Wieso war Deutschland so stark zersplittert?

7 Antworten

Es ist einfach erklärt, denn wie bekannt waren beide Gebiete Teil des Römischen Reiches, Deutschland wurde später von verschiedenen germanischen Stämmen erobert, während Frankreich von den Franken dominiert wurde. Deutschland blieb also politisch fragmentiert mit vielen kleinen Fürstentümern, während Frankreich unter den Karolingern und später den Kapetingern eine stärkere Zentralisierung erlebte. Die Reformation verstärkte die politische Zersplitterung in Deutschland durch die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten.

In Frankreich entwickelte sich ein starker zentralisierter Staat unter Königen wie Ludwig XIV., während Deutschland weiterhin viele kleine Staaten hatte. Frankreich hatte große Flüsse wie die Loire und die Seine, die eine bessere Kommunikation und Zentralisierung ermöglichten, Deutschland hingegen war durch viele Flüsse und Gebirge geteilt, was die Einheit erschwerte.Bei unseren Nachbarn entwickelten sich frühzeitig große Städte wie Paris, die als Zentren der Macht und des Handels dienten, in Deutschland waren die Städte oft kleiner und weniger bedeutend.

Die historische Entwicklung, geografische Faktoren und soziale sowie wirtschaftliche Unterschiede führten dazu, dass Deutschland lange Zeit politisch zersplittert blieb, während Frankreich eine stärkere Zentralisierung erlebte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Die westfränkischen Könige beschnitten die Macht der Herzöge und Bischöfe und einten so die spätere Nation.

Im ostfränkischen Reich geschah das Gegenteil. Der König, Ludwig II. lies die Herzöge gewähren und im Laufe der Zeit wuchs deren Macht, Bischöfe und Äbte bekamen auch Macht und so entstand ein unübersichtlicher Flickenteppich an Kleinreichen, mit Grenzen, Zollgebühren, eigener Rechtsprechung und später sogar eigene Zeit. Knapp 1.000 Jahre lang schlugen die sich gegenseitig die Köpfe ein und jeder versuchte seine Stellung zu verbessern - was eine geeinte Nation unmöglich werden lies.

Zwar gab es das Römische Reich, später das Heilige Römische Reich (ab ca. 1150), ab ca. 1500 Heilige Römisch Reich Deutscher Nation, erst ab ca. 1800 Deutsches Reich, aber es war ein lockerer Verbund unter dem Mantel des Kaisers, der versuchte alle zusammen zu halten, was nicht immer gelang. Man führte untereinander Krieg, es gab Gegenkönige usw.

In der historischen Forschung spricht man von einem Lehensreich oder Personenverbandsstaat (nicht die Einzelstaaten bildeten das Reich, sondern allein der Kaiser; und wer den Kaiser anerkannte, gehörte dazu), das HRR war nie ein Nationalstaat im heutigen Sinn und er wollte auch nie als solcher verstanden werden. Ein Nationalstaat zeichnet sich auch durch eine gemeinsame Sprache aus - im HRR wurden 12 Sprachen gesprochen. Die Stammesherzogtümer stritten um die Vorherrschaft - so entstand nie ein Nationalgefühl.

Woher ich das weiß:Hobby

In Kurzform: nach dem hundertjährigen Krieg (1339–1453) war Frankreich ähnlich zersplittert wie das HRR. Von da ab haben die französischen Könige es verstanden, immer mehr Macht auf sich zu konzentrieren und die Fürsten unter Kontrolle zu halten. Unter Ludwig XIV fand die Zentralisierung und der Absolutismus dann seinen Abschluss. Damit er den Adel und die Fürsten weiter unter Kontrolle behielt, wurden sie gezwungen, in Versailles zu wohnen.

Ähnliche hat der deutsche König/Kaiser nie geschafft. Er konnte die deutschen Fürsten und Herrscher nie entmachten und alle Macht auf sich vereinigen. So blieben die ganzen Herrschaftsgebiete alle relativ selbständig ohne wirksame zentrale Macht.

In Frankreich hat man sehr schnell nach dem Zerfall des Frankrenreiches damit angefangen zentralisierte Strukturen und Abhängigkeiten aufzubauen. Diese haben aich über die Jahrhunderte entwickelt und somit ein vergleichsweise geeintes Reich gebildet (wobei geeint auch Ansichtssache ist).

Im “deutschen” Teil ging diese Zentralisierung nicht von statten, da die dortigen Herrscher stärker nach Souveränität gestrebt haben und diese - auch durch das einzigartige Wahlsystem - halten und Ausbauen konnten.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Das lag daran, weil die Kaiser seit dem Hochmittelalter immer mehr an (Ordnungs-)Macht verloren und die Territorialfürsten bzw. auch Hochadelige immer mehr an Macht gewannen.