Wie soll man damit ungehen, wenn man weiß, dass die eigene Mutter einen nie geliebt hat?

6 Antworten

Von Experte DianaValesko bestätigt

Ich wuchs in dem irrtümlichen Glauben auf, dass meine Mutter nichts von mir wissen wolle und habe es irgendwann einfach akzeptiert gehabt, dass es schon so sein muss und es nicht hinterfragt - der Opa würde mich ja nicht anlügen. Ich habe es einfach hingenommen und ausgeblendet, zumal es mir beim Opa nicht schlecht ging und ich noch heute sagen muss, es hat an nichts gefehlt.

Was da passieren kann, ist natürlich rein individuell. Eine indirekte Auswirkung bei mir war, dass ich zu Lehrerinnen entgegen meiner eigentlich freundlichen Art oft sehr barsch war, weil ich wusste, meine Mutter ist irgendwo Lehrerin - ich hatte Angst, andere Lehrerinnen könnten mich genauso "fallenlassen" wie dass mein Opa gesagt hat, dass meine Mutter es bei mir getan hat. Und ich fasste lange Zeit sehr spät Vertrauen zu anderen, mir fehlte einfach ein gewisses Urvertrauen.

Habe dann aber nach dem Tod meines Opas, aber vorrangig dank meiner Freundin bzw. meiner heutigen Frau nach meiner Mutter gesucht, sie gefunden und gemerkt, dass es gar nicht so war wie mir erzählt wurde und sie den Kontakt zu mir immer gesucht hat. Der Opa hat aber alles dafür getan, dass ich weiterhin denke, sie wolle nichts von mir wissen... das zu verstehen war noch schwerer und tragischer auf seine Weise wie die Erklärung meines Opas, dass es zwar eine Mutter gibt irgendwo, sie aber nichts von mir wissen wolle und ihr eigenes Leben lebe.

Heute versuche ich es hinter mir zu lassen, aber ich kam mir anfangs schon betrogen vor um eine gewisse Zeit - wir sind alle froh, dass wir das jetzt alles aufholen können. Ich habe auch gemerkt, dass ich menschlich sehr viel von ihr habe und der Opa das trotz aller noch so energischen Versuche nicht aus mir rausgekriegt hat.

Ansonsten tut es vielleicht ganz gut, wenn man versucht das Ganze für sich individuell zu verarbeiten, gern auch mit Therapeuthischer Hilfe, aber das ist kein Muss - dafür muss man jedoch die Bereitschaft mitbringen und ich verstehe es, wenn jemand Vorbehalte hat; es gibt nämlich schwarze Schafe, ohne dass ich näher drauf eingehen möchte. Wichtig ist, es zu akzeptieren - so wie ich es getan habe, denn im Nachhinein habe ich gemerkt, dass es für mich besser war es hinzunehmen und mit der Lüge (die ich als Wahrheit präsentiert bekam und als solche ansah, es gab ja keine Beweise und warum hätte ich meinem Opa nicht glauben sollen?) zu leben. Ich bin mit dem Bewusstsein, dass meine Mutter zwar lebt, aber nichts von mir wissen will und keinen Kontakt wünscht, auch gar nicht schlecht durch die Pubertät und Ausbildung usw. gekommen - und würde damit vielleicht sogar heute noch ganz gut leben. Beim Psychologen war ich zwar mal, aber das hatte "nur" mit meiner damaligen Arbeitsstelle zu tun und nicht damit. Sonst ging es mir wirklich gut und ich sagte mir ... okay, es gibt eine Mutter und die will halt nix von mir wissen, aber es fehlt mir ehrlich gesagt trotzdem an nix und ich habe doch alles, was ich brauche inklusive einer Arbeit, einer Wohnung, einer netten Freundin, echten Kumpels, ein paar Hobbys und einem schönen Auto.

Wichtig ist: Die Welt geht nicht unter, nur wenn die Mutter nichts von einem wissen will. Für mich ging sie in der Zeit, wo ich davon ausgegangen bin dass das so sei, auch nicht unter; ich hatte auch Lebensfreude. Man darf dem Thema aus meiner Sicht kein Forum bieten, sonst dreht sich ständig alles um die große Frage nach dem WARUM und man häuft im dümmsten Fall Selbstzweifel (nach dem Motto, wieso will meine Mutter nix von mir wissen ... was ist falsch mit mir?) und auch Selbstmitleid an, in dem man sich dann auch ggf. so richtig zu suhlen beginnt. Probleme entstehen erst wenn man sie sich macht, so wie der Weg auch erst beim Gehen beginnt.

Ich hoffe ich konnte dir helfen und wünsche dir alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Uncharteddana 
Beitragsersteller
 08.11.2021, 19:17

Naja ich lebe auch ganz gut mit diesem Wissen. Es ist nur so, seit ich lebe macht sie uns das Leben schwer, auch jetzt noch teilweise. Ich gerate immer wieder unfreiwilligerweise mit ihr in Kontakt, weil ich z.b. aus zweiter Hand von jemanden höre, das sie jedem der ihr über den Weg läuft, und der auch uns kennt Lügen verbreitet und hetzt. Heute habe ich wieder etwas neues über sie rausbekommen, und zwar wieder hintergangen. Das zieht einen einfach so runter...

