Wieso sprechen viele Menschen von einer "deutschen Kuscheljustiz" und denken, dass härtere Strafen sinnvoller wären?

6 Antworten

Strafbares Handeln ist in den USA vielfach ein Geschäftsmodell.
Wer nur Leute überfallen oder mit Drogen handeln kann, der macht das weiter,
egal wie hoch die Strafe ist.

In Europa dagegen haben viele Menschen legale Erwerbstätigkeiten.
Bei einer Haftstrafe verliert ein Arbeitnehmer alles und landet beim Bürgergeld und damit häufig in der Sackgasse.
Deswegen sind die Strafen niedrig. Sie reichen völlig aus.
Eine Rückfälligkeit ist weit seltener.

Dort gibt es mehr Polizeigewalt und viel härtere Strafen als hier. Und die Gefängnisse dort sind nicht so schicke Hotels wie deutsche Gefängnisse.

In Kalifornien kannst du nun ohne Verfolgung Diebstähle begehen. Das Resultat sind Plünderungen. Die Amis haben da beide extreme entwickelt.

Woran könnte das liegen?

Der Ami Knast setzt nicht auf Resozialisierung, sondern auf Bestrafung. In einer westlichen Gesellschaften ist dies tatsächlich der falsche Weg, um Kriminalität zu reduzieren.

Das Problem in Deutschland ist, dass viele Straftäter gar nicht oder nur z.T. in Deutschland sozialisiert wurden. Mit anderen Worten, viele Menschen sind ein deutlich härteres leben gewohnt, als der Knast es jemals sein könnte. Gefängnisstrafen haben damit wenig bis keine abschreckende Wirkung, was das Gesetzt wirkungslos werden lässt. Die einzige Strafe die wirkluch abschreckt, sind Abschiebungen auf Lebenszeit. So könnte man ein auf Rehabilitation fokussiertes Justizsystem erhalten und gleichzeitig Straftaten verhindern.

Hier bekommen Vergewaltiger teilweise nur Bewährungsstrafen oder Mörder nur ein paar Jahre. Was ist es denn sonst außer Kuscheljustiz?

In den USA gibt es nicht mehr Polizeigewalt. Sie greifen nur richtig durch. Wenn du meinst einen Polizisten mit einem Messer angreifen zu wollen dann wirst du halt erschossen. Das ist in fast allen Ländern so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mitglied einer Partei und jahrelanges Interesse an Politik

Härtere Strafen sollen abschrecken.

Aber das allein hilft natürlich nicht. Es kommt auch darauf an wie das Leben außerhalb weiter läuft.
Jemand der nach dem Gefängnis eine gute Perspektive hat wird weniger rückfällig als jemand der danach wieder in sein altes Leben zurück kehrt. Selbe Lebensweise, selbes Umfeld.

Mal als bsp. Stell dir vor jemand arbeitet in einer Brauerei und wird Alkoholkrank.
Er macht einen Entzug und ist trocken.
Was denkst du wo wird er eher rückfällig. Wenn er wieder in einer Brauerei arbeitet oder in einem Beruf wo er nicht ständig mit Alkohol in Kontakt kommt?

In deutschen Gefängnisse zb haben die Insassen zum Teil die Möglichkeit eine Ausbildung zu machen. Und meist wird ihnen auch geholfen draußen wieder Fuß zu fassen.
Das gibt ihnen eine komplett andere Perspektive

Zwischen zwei Extremen liegt immer was?

Genau. Die Goldene Mitte. Ist für Binärdenker, die nur Schwarz und Weiß, nur 1 und 0 kennen, immer ganz schwierig.

Differenzieren. Ambiguität. Unschärfen. Varianzen. Ambivalenz. Uiuiui, da wirds problematisch.


dokolado 
Beitragsersteller
 23.10.2023, 11:43

Deutschland liegt fast in der goldenen Mitte, wenn es um Resozialisierung und Strafen geht.

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