Wie stehen die Buddhisten zu Drogen?

5 Antworten

Ich bin Buddhist und äußere mich mal dazu.

Balurot hat ja freundlicherweise schon auf eine Antwort von mir verlinkt. Ich möchte deshalb nur noch meine persönliche Ansicht einbringen.

Bei der Zufluchtnahme nimmt man freiwillig die fünf Sittlichkeitsgelübde auf sich, mit denen man sich unter anderem auch verpflichtet, sich den Geist nicht mit berauschenden Mitteln zu betäuben.

Damit spricht sich der Buddhismus also gegen Drogen aus.

Allerdings fasse ich selbst diese Regel etwas weiter, da sich die Lebensumstände massiv geändert haben.

Meine bevorzugte Übertragung dieser Regel lautet daher

"Ich gelobe, den Geist nicht zu betäuben"

Zur Zeit des Buddha war die einzige Möglichkeit, sein Bewusstsein künstlich zu verändern, die Einnahme von Drogen wie Alkohol.

Heutzutage verfügt der Mensch aber über viel mehr Mittel, um sich den Geist zu betäuben. Er braucht dazu nicht mehr "berauschende Mittel".

Indem man sich ständig von Fernseher, Computer und Smartphone berieseln lässt, kann man sein Bewusstsein genau so trüben und abstumpfen, wie bei einem Alkoholexzess.

Auch unkontrollierter Konsum, der Shopping-Rausch und das Bedürfnis, immer die neusten Markenprodukte zu besitzen, können den Geist so sehr in seinen Bann ziehen, das man regelrecht süchtig danach wird.

Sowohl der Konsum von Drogen, als auch die anderen von mir genannten Faktoren, betäuben den Geist.

Die Praxis von Achtsamkeit und Konzentration wird dadurch erschwert. Deshalb erklärt der Buddhist sich dazu bereit, auf das Betäuben des Geistes zu verzichten.

Das bedeutet nun nicht, dass ich der Ansicht bin, dass jeder Buddhist jetzt sein Smartphone in den nächsten Mülleimer werfen soll.

Allerdings sollte man gerade als Buddhist darauf achten, dass ein technisches Gerät immer ein Hilfsmittel bleibt und nie zum bestimmenden Faktor im Leben wird.

Man sollte sich nicht für wichtiger halten, als man tatsächlich ist - und so wichtig, das man 24h lang per Telefon, Whatsapp, oder SMS erreichbar sein muss, ist praktisch niemand.

Man verpasst schon nicht den Weltuntergang, wenn das Mobiltelefon mal aus und man nicht erreichbar ist.

Tatsächlich hat man mit der modernen Technologie nicht nur das Risiko, sich den Geist zu betäuben, sondern auch das zusätzliche Problem, eine emotionale Anhaftung an äußere Dinge zu entwickeln.

Weder den Geist zu betäuben, noch die Anhaftung an äußere Dinge ist der Achtsamkeit zuträglich und begünstigt weiteres Leiden.

Deshalb sollte ein Buddhist meiner Meinung nach nicht nur im Bezug auf Drogen "clean" sein, sondern auch auf seinen Medienkonsum und seine Technologie-Abhängigkeit acht geben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Das ist ganz unterschiedlich, je nach dem welcher Richtugn man angehört. Einige lehnen jede Art von Drogen ab, andere lassen das nutzen von Drogen zum meditieren etc zu.

Im Gegensatz zu anderen Religionen soll der Mensch im Buddhismus weniger an übergeordnete Instanzen und starre Dogmen glauben, sondern die angebotene Lehre anhand eigener Erfahrungen überprüfen. Um dies zu tun, sollte er vor allem eines tun: Kräftig meditieren. Dann würde er erkennen, was Buddha erkannt hatte, nämlich die „vier edlen Wahrheiten“. Nummer 1: Solange der Geist seine Natur nicht erkannt hat, gehört zum Leben zwar Freude, aber auch Leid. 2. Es gibt bestimmte Ursachen, warum der Geist seine wahre Natur nicht sieht. 3. Buddha sei Dank kann aber jeder die Funktion seines Geistes erkennen, also erleuchtet werden. Und schließlich 4.: Es gibt praktische Mittel, um dies zu erreichen. Mit der Zeit entwickelten sich verschiedene Strömungen im Buddhismus, die unterschiedliche Schwerpunkte legten.

Echte Drogen sind Sünden.

