Wieso geht es so ab in Deutschland zurzeit?

13 Antworten

Ich unterstelle mal, dass es das früher (also vor 10, 20 oder 30 Jahren) auch schon so in ähnlicherweise gab.

Aufgrund des Rechtsruckes in Deutschland in dem damit vorbundenen Bedürfnis für alles was gerade schief läuft "die Ausländer" verantwortlich machen zu wollen (was im Kern nicht gänzlich abstreitbar ist, aber dennoch sehr Differenziert betrachtet werden muss), liegt im Moment ein großer öffentlicher Fokus auf solchen Taten und entsprechend viel und ausführlich wird darüber berichtet und diskutiert.

So wie vor einigen Wochen auch zumlich intensiv über Personen/Veranstaltungen berichtet wurde, bei den Leute das Lied L' Amour Toujour für rechte Parolen missbraucht haben. Passiert auch heute weiterhin, aber es wird weniger stark darüber berichtet, weil der Fokus woanders liegt.

Warte mal ab. Bald geht die Präsidentschaftwahl in den USA in die richtig heiße Phase. Dann wird das in aller Munde sein und über Messerstecher und Co. wird wieder weniger berichtet.

Glaubst du nicht?

Da tötet ein Syrer mehrere Menschen auf einem Festival. Ein riesen Aufschrei durch die Medien (zurecht versteht sich, da das ein wirklich schlimmer Fall ist). Wer war der Typ? Wo kam der her? Warum ist der hier? Wer hat schuld, dass der hier ist? Ausländer müssen raus! Ampel muss weg! Islam ist Böse und und und. EIne sehr aufgeheizte Stimmung.

Dann fuchtelt ne Frau mit nem Messer rum und wird von der Polizei erschossen. Sofort schauen alle darauf. Dass die Polizei Jahr für Jahr so 7-16 Leute erschießt, sowas zwar besonders aber irgendwie doch nicht ganz ungewöhnlich ist, egal. Alle sind fokusiert auf sowas. Dann klärt sich, dass die Fraus psychisch verwirtt und deutsche war und schon ist der Fall uninteressant. Passt eben nicht ins Schema der aufgeheizten Stimmung.

Dann erschießt die Polizei noch jemanden, der bewaffnet in München nahe des israelischen Konsulats sein unwesen treibt. Sofort schaut alles nun darauf. Es klärt sich, dass er Östereicher ist. Zu doof, das passt ja auch nicht in Bild der aufgeheizten Stimmung. Immerhin scheint es einen islamistischen Hitnergrund zu haben. Das ursprüngliche Stimmungsbild wird trotzdem nicht genug bedient und somit liegt auch diese Ereignis nach wenigen Stunden/Tagen nicht mehr im Fokus.

Solche Taten waren schon immer mehr oder weniger in dieser oder ähnlicher Form da. Man nimmt davon aber oft keine Notiz, weil der öffentliche Fokus nicht darauf gerichtet ist.
Und ich will solche Taten keinesweg verharmlosen. Es ist aber ein bischen so wie mit Autos: Man begneten im Alltag ständig diversen Marken und Modellen auf der Straße, merkt es aber nicht wirklich. Dann will man ein Auto kaufen und legt seinen Fokus vielleicht auf den 1er BMW und plötzlich ist im Alltag gefühlt jedes zweite Auto ein 1er BMW. Und man fragt sich, wo kommen die aufeinmal alle her? Dabei waren sie schon immer da.

Ne klare fundierte Antwort kann ja keiner hier geben. Fakt ist ja nunmal, dass wir hierzulande viele Extremisten und Demokratiefeinde haben. Seien es links- oder rechts-extremisten, islamisten, oder sonstwas.

Meine These ist, durch die vielen Angriffe fühlen sich entsprechende Extremisten halt "inspiriert" und motiviert es den anderen "Vorbildern" gleich zu tun.

Ist ja nichs neues, wirf einer Müll auf den Boden, machen es andere auch. Was hier ein kleiner harmloser Vergleich ist, lässt sich leider auch auf sowas wie Anschläge übertragen.

