Wieso sterilisiert mich kein Arzt?

15 Antworten

Bestimmt gibt es Menschen, die schon im Teenageralter wussten, dass sie auf jeden Fall oder eben nie Kinder haben wollen und 30 Jahre später das noch genau so sehen und keine Entscheidung oder verpasste Gelegenheit bereuen.

Doch meine berufliche und private Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich Kinderwunsch nicht immer vorhersagen lässt.

In jungem Alter habe ich mir überhaupt noch keine Gedanken zu Kindern gemacht. Bis Mitte Dreißig hatte ich schlichtweg keinen Kinderwunsch und war mir auch nicht sicher, überhaupt irgendwann mal Kinder haben zu wollen.

Ich hätte für nichts auf der Welt mein Leben anders, geschweige denn mit Kindern haben wollen. Ich war absolut nicht bereit, leichten Herzens Einschränkungen in Kauf zu nehmen und für einen anderen Menschen Verantwortung zu übernehmen.

Dann lernte ich mit Mitte 30 meinen Mann kennen, habe geheiratet und bin mit 37 und 39 glückliche Mutter geworden. Heute habe ich also zwei erwachsene Kinder. Da kann sich also an einer Entscheidung durchaus noch etwas ändern.

Die persönlichen Lebensumstände und natürlich die Lebensplanung spielen eine Rolle und Lebensziele können sich ändern. Es wir ja auch bei weitem nicht jedes Kind Lokführer, Tierarzt oder Astronaut, obwohl sich das viele im Kindesalter wünschen…

Doch ich kann aber auch verstehen, dass Frauen und Männer ohne Kinderwunsch eine sichere Verhütung wünschen.

Es gibt kein Gesetz, welches volljährigen Patienten medizinische Eingriffe verwehrt.

Ebenso wenig gibt es aber ein Gesetz, dass einen Arzt verpflichtet, nicht lebensnotwendige Behandlungen zu leisten.

Deshalb tut man sich schwer, einen behandelnden Arzt zu finden, der bei einer kinderlosen Frau unter 30 diese (normalerweise) nicht rückgängig machbare Operation durchführt und eher den Eingriff ablehnt, wenn er das Gefühl hat, dass dies nicht vertretbar ist. 

Denn zwischen 2 und 13 % der Frauen bereuen den Eingriff später. Etwa 1 bis 3 % lassen ihn rückgängig machen. Dies ist sehr aufwändig und der Erfolg unsicher. Jüngere Frauen wollen den Eingriff deutlich häufiger revidieren.

https://www.profamilia.de/fileadmin/dateien/fachpersonal/familienplanungsrundbrief/fpr2_2011.pdf

“2 bis 13 %“ hört sich jetzt nicht viel an. Wenn man aber bedenkt, dass nur ein sehr geringer Teil der Sterilisationswilligen auch tatsächlich sterilisiert ist, wird es eine viel größere Gruppe geben, die diesen Wunsch zwar mal hatte, aber im Nachhinein froh ist, ihn nicht durchgesetzt zu haben.

Die Sterilisation beim Mann ist einfacher, risikoärmer und kostengünstiger als bei einer Frau. Es gibt zwar ähnliche, aber nicht ganz so hohe Hürden, dafür einen Arzt zu finden.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Ob und wann ein Arzt eine Sterilisation durchführt, entscheidet er oder sie in erster Linie selbst, ob er es vertretbar findet oder nicht.

Manche machen es schon bei Patientinnen ab 21, manche erst ab 35, manche grundsätzlich nur bei Patientinnen, die mindestens ein Kind haben.

Schau mal hier, vielleicht hilft dir das weiter: https://www.selbstbestimmt-steril.de/

Trotzdem wird es wahrscheinlich schwierig werden, einen Arzt zu finden, der die Sterilisation an einer so jungen Frau durchführt. Denn auch wenn du dir sicher bist, dass du wirklich niemals Kinder bekommen willst, gibt es Studien, die belegen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau den Eingriff irgendwann bereut, umso höher ist, je jünger sie bei dem Eingriff war.

Regret following female sterilization at a young age: a systematic review ; 

Risk of Sterilization Regret and Age: An Analysis of the National Survey of Family Growth, 2015-2019

Insbesondere die zweite Studie belegt, dass mögliche Einflussfaktoren wie Bildungsstand, Grund für die Sterilisation, oder ob die Frau schon Kinder hatte keine statistisch signifikante Auswirkung auf das Bereuen der Sterilisation hatten - übrig blieb alleine das Alter als statistisch signifikante Variable.

Vielleicht kurz meine eigene Erfahrung: ich wollte ganz lange keine Kinder und ich war mir dessen sicher. Mit Babys konnte ich nichts anfangen und fand sie auch nicht süß. Dann wurde ich 30 und auf einmal.. naja. Auch mein Partner, den ich schon sehr jung kennen gelernt habe, hat mit der Zeit einen Kinderwunsch entwickelt. Mittlerweile bin ich 37, gerade zum zweiten Mal schwanger und die Familienplanung ist dann für uns definitiv abgeschlossen.

In deinem Fall kommt vielleicht die Pille oder die (Kupfer-)Spirale in Betracht. Beide Methoden schließen eine ungewollte Schwangerschaft schon ziemlich sicher aus.

Das Äussere, aber auch die innere Einstellung.

Schau eben weiter. Selbst 30jährige müssen oft einen Ärztemarathon durchstehen bis sie dann mal jemanden finden der sich dazu bereit erklärt

Sowas ist schon eine grössere Entscheidung als die Entscheidung für eine Frisur, ein Tattoo oder einen Studiengang und über sowas denkst du in 10-15 Jahren vielleicht doch anders. Ausserdem gibt es ja auch noch andere Verhütungsmethoden.

Es gibt diesbezüglich Richtlinien hinsichtlich Alter und auch Anzahl der scvhon vorhandenen Kinder. Die Ärzte befürchten wohl auch, dass du deine Meinung später ändern könntest und du dann den Eingriff bereust. Sterilisation bei Frauen ist selten reversibel.

Woher ich das weiß:Recherche