Wieso hatte Deutschland früher kein einheitliches Reich?

2 Antworten

Naja … es gab ein „deutsches“ Reich - das Römisch-Deutsche Kaiserreich/Heiliges Römisches Reich (Deutscher Nation). Nur war dieses Reich wesentlich dezentraler organisiert und strukturiert als andere Reiche um 1500. Für das Mittelalter war das übrigens keine Seltenheit, da waren die meisten Reich stark zerteilt - Vor allem Frankreich und England. Spanien war um 1500 übrigens bei weitem nicht so vereint, wie es auf der Karte dargestellt wird.

Im deutschen Raum setzten sich aber im 16. Jahrhundert und schon davor mehr die dezentralen Kräfte durch, als die Zentralen. Im gesamten Mittelalter und der Frühen Neuzeit gab es in allen Reichen Europas einen Konflikt zwischen dem obersten Herrscher - Kaiser/König, also der Zentralmacht - und den dezentralen Kräften, also den unteren Schichten der Lehenspyramide, als Herzögen, Grafen, usw. Während in Frankreich diesen Konflikt v. a. wegen des Hundertjährigen Krieges der König für sich entschied, lief es in Deutschland umgekehrt. Da kam um 1500 noch die konfessionelle Spaltung dazu und nach dem dreißigjährigen Krieg war der Weg zum Zentralstaat endgültig versperrt.

Das ist mit bis heute der Grund, warum Deutschland - anders als Frankreich - föderalistisch organisiert ist und es eben nicht die eine zentralistische Republik gibt mit einer Hauptstadt von der alles regiert wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere seit 2017 Geschichte an der LMU in München🥸

Das heilige römische Reich war relativ groß. Kannst du dir mal auf einer Landkarte der damaligen Zeit ansehen. Es gab neben dem Kaiser eben auch viele Königreiche, Fürstentümer usw. die ihre eigene Suppe kochen wollten. So ist es nach und nach untergegangen. Der Rest ging bis 1806. Bismarck wollte es wieder erstehen lassen, aber dem war auch klar, dass es nicht wieder in den alten Grenzen erstehen kann.