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rotesand  08.11.2021, 19:25
@Uncharteddana

Kann ich verstehen - ich würde sie aus der Warte wohl einfach nur ignorieren. Ändern könnten wirst du sie nicht, sie wird immer so weiter machen, eventuell ist sie auch psychisch nicht auf der Höhe und kann nicht anders, egal wie sie es wollen würde. Anhand dieser Begegnungen würde ich nicht sagen, dass sie dich nicht liebt, eventuell würde auch eine Aussprache mal Klarschiff machen und die Fronten klären. Ich gebe seit Jahren nix mehr auf irgendwelches Biertischgerede "aus zweiter Hand", sondern glaube nur noch das, von dem ich weiß, es stimmt.

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Uncharteddana 
Beitragsersteller
 08.11.2021, 19:36
@rotesand

Nein. ich verstehe volkommen deine Sichtweise aber in dieser Hinsicht weiß ich, wovon ich Rede. All das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen und gehört. Sie macht dem Namen Egoismus alle ehre. Es wäre viel zu viel das alles jetzt hier aufzulisten, ich habe Storys, das glaubt mir manch einer nicht. Aber als kleines Kind waren wir ihr schon egal, weil sie aller Macht wollte, das wir ins Kinderheim gehen. Sie ist physich krank im Kopf, jeder der sie kennt, ohne Ausnahme, erzählt das gleiche. Ich erlebe sie auch oft, wie sie wirklich ist.

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rotesand  08.11.2021, 19:43
@Uncharteddana

Ouh, okay.. das lässt schon tief blicken. Ich glaube zwar nicht, dass sie dich absolut gar nicht liebt oder gar hasst - aber dass ihr die psychischen Probleme im Weg stehen. Offenbar weiß ihr Umfeld auch, dass diese ganzen Storys, die sie von sich gibt nicht unbedingt stimmen müssen - ärgerlich ist so was natürlich durchaus, aber ändern wirst du sie nicht können. Ich versuche immer, Leute die ich nicht mag oder mit denen ich nichts zu tun haben will usw. mir zu neutralisieren und nicht großartig zu beachten - das hilft schon ganz gut. Schränke am besten den Kontakt noch mehr ein und rege dich nicht über sie auf: Sie ist, wie sie ist - und die anderen wissen offensichtlich auch, dass sie sie nicht immer für voll nehmen können.

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Uncharteddana 
Beitragsersteller
 08.11.2021, 19:24

Danke das du dir zeit genommen hast. Das schätze ich

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Oho, das ist eine schwierige Situation, in der du steckst.

Zunächst einmal sollte man vielleicht nochmal hinterfragen, ob es wirklich so ist wie du sagst. Wurde diese Aussage in einem Streit getätigt? Oder will dich jemand vielleicht nur in den Glauben versetzen? Falls das nämlich so ist, dann machst du dir grundlos Gedanken. Die wenigsten Eltern lieben ihre Kinder nicht.

Falls es doch so sein sollte wie du sagst, dann musst du dir klar machen, dass es nicht an dir liegt. Du bist, wer du bist, und du bist gut so. Wenn deine Mutter dich tatsächlich nicht liebt, kannst du daran nichts ändern. Versuche das zu akzeptieren, manchmal dauert ein solcher Prozess einige Zeit. Deine Mutter ist auch nur ein Mensch und kann keine Gefühle erzwingen. Blick in die Zukunft, die kann nämlich wunderbar sein.


Uncharteddana 
Beitragsersteller
 08.11.2021, 19:23

Sie hat mir nie ins gesicht gesagt, dass sie mich nicht liebt. Aber ich weiß es, augrund ihrer Taten und Worte. An sich komme ich auch ganz gut damit klar, aber sie taucht immer wieder aus dem Nichts auf und macht stress. Das zieht einen so runter

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Noone3141592  09.11.2021, 10:59
@Uncharteddana

Naja, dass mit dem "Wissen" ist auch immer etwas subjektiv Manche Eltern sind auch schlichtweg etwas schwierig, gerade was das Zeigen von Sympathie angeht.

Aber gehen wir davon aus, du hast recht.

Inwiefern taucht sie einfach auf? Vermutlich ist es sinnvoll, wenn ihr erst einmal getrennte Wege geht.

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Dann hast du auch nie Liebe gespürt. Sollte etwas NEUES für dich sein wenn du geliebt wirst. Dein Partner kann sich glücklich schätzen wenn er dich bekommt. Du wirst ihm alle deine Liebe geben.


Versuch auf eignen Füßen zu stehen, dein Glück ist davon nicht abhängig.


vanillakisskiss  08.11.2021, 18:54

Doch.... Jeder Mensch ist auf Muttetliebe angewiesen.

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zxyzxy  08.11.2021, 22:55
@vanillakisskiss

Find ich nur Interessant vorher diese Pauschalisierung kommt, mit genug Lebenserfahrung versteht man doch dass nicht jeder Mensch gleich in seinen Bedürfnissen ist, demnach nee, nicht jeder ist auf Mutterliebe angewiesen.

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vanillakisskiss  08.11.2021, 23:09
@zxyzxy

Jeder Mensch braucht die Liebe einer Mutter. Oder einer anderen Bezugsperson und das lebenslang.

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vanillakisskiss  09.11.2021, 01:16
@MrMiles

Jedes Neugeborene ist darauf angewiesen damit es überlebt

Und so geht es auch weiter, bekommt ein Mensch keine Liebe, entwickelt er Störungen.

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MrMiles  09.11.2021, 01:19
@vanillakisskiss

Nein das ist nicht korrekt. Nicht jeder Mensch der nicht geliebt wird entwickelt automatisch "Störungen".

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Eine oder mehrere Therapien machen und versuchen es hinter sich zu lassen.