Ihr Trieb liegt darin, sich mit dem Universum in einem zu sein, mit ihrem Spirituismus und Geist sich auf einer Ebene zu begeben.

Das finde ich gut, als unsere verkommene Welt, wie sie den Bach hinunter geht.


Enzylexikon  02.01.2016, 14:29

Im Buddhismus geht es darum, die Realität "so wie sie ist" zu erfahren.

Im Normalfall nehmen wir alles durch einen Filter wahr - Erziehung, Lebenserfahrung, Vorurteile. Sie beeinflussen unsere Wahrnehmung, indem wir sie bewerten.

"Diese Frau ist schön, das Essen ist lecker".

Das halten wir für die Wahrheit.

Wenn ich jetzt frage

"Wie lang ist ein Stock?"

Dann wird sicher irgendjemand sagen, das könne man nicht so absolut sagen, es kommt darauf an, wofür man ihn braucht.

Braucht man einen kurzen Stock, ist er zu lang. Benötigt man einen langen Stock, ist er zu kurz.

Da erkennen wir, das ein Stock weder kurz oder lang ist, sondern das es auf unsere Erwartungen und Bewertung ankommt, wie wir den Stock sehen.

Genau das macht man bei Menschen und Dingen - man unterscheidet zwischen gut und böse, hübsch und hässlich, lecker und widerlich.

In Wirklichkeit ist die Frau weder hübsch noch hässlich, noch ist das Essen lecker, oder ungenießbar. Es ist eine Frage unserer Wahrnehmung und wie wir sie bewerten.

Die Vorurteile, Konditionierungen und vorgefassten Meinungen verhindern also, dass wir die Dinge vorurteilsfrei als das sehen, was sie sind.

Der Buddhismus lehrt, wie man sich von diesen Filtern, die den Blick auf die Realität "so wie sie ist" eintrüben, befreien kann.

Hier ist die Übung der Achtsamkeit, des Loslassens und der geistigen Sammlung wichtig.

Materialismus und Spiritualität

Manche Menschen mögen ihr materielles Leben nicht und suchen nach etwas höherem, nach Spiritualität. Sie sehen einen unterschied Zwischen "bösem" Materialismus und "guter" Spiritualität.

Im Buddhismus gibt es diesen Unterschied nicht.

Es gibt zahlreiche Geschichten, in der buddhistische Lehre provokativ heilige Statuen verbrennen, oder erklären, die größte buddhistische Lehre wäre, zu essen, wenn man hungrig ist und zu schlafen, wenn man müde ist.

Was diese Lehre damit sagen wollen, dass es vom buddhistischen Standpunkt aus, keine Bewertung dieser Dinge gibt. Sie selber bedeuten überhaupt nichts - erst unsere Bewertung macht sie wichtig.

In Klöstern putzen die Mönche die Toiletten - nicht nur die Anfänger, sondern auch ältere Mönche machen scheinbar niedere Arbeiten.

Dabei geht es nicht darum, jemanden zu demütigen, oder Abscheu vor dem Materiellen zu fördern, sondern darum, das Kloputzen genau so achtsam durchzuführen, wie ein Ritual vor dem Altar.

Alle Dinge können als Achtsamkeitsübung dienen, egal wie trivial sie sein mögen. So kann der Alltag selbst zur Praxis der Meditation werden.

Nochmal Drogen

Jetzt sieht man auch, weshalb sowohl betäubende Drogen wie Alkohol, als auch halluzinogene Drogen wie LSD im Buddhismus abgelehnt werden.

Die ersten stumpfen ab, behindern dadurch die Achtsamkeit und verstricken einen noch mehr in den eigenen Konditionierungen.

Die zweiten verändern das Bewusstsein künstlich und schaffen eine scheinbar "spirituelle" Erfahrung, die jedoch keine langfristige Auswirkung auf den Alltag hat.

Sobald die Wirkung weg ist, verfällt der Geist wieder in die gleichen Muster - und hat zudem ein neues Problem.

Weltflucht

Man kann genau so süchtig nach "spiritueller Erfahrung" werden, wie nach einem Joint, oder einer LSD-Pappe.

"Spirituelle Erfahrungen" sind meist spannender als der materialistisch geprägte Alltag und so entsteht das Bedürfnis, sich aus der materiellen Welt zu entfernen.

Das geht nicht nur mit Drogen - manche rennen in eine einsame Höhle im Himalaya, einen hinduistischen Ashram, oder ein christliches/buddhistisches Kloster, um der hässlichen Welt da draußen zu entziehen.

Das ist Weltflucht und ein Extrem, das im Buddhismus vermieden werden soll.

Der Buddhismus lehrt, das man die Welt wahrnimmt, ohne sie übertrieben zu bewerten.

Wenn man unterscheidet zwischen "guter" Spiritualität und "bösem" Materialismus, ist man nach buddhistischer Lehre mächtig auf dem Holzweg - egal ob mit, oder ohne Drogen.

1
Enzylexikon  02.01.2016, 14:51
@Enzylexikon

Echte Drogen sind Sünden.

Zumindest im Buddhismus gibt es keine "Sünden", die vielleicht vom
Teufel eingeflüstert wurden und eine göttliche Strafe nach sich ziehen
würden.

Dort spricht man von "Fehlverhalten" für das man selbst verantwortlich ist und die Konsequenzen irgendwann erfahren wird.

Was wären denn "unechte Drogen" ? Alle Erscheinungsformen, oder Gefühle, von denen wir unser Glück oder inneres Gleichgewicht abhängig machen, können zur Droge werden.

Das finde ich gut, als unsere verkommene Welt, wie sie den Bach hinunter geht.

Wie gesagt, zumindest im Buddhismus gibt es den Unterschied zwischen  "verkommener Welt" und "heiliger Welt" nicht - das sind lediglich Bewertungen aufgrund von Unzufriedenheit

Eben nicht. Dann wäre man nicht würdig, unter künstlichem Einfluss ihrer spirituellen Welt bei treten zu dürfen.

"Spirituelle Welt", was soll das sein? Das Ziel des Buddhismus ist kein paradiesischer Geisteszustand ewiger Glückseligkeit.

Die Realität "so wie sie ist", ist völlig ausreichend. Wir müssen lediglich unsere Konditionierungen fallen lassen.

Ist etwas ganz spezielles.

Speziell wird alles, dem wir eine besondere Bedeutung beimessen und wichtiger ansehen, als andere Dinge.

Es gibt die tibetische Geschichte von einem pilgernden Yak-Züchter, der  mehrfach vergaß, seiner Frau einen heiligen Gegenstand vom Pilgerort  mitzubringen.

Schließlich drohte sie sogar, sich umzubringen, falls er es erneut vergessen würde.

Doch natürlich war er bereits auf dem Heimweg, als ihm einfiel, dass er wieder vergessen hatte, eine Reliquie mitzubringen.

In seiner Angst, seine Frau könne sich etwas antun, blickte er um sich, und sah einen verwesenden Hundekadaver.

Er ging hinüber und brach dem halb verfaulten Hund einen Zahn aus dem Maul.

Der Hirte wickelte den Zahn in ein Tuch und berichtete schließlich seiner Frau, es sei ihm gelungen, einen Zahn Buddhas aus dem Kloster mitzubringen.

Die Ehefrau war begeistert, legte den heiligen Zahn" auf den Hausaltar und begann jeden Tag damit, morgens vor dem Altar zu meditieren.

Schließlich sprach sich herum, das angeblich ein übernatürliches Licht von dem Zahn ausginge und Menschen sogar geheilt wurden, wenn sie in die kleine Hütte pilgerten.

War es ein faulender Hundezahn, der den Menschen
inneren Frieden brachte und sie heilte? Oder war es nicht eher ihr
Glaube, der ihnen Kraft gab, psychosomatische Leiden linderte und
Spontanremissionen herbeiführte?

Was ist schon "Speziell" ?

1
kalippo314  02.01.2016, 16:17
@Enzylexikon

Die zweiten verändern das Bewusstsein künstlich und schaffen eine
scheinbar "spirituelle" Erfahrung, die jedoch keine langfristige
Auswirkung auf den Alltag hat.

Ich muss dir sagen, das stimmt nicht. Wenn es das Ziel ist, nicht zu werten, dann sollte man als Buddhist auch nicht vorschnell über den Konsum psychotroper Substanzen richten.

0
john201050  01.01.2016, 22:26

klingt als wären drogen wie meskalin, lsd, nbome, dmt,... ideal.

sorgen für ein sehr spirituelles erlebnis und erweitern das bewusstsein. gibt ja nicht nur alkohol der einen einfach nur abdichtet.

1
Cabanera  01.01.2016, 22:28
@john201050

Eben nicht. Dann wäre man nicht würdig, unter künstlichem Einfluss ihrer spirituellen Welt bei treten zu dürfen.

Ist etwas ganz spezielles.

0