Wie sprecht ihr das i aus?
Hallo,
Mir ist etwas interessantes aufgefallen. In vielen Fällen spreche ich das i wie ein ü aus, wenn es um Wörter wie irren, wird, und Gehirn geht. (Ich sage stattdessen ürren, würt, und Gehürn), aber beim Wort "Kirche" spreche ich das i wie ein normales i wie im Wort "Mitte" aus.
Meine Sprache wurde höchstwahrscheinlich von verschiedenen Akzenten/Dialekten geprägt, aber ist sowas normal? Gibt es überhaupt Leute, die irgendwas wie "Kürche" sagen würden?
4 Antworten
Diese Vokalrundung beim kurzen i ist sehr typisch "deutschländisch" (also in Österreich und der Schweiz unüblich) und m.E. nach Norden hin immer stärker ausgeprägt. Obwohl man sie auch in Bayern noch hört, vor allem wenn sich die Sprecher besonders bemühen, "hochdeutsch" zu sprechen.
Dabei rutscht auch das Schwa gern weit in Richtung ö, also wird aus dem Gehirn sowas wie ein "Göhüan". Wüaklich!
Lustig finde ich, dass die Sprecher das meist selbst nicht merken und mitunter heftig abstreiten, wenn man sie darauf hinweist.
Ne, das "ir" im Bairischen ist oft ein derart kurzes "ɪ(ɐ)", dass es sich vielleicht für jemanden nördlich des Mains wie ein superkurzes "üa" anhört. Ähnlich wie bei:
- Pfiat di/eich! = Tschüß/Ade/adieu. (Wörtlich: Behüte dich/euch (Gott)!)
- Pfiat enk! = Tschüß (in Tirol)
- Pfia Gooot! = Behüte dich/euch Gott!
Im Deutschen gibt es phonetisch gesehen zwei verschiedene Arten, ein "i" zu sprechen. In "Kirche" [ˈkɪʁçə] klingt es tatsächlich etwas anders als im Wort "tief" [tiːf] - unabhängig von der Länge des Vokals.
Du hörst den Unterschied zwischen [ɪ] und [i] heraus, und diesen Unterschied gibt es auch tatsächlich. Dennoch benutzen wir für diesen Unterschied keine zwei unterschiedlichen Buchstaben.
Dennoch ist es auch in "Kirche" kein "ü" wie in "Küche", das wäre also [ˈkʏçə].
Das [ʏ] ist also ein "kurzes deutsches ü".
Germanische Sprachen (dazu gehören u.a. Deutsch und Schwedisch) haben deutlich mehr verschiedene Vokalphoneme als Latein, im lateinischen Alphabet gab es nur das "I", aber Deutsch hat schon mal 2 verschiedene "I" (und im Schwedischen ist es noch ein wenig mehr ausdifferenziert).
Wir können also sprachlich mehr unterschiedliche Vokalphoneme bilden als uns Buchstaben im lateinischen Alphabet zur Verfügung stehen. Und IPA, das internationale phonetische Alphabet ist insofern durchaus hilfreich, man kann es für alle Sprachen anwenden und somit die Aussprache verdeutlichen.
Ich spreche normalerweise im Deutschen "i" auch wie ein "i" aus, je nach lautlicher Umgebung lang oder kurz. Insbesondere wenn ich einen Vortrag oder eine Rede halte, wenn ich mit Ausländern spreche oder wenn ich jemandem etwas vorlese, spreche ich sehr deutlich und akzentuiere genau.
Aber wenn ich schlampig spreche, dann kann sich schon mal "ir" wie "ür" anhören:
- Ach, det würd schon ürjndwie.
- Haste Kürschen gekauft?
- Ich ess' gern Hürschgulasch.
- Ne, ich geh' nich' in de Kürche.
- Berliner imitierend: Ne, ick jeh nich inne Kürche.
- Berliner imitierend: Mann, dir hamse woll ins Jehürn jeschissen.
Naja, es ist eben so, dass ich mich anstrengen muss, um ein "richtiges" i zu sagen.
Na, dann streng dich doch an bzw. sprich bewusster. Ich bin sicher, dass du das sagen kannst: In unseren Kirschen, Birnen und unserem Wirsingkohl sind keine Würmer.
Wenn du noch das G durch ein J ersetzt, ist es ein Obersächsischer Dialekt.
Najaaaaaa aber die Leute aus Bayern sagen nicht Kürche oder?