Machen dich die Klischees über Bürgergeld Empfänger wütend und wenn ja, wie gehst du damit um?
Ich kenne deine Situation nur zu gut, ich habe lange Harz4/ Bürgergeld bekommen, aufstockend, weil ich aus gesundheitlichen Gründen nur noch in Teilzeit arbeiten konnte.
Wenn ich dann hier die dämlichen Aussagen zu diesem Thema lese, kommt mir die Galle hoch.
Eine Freundin pflegt ihren Vater Zuhause und kann nur Teilzeit arbeiten und bekommt Aufstockung.
Drei Alleinerziehende aus der Nachbarschaft benötigen Aufstockung weil sie nicht alleine alles finanzieren können mit ihrem Job.
Ein älterer Nachbar mit Behinderung, arbeite nur noch drei Std. täglich und bekommt Aufstockung.
Das sind vier Beispiele für Menschen die Bürgergeld bekommen aber trotzdem so gut es möglich ist, arbeiten.
Alle werden in einen Topf geworfen, mit denen die wirklich keinen Bock auf Arbeit haben.
Mich macht es so wütend, hier dann solchen Müll zu lesen.
Wie geht es dir damit? Welche Emotionen hast du bei diesen ganzen Klischees?
2 Antworten
Hi,
danke für deine Frage!
Erstmal geht es mir ganz ähnlich wie dir, da ich auch nur solche Beispiele wie die von dir genannten kenne. Ich möchte meine Antwort auf deine Frage auch dafür nutzen, um mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen.
Vorurteil 1: Erwerbslose sind faul.
Die meisten Erwerbslosen sind krank oder aktiv auf Arbeitssuche. Die Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit sind allerdings komplexer und häufig strukturell bedingt (z. B. Alter). Die meisten Arbeitslosen sind also nicht faul. Oft sind sie psychisch krank, haben mangelnde Deutschkenntnisse, werden nicht unterstützt oder sind alleinerziehend.
Vorurteil 2: Erwerbslose sind kriminell – vor allem, wenn sie Migrant:innen sind.
Es wurden im letzten Jahr etwa 119.000 Fälle von Sozialhilfebetrug (bei knapp 5 Millionen Empfangenden) begangen. Das entspricht einem Anteil von etwa 2 Prozent. Die Fokussierung auf Migrant:innen findet hauptsächlich durch die Boulevard-Medien statt. Der Großteil der Betrüge - nämlich etwa 2/3 - wird von Deutschen begangen.
Vorurteil 3: Erwerbslose sind eine Belastung.
Es hält sich hartnäckig das Bild vom leistenden Bürger. Alle, die demnach nicht leisten, sind wertlos. Dabei wird sich durch die Medien natürlich auf die Menschen, die Bürgergeld empfangen, gestürzt, die dem hart arbeitenden Steuerzahler das Geld aus der Tasche ziehen.
Dies entspricht nicht der Tatsache. Ein Vergleich: Für Bürgergeldbelange wurden 2023 43,825 Milliarden Euro veranschlagt. Durch Steuerhinterziehung gehen 100 Milliarden Euro verloren.
Vorurteil 4: Erwerbslose entspannen den ganzen Tag auf der Couch und geben ihr Geld für Zigaretten, Alkohol, gemachte Nägel und andere „unnötige“ Dinge aus.
Auch Menschen, die Bürgergeld empfangen, sollen sich mal was erlauben dürfen. Für Freizeit und Friseur sind sogar Zahlungen im Regelsatz berücksichtigt. Für Alkohol ist tatsächlich kein Geld im Regelsatz berücksichtigt, für Zigaretten auch nicht.
Erwerbslose sitzen aber nicht den ganzen Tag auf der Couch mit ner Kippe in der Hand. Die meisten sind entweder krank oder aktiv auf Arbeitssuche.
Vorurteil 5: Erwerbslose sind selbst an der Arbeitslosigkeit Schuld.
In den wenigsten Fällen sind Leute selbst daran Schuld, arbeitslos zu werden. Da reicht es schon, wenn eine Firma pleite geht und man keine Neuanstellung findet - so einen Fall hatten wir mal im Familienkreis. Top ausgebildet, aber überqualifiziert.
Auch Leute, die krank werden, sind nicht selbst daran Schuld, Bürgergeld zu beziehen. Und nicht zuletzt gibt es die schon angesprochenen strukturellen Aspekte, die die Aufnahme von Arbeit oft erschweren.
Vorurteil 6: Jede Person, die wirklich will, kann Arbeit finden – Erwerbslose haben nur keine Lust, sich einen Job zu suchen.
Falsch. Oft können sie nicht oder werden immer wieder abgelehnt. Leuten die Willenskraft abzusprechen, finde ich sowieso befremdlich.
Des Weiteren gebe es für alle Erwerbslosen zu wenige Jobs, sodass, selbst wenn alle freien Stellen belegt werden würden, immer noch mindestens die Hälfte der Erwerbslosen erwerbslos bliebe.
Vorurteil 8: Bei zu hohem Arbeitslosengeld / Bürgergeld haben die Erwerbslosen keine Motivation, sich eine neue Arbeit zu suchen.
In dieser Befragung fand man heraus, dass der Großteil der Deutschen bei einem bedingungslosen Grundeinkommen weiter arbeiten würden.
Der Grund ist relativ einfach: Man wäre finanziell abgesichert und hätte vermutlich mehr Spaß an der Arbeit. Und der geringste Teil der Menschen hätte gar keine Lust zum Arbeiten - schließlich gibt es auch sehr viele Ehrenamtliche.
Ich hoffe, es ist okay, dass ich meine Antwort dafür genutzt habe, weil du ja vor allem auf die Vorurteile / Klischees Bezug genommen hast in deiner Frage.
LG
Wenn ich sowas lese, schon mal darüber nachgedacht, das WIR! simpel den Arsch der Hose haben sollten, für eine Erklärung dazu? Hellsehen kann das niemand. Genau was du schreibst, muss man aber auch RÜBERBRINGEN! Und das passiert nur, wenn es wie bei dir passiert. Stinksauer ohne zu realisieren, wo das Problem ist bei uns nämlich. Sowas bringt mich zum rasen.
Die einfachste und unwiderlegbare.
Ich bekomme Erwerbsminderungsrente.
Das man da nicht mit einem hallo ich bin krank rankommt, sollte jeder wissen. Bis die durch ist dauert es gerne mal zwei Jahre. Wenn ich nicht durch meine Familie abgesichert wäre, würde die Rente nicht reichen Also würde auch ich Aufstockung bekommen.
Und mich einen Dreck, um meine eigene Meinung kümmern.
Denn
Aufstockung ist kein reines Bürgergeld, Heißt jeder der die bekommt ist absolut nicht, in der auch von mir gesehen, Problemgruppe. Siehe meinen Fall. Wieso lassen alle die Aufstockung bekommen, dass dann an sich ran? Es geht nicht um mich/ sie!!!!!
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Es geht um die, nur Bürgergeld bekommen. Obwohl sie zu 100 % Arbeitsfähig sind...