Sprechen die Tiroler - dialektmäßig - genau so wie die Bayern?
Ich bin Bayer und bin derzeit in Tirol. Ich verstehe die Leute hier gut, und höre keinen Unterschied zum bayerischen Dialekt heraus.
Ich war auch schon in der Schweiz und in Norddeutschland. Dort verstehe ich den Dialekt gar nicht.
Hochdeutsch z. B. in Berlin hört sich für mich an, wie türkischer Akzent. Bzw. finde ich allgemein, dass viele junge Deutsche einen türkischen Akzent haben.
Habt ihr Erfahrungen?
4 Antworten
Ganz identisch ist es nicht, aber Man fällt kaum auf
Wenn man selbst keine alte Sprache spricht, klingen jede gleich.
Tirolerisch ist ein bairischer Dialekt. Deshalb ist er für einen Bayern natürlich viel einfacher zu verstehen als die alemannischen Dialekte in der Schweiz mit all ihren Spezialitäten in Vokabular und Grammatik.
Ich finde allerdings, daß Tirolerisch aus der Menge der bairischen Dialekte weit ausschert, den es hat ein paar alemannische Lautgesetze übernommen, vor allem die wilden Frikative aus der Zweiten Lautverschiebung (z.B. [xɪnt] statt [kɪnt]). Deshalb macht mir Tirolerisch dann doch mehr Schwierigkeiten als die durchschnittlichen bairischen Dialekte in Kärnten, Salzburg oder der Obersteiermark.
Nein. Mit ein wenig Übung sind die bayerischen Dialekte auch für mich als geborener Berliner verständlich. Ich habe eine Weile für Wacker gearbeitet. Die ersten Male, als ich die Leute aus Burghausen am Telefon hatte, haben sich meine Ohren gekringelt. Nach ein paar Wochen brauchte ich nicht mehr darum zu bitten, möglichst hochdeutsch zu sprechen. Ein spitzfindiger Bayer hätte geantwortet "Dös moch i do.", denn alle bayerischen Dialekte sind hochdeutsche Dialekte, derweil mein Dialekt zu den niederdeutschen zählt. Kann man sich in etwa so merken: hochdeutsche Dialekte werden weiter oben, niederdeutsche Dialekte weiter unten gesprochen.
Habe in Erfurt zwei mal die EAV auf der Bühne erlebt. Klaus Eberharthinger (der Frontmann) beherrscht allgemein verständliches Deutsch ganz gut, aber bei zwei Stunden Konzert merkte man sehr deutlich, dass es für ihn recht anstrengend war. So ein Konzert mit entsprechender Bühnenperformance schlaucht eben gewaltig. Am Ende sprach er doch fast nur noch den Oberösterreichischen Dialekt, was für das Publikum dann nicht mehr so einfach zu verstehen war.
Je weiter es nach Süden geht, desto schwieriger wird es (nicht für die Bayern). Zwar sprechen die Tiroler deutlicher als die meisten Bayern, weil sie den Mund richtig öffnen, aber das war's dann schon. Ganz besonders grauenvoll ist es dann in Italien (also Südtirol). Wenn möglich, spreche ich dort lieber italienisch. Wer in Südtirol bei irgendeinem Radiosender genommen werden will, der muss allgemein verständliches Deutsch sprechen können. Das ist zwar verständlich, klingt aber grauenvoll. In etwa so wie die Seitenbacher Werbung. Wer jetzt denkt, als Deutscher ohne alpenländischen Akzent hätte man ein Chance auf diesen Job, ist falsch gewickelt. Denn für die Einheimischen klingt das grauenvoll.
Ganz ehrlich,in die steckt ein bisschen Rassismus mit drin e.
Aber auch viel Wahrheit. Lange her, aber als ich in und durch Österreich war, da gibt's keinen Sender, wo Hochdeutsch gesprochen wird.
Andererseits war in als Leiharbeiter in meiner Heimatstadt bei ner Thüringer Firma eingesetzt. Klang für mich eher wie chinesisch.
Naja, wer hat sich denn dann angepasst. Und das können Bayern gut. Und ist bewusst, dass unser Dialekt schwer verständlich ist.
N Berliner, Hamburger, Thüringer, dem ist das egal