden wirken fremdartig, weil sie extrem pathetisch, übertrieben laut und theatralisch gehalten wurden. Sie waren auf ein Massenpublikum in Bierkellern, Riesenhallen oder Massenaufmärschen berechnet. So haben aber alle in solchen Situationen gesprochen, auch Nazigegner wie z. B. der SPD-Chef Schumacher. ER hört sich genauso peiblich an wie die Nazigrößen.

Privat und in kleinem Kreis gab es diesen aufdringlichen, harten Ton nicht.