Wie schwer ist es an Bürgergeld zu kommen?
Gibt es viele amtliche Hürden oder läuft das mehr oder weniger genauso ab wie andere Anträge usw.? Hast du das Gefühl, du musstest dem Jobcenter hinterher rennen?
1 Antwort
Hi,
danke für deine Frage!
Im Wesentlichen läuft es ab wie auch bei anderen Anträgen. Man hat eine Anleitung, bzw. wird durch den Online-Antrag geführt.
Um Bürgergeld beantragen zu können, muss man folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Man muss mindestens 15 Jahre alt sein.
- Man darf die Altersgrenze für die Rente noch nicht erreicht haben.
- Man wohnt in Deutschland.
- Man kann mindestens drei Stunden pro Tag arbeiten (man muss also erwerbsfähig sein, sonst muss man soziale Grundsicherung oder dergleichen beantragen).
- Man muss hilfebedürftig sein.
Zudem war es bei mir so, dass ich aus dem Werkstudentenverhältnis direkt ins Bürgergeld gerutscht bin. Ich hatte keinen Anspruch auf ALG1, da ich nicht in die Sozialversicherungen eingezahlt habe. Die erste Hürde war es also, den Negativbescheid zu erhalten. Ich hatte alle Unterlagen beisammen, aber die Agentur für Arbeit hat mit dem Bescheid auf sich warten lassen.
Für den Antrag an sich gibt es Formblätter, die ausgefüllt werden müssen (ich habe mal die PDF-Dateien von der Seite des Jobcenters als Hyperlinks hinterlegt, dass du dir anschauen kannst, was das Jobcenter alles wissen will):
- Hauptantrag
- Anlage zur Feststellung der Einkommensverhältnisse (EK)
- Einkommensbescheinigung vom Arbeitgeber
- Feststellung der Vermögensverhältnisse in einer Bedarfsgemeinschaft (VM)
- Anlage zur Feststellung der Kosten für Unterkunft und Heizung (KDU)
Neben diesen wichtigsten Formularen kommen noch je nach Situation andere Formulare (z. B. für Besondere Bedarfe) hinzu. Das ist aber vom Einzelfall abhängig. Zudem müssen noch etliche Nachweise erbracht werden. Zum Beispiel musst du die Kontobewegungen der letzten drei Monate vor Antragstellung offen legen und jeden positiven Zahlungseingang erklären. Falls dir vorher finanziell ausgeholfen wurde, müssen Verträge für zinsloses Darlehen (ja, auch bei Familienmitgliedern) geschlossen und eingereicht werden. Die Familienmitglieder müssen erklären, dass sie dich nicht weiter finanziell unterstützen können. Zudem musst du im Falle einer Krankheit ärztliche Befunde und / oder eine Krankschreibung einreichen. Und ggf. erklären, warum du dich nicht um Arbeit bemühst bzw. warum du nur zu bestimmten Bedingungen arbeiten kannst.
Und wenn du all dies gemacht hast, fehlt meistens trotzdem noch was. Ich musste drei Mal glaube ich was nachreichen. Hinterherrennen musste ich niemandem, aber die Antragstellung war schon ziemlich nervenaufreibend (auch wenn ich alle Unterlagen geordnet beisammen hatte).
Also: Es ist schon machbar, aber so leicht wie alle immer sagen, ist es nicht. Man muss sich für alles rechtfertigen und erklären.
LG