Das ist nur gefühlt so. Aufgrund der Tatsache das jedermann darauf sensilibisiert ist, und die Medien das natürlich alles ausschlachten, und deren Reichweite wegen der sozialen Medien und Kontakte sehr viel höher ist als vor 10 oder 15 Jahren, so ziemlich jeder ein Smartphone besitzt und Fotos und Videos meist schneller im Netz sind als die Medien Wind davon bekommen, verbreitet sich sowas natürlich recht schnell im Lande.
Natürlich gibt es auch leider einen ganzen Haufen Deppen, die meinen das als Weckruf für Nachahmungstaten zu sehen. Jeder Idiot meint natürlich, das man sich nun bewaffnen muss, und laufen mit Messern durch die Gegend. Das sind dann meist auch die, die dann durch irgendeinen Ausraster zu Angreifern werden. Ich persönlich habe mit solchen Leuten nur ganz wenig Mitleid, wenn die Polizei sie tasert, oder über den Haufen schießt.
Ich habe sehr wohl Mitleid mit den Beamten, die diese Maßnahme ergreifen müssen. Denn wer glaubt das derjenige am nächsten Morgen wieder ganz normal am heimischen Kaffeetisch sitzt, und anschließend zum Dienst fährt, als wäre nichts geschehen, der sollte sich mal klar machen, was es heißt einen Menschen vom Leben zum Tode zu befördern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Waffensachkunde, Master Sicherheitstechnik

SchopinHauer  06.09.2024, 11:59

Was ist in dem Kontext „gute“ Zuwanderungspolitik? Dass wir nur die „guten“ klau- tschuldige- nehmen? Cherry picking? Kolonialismus? Dass wir ärmeren die Fachkräfte rauben?

Ganz im Gegenteil es gibt Leute, die sagen, wir brauchen mittlerweile jede Person ungeachtet wie qualifiziert. Warum? Weil die Demographie so ausfällt wie sie ausfällt. Ist das richtig? Nein, aber diese Frage kann doch niemals mit Zuwanderung allein beantwortet werden. Eher ist das doch eine Frage der Kapazität, der Integration und des bereitgestellten Geldes+bürokratische Kabelsalate, nicht?

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BelfastChild  06.09.2024, 12:05
@SchopinHauer
Dass wir ärmeren die Fachkräfte rauben?

Das passiert sowieso nicht. Vielmehr gab es eine massive Zuwanderung ins Sozialsystem. Der von dir geschätzte Helmut Schmidt sah das übrigens so:

https://youtu.be/4D5kr9lowTw?t=3768 (1:02:48 - 1:04:00)

Vorhin schrieb ich das hier:

https://www.gutefrage.net/frage/wie-kann-man-handwerksberufe-attraktiver-gestalten#answer-561293889

In die USA etwa wandern sehr viele Hochqualifizierte ein, die einen Willen haben sich zu integrieren. Größtenteils jedenfalls. Dort ist der Türke im Schnitt besser qualifiziert als der Durchschnittsamerikaner und wählt wesentlich seltener die AKP:

https://www.tagesspiegel.de/politik/warum-turken-in-deutschland-fur-erdogan-stimmen-3964873.html

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SchopinHauer  06.09.2024, 12:18
@BelfastChild

Nur nachhaltig kann das nicht sein. Wenn reiche globale Länder um billige Arbeitskraft konkurrieren. Braucht man sich nicht zu wundern, dass alle Länder destabilisierter werden. Oskar Lafontaine ebenfalls ehem. Sozialdemokrat verwendete hierfür den Begriff des Beschäftigungsnationalismus. Wir probieren die USA zu kopieren und betreiben eine Koch-Brüder Migration statt Albert-Schweitzer.

Und eine spezifische Einwanderung ins Sozialsystem sehe ich nicht. Eher rutschen Leute darin ab, weil Komplikationen wie Arbeitsverbote, Bürokratie, Komminikation Unternehmer und Ausländerbehörde etc PP

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BelfastChild  06.09.2024, 12:24
@SchopinHauer

Wir müssen mehr in Bildung investieren und Arbeitslose gegebenenfalls umqualifizieren. Und natürlich gab es eine massive Zuwanderung ins Sozialsystem:

Die beruflichen Qualifikationen wie auch die schulischen Leistungen ordnen die muslimischen Migranten selbst in der zweiten Generation hinsichtlich Qualifikation und Bildungspotential überwiegend der deutschen Unterschicht zu. Durch weitere Migration aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus Afrika vergrößern sich die strukturellen Probleme noch, die wir schon heute damit haben, dass der Anteil der intellektuell weniger leistungsstarken Schichten in Deutschland demografisch bedingt kontinuierlich zunimmt. Darüber hinaus wird immer wieder verdrängt, dass die Einwanderung nach Deutschland in den letzten Jahrzehnten nicht Einwanderung in die Erwerbstätigkeit, sondern überwiegend Einwanderung ins Sozialsystem war: Von 1970 bis 2003 stieg die Zahl der Ausländer in Deutschland von 3 auf 7,3 Millionen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Ausländer blieb dagegen mit 1,8 Millionen konstant. Das deutsche System der Grundsicherung – so konstruiert, dass in Deutschland jeder mindestens 60 Prozent des mittleren Einkommens hat – verschafft den muslimischen Migranten in Deutschland anforderungsfrei und ohne Arbeit ein Einkommen, das nach den Maßstäben ihrer Heimat nur als traumhaft bezeichnet werden kann. Damit sind auch die Einkommensansprüche dieser Migranten von Anfang an großenteils weit über ihrem Qualifikationsniveau angesiedelt, ihre hohe Arbeitslosigkeit ist damit vorprogrammiert.

Quelle: Deutschland schafft sich ab von Dr. Thilo Sarrazin, 17.,durchgesehene Auflage 2010, Seite 370

Siehe auch:

https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arbeitsmarkt-und-hartz-iv/hartz-gesetze-sozialstaat-in-schieflage-1913599.html

Zuwanderung ist nicht die Lösung. Ohnehin ist Deutschland schon bunt genug:

https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61646/bevoelkerung-mit-migrationshintergrund/

Was meinst du, weswegen so viele Bürger die AfD unterstützen? Sie stand letztes Jahr immerhin bei 23 Prozent. Zuletzt haben sie viele junge Wähler gewählt, auch wegen deren Inhalte:

https://web.de/magazine/politik/wahlen/landtagswahlen/waehlen-junge-menschen-afd-40080538

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SchopinHauer  06.09.2024, 22:16
@BelfastChild

Sarrazin verkürzt ja aber auch hier und dort. Z.B impliziert allein schon der Begriff "Einwanderung" (ins Sozialsystem), dass das gewollt passiert. Es werden komplexe Sachverhalten unterschlagen, bzw die Ursache und Wirkung umgedreht. So ist Einwanderung kein "strukturelles Problem", sondern deutet darauf hin. Es gibt gute Berichte, die nüchtern erklären, wie Migranten nicht-europäischer Herkunft meist ins Sozialsystem abrutschen, obwohl sie abrutschen. Der politisch inkorrekte und fälschlicherweise in Verruf geratene Palmer spricht hier auch über den bürokratischen irrsinn Deutschland. Siehe HIER (BILDTV).

Zuwanderung ist eben nicht die ursächliche Motivation wieso, die AfD gewählt wird. Es ist eine Folge eher aus Ängsten, wie dem sozialem Abstieg. Siehe diese Studie dazu
Schlechte Arbeitsbedingungen, Ablehnung von Migration und Misstrauen: Studie leuchtet Anstieg der AfD-Wahlbereitschaft aus - Hans-Böckler-Stiftung

Oder siehe in die EU-Wahl, wo vordergründig "Frieden", das Hauptthema war, warum Leute vermehrt AfD wählten.

Man muss eher die Wirtschaftselite hinterfragen, inwiefern die Zahlen, die sie herausgeben, Bestand haben. Und ob eben der sogenannte Fachkräftemangel eine Mär ist.

Arbeitsmarkt: "Es gibt keinen Fachkräftemangel"

Die nützliche Mär vom Fachkräftemangel | Wissenschaftsladen Bonn

Probleme gibt es vor allem bei der Integration und diese scheitert eben nicht pimrär weil "Kultur", sondern es ist eine soziale Frage und da wurde sehr viel privatisiert, wenig Investitionen gemacht aufgrund der Mär der Schuldenbremse und alles kaputtgespart. Da braucht man sich nicht wundern, warum Kommunen überfordert sind